Für viele junge Fussballer ist Training ein qualvolles Müssen und einen Plan fürs Leben haben viele auch nicht. Anders Manuel Fäh. Er weiss mit 22 ganz genau was er will. Als Innenverteidiger des SC Kriens und auch abseits des Fussballfeldes.

Ich treffe Manuel Fäh im Café «Filou und Bengel» neben dem Vögeligärtli in Luzern. Das Café ist auch nach dem Mittag gut besetzt. Die Leute reden und trinken Kaffee. Dieser wird hinter der Theke von Pascal Rojko zubereitet, dem ehemaligen Torhüter- und aktuellen Mentaltrainer des SC Kriens. Die persönliche und authentische Atmosphäre lädt zu guten Gesprächen ein. Es ist kein Zufall, dass Manuel Fäh diese Lokalität für unser Treffen vorgeschlagen hat. Der Innenverteidiger stand in der Vorrunde als einziger Feldspieler des SC Kriens in sämtlichen Spielen über 90 Minuten auf dem Platz. Auf dem Feld ist der 22-jährige die Konstanz in Person. Abgeklärt, ruhig und mit einem guten Stellungsspiel ausgestattet. Eigenschaften die ihn auch abseits des Feldes auszeichnen.

Auch wenns um ihn herum gelegentlich mal hektisch wird. Manuel Fäh ist kein Typ, der sich leicht aus der Ruhe bringen lässt (Bild: SC Kriens).
Auch wenns um ihn herum gelegentlich mal hektisch wird. Manuel Fäh ist kein Typ, der sich leicht aus der Ruhe bringen lässt (Bild: SC Kriens).

«Nach den Spielen treffen wir uns oft mit der Mannschaft im Filou und  Bengel, stossen zusammen an. Nach Siegen und nach Niederlagen. Und natürlich sind wir auch wegen Pascal Rojko hier», erzählt Manuel Fäh. Das regelmässige Zusammensein neben dem Fussballplatz fördere und stärke den Teamgeist, davon ist er überzeugt. Er schätzt die verschiedenen Persönlichkeiten und Charakteren im Team des SC Kriens. Sie seien bereichernd und es gäbe so auch keine Gruppenbildungen innerhalb der Mannschaft. «Wir verstehen uns sehr gut.» Dies wiederspiegele sich auch auf dem Platz. Jeder geht für jeden. Und wenn es nötig ist, legt man für den Mannschaftkollegen einen zusätzlichen Sprint hin.

Kein Weltuntergang
Manuel Fäh hat seine Fussballschuhe das ersten Mal für den FC Kickers Luzern geschnürt. Bis zu den D-Junioren spielte er für den Stadtklub vom Tribschenquartier, ehe der FC Luzern an die Tür klopfte. Er wechselte zum FCL und trug von der U-14 bis zur U-21 das blau-weisse Trikot. In dieser Zeit lernte der Verteidiger auch seinen aktuellen Trainer beim SC Kriens, Marinko Jurendic, kennen. Vor zwei Jahren folgte schliesslich der Wechsel zum SC Kriens. «Mir wurde damals in der Winterpause vom FC Luzern mitgeteilt, dass der Sprung in die 1. Mannschaft im Sommer schwierig sein würde.» Manuel Fäh kämpfte weiter, glaubte an sich und seine Fähigkeiten. Trotzdem wurde sein Vertrag beim FCL nicht verlängert. Folgte darauf die grosse Tristesse? Mitnichten. «Den Sprung in die 1. Mannschaft des FCL nicht geschafft zu haben, war für mich weder ein Weltuntergang, noch empfand ich den Wechsel zum SC Kriens als Rückschritt.» Auch wenn er mit der Option Profifussball liebäugelte. Der verpassten Chance trauert Manuel Fäh nicht nach. Im Gegenteil.

Bildung statt Fussball
Auch wenn der Fussball im Leben von Manuel Fäh eine grosse Rolle gespielt hat und noch immer spielt, seine Ausbildung war ihm stets wichtig. «Ich kenne genügend Beispiele von jungen Spielern, die zu sehr auf den Fussball gesetzt haben. Leider standen sie dann plötzlich oft Profivertrag und auch ohne Abschluss da.» Während seiner Zeit beim FC Luzern entschied er sich deshalb bewusst gegen die KV-Sportlehre. Stattdessen machte er das Diplom an der Fachmittelschule Luzern. Für Manuel Fäh war nach dem Wechsel zum SC Kriens schnell klar, dass er ein Studium in Angriff nehmen möchte. Mehrmals betont er im Gespräch, dass ihm der Fussball nicht alles bedeutet. «Man muss in der Schweiz ein absolutes Talent sein, um überhaupt eine Chance zu haben. Ich kam dann an den Punkt, an dem ich selber gemerkt habe: Es reicht mir nicht.» Natürlich ist es seine Leidenschaft, aber das Leben hat noch mehr zu bieten. «Ich rate deshalb jedem, ehrlich mit sich selber zu sein.» Eine reife Lebenseinstellung für einen 22- jährigen Stammspieler in der dritthöchsten Schweizer Spielklasse.

Manuel Fähs zweiter täglicher Aufenthaltsort neben dem Fussballplatz. Die Bibliothek der PHZ Luzern (Bild: SC Kriens).
Manuel Fähs zweiter täglicher Aufenthaltsort neben dem Fussballplatz. Die Bibliothek der PH Luzern (Bild: SC Kriens).

Australien als Schlüsselerlebnis
Bereits beim Wechsel zum SC Kriens im Sommer 2014 wusste Manuel Fäh, dass er die Rückrunde verpassen wird. Entsprechend hat er dies auch bei der Vertragsunterzeichnung mit SCK-Sportchef Bruno Galliker besprochen. «Nach sieben Jahren beim FC Luzern spürte ich, dass eine Veränderung nötig ist. Ich habe während diesen intensiven Jahren auf vieles verzichten müssen.»

Der viermonatige Sprachaufenthalt in Australien hat bleibende Spuren hinterlassen. Nicht nur glänzen seine Augen während den Erzählungen, Manuel Fäh hat beispielsweise auch gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Und Fussball? Der spielte in Australien gar keine Rolle. In keiner Sekunde hat er ihn vermisst. Im Gegenteil: Manuel Fäh hat es als wohltuend empfunden, einmal bewusst den Fussball im Ballschrank zu lassen. Vor allem nach den intensiven Jahren beim FC Luzern. Er hat aber während seiner Zeit in Australien regelmässig an seine SCK-Teamkollegen gedacht, die in der Heimat um Punkte kämpften.

Dennoch, die Zeit in Australien möchte er gegen nichts in der Welt eintauschen. «Auch wenn ich der Mannschaft in der Rückrunde und bei den Aufstiegsspielen gerne geholfen hätte: Australien war einfach geil.» Nach seiner Rückkehr begann für den Hobby-Surfer ein neues Kapitel. Seit letztem September studiert er an der PH Luzern und möchte eines Tages als Lehrer vor einer Schulklasse stehen. Das Studium ist ihm wichtig. Und das Unterrichten sein grosses Ziel.

Manuel Fäh weiss genau was er will. Sowohl im Beruf, als auch auf dem Fussballplatz. Erfolgreich sein. Auch wenn dies seinen Preis hat. «Die Doppelbelastung Uni und Fussball ist nicht immer einfach zu bewältigen. Vor allem wenn es Richtung Prüfungssession geht. Aber zum Glück ist zu diesem Zeitpunkt die Saison bereits zu Ende.» Viel Zeit für ein anderes Hobby bleibt ihm nicht – vielleicht im Winter mal auf die Piste. Auch legt er Wert darauf, seine Freunde regelmässig zu sehen. All zu oft musste er während seiner Zeit beim FC Luzern darauf verzichten. Käme es für ihn in Frage, einmal das Training auszulassen? «Nein, auf keinen Fall. Trotz allem ist das Training der Höhepunkt des Tages.» Und vielleicht klappt es auch wieder einmal mit einem Torerfolg. Lachend sagt Manuel Fäh: «Ich habe da so einen Dreijahres-Rhythmus.»