Rahel Graf zählt zu den routiniertesten Spielerinnen beim NLA-Team des FC Luzern. Ihren 27. Geburtstag feierte sie an der Sonne – verbunden mit viel Arbeit.

Es geschieht wohl eher selten, dass eine ganze Mannschaft, inklusive Staff, mit einer Geburtstagstorte anrückt, «Happy Birthday» singt und gratuliert. Ausser man befindet sich zu dieser Zeit in einem Trainingslager. Passiert ist dies der FC-Luzern-Spielerin Rahel Graf im türkischen Side, wo die Equipe vom 31. Januar bis 7. Februar ihre Zelte aufgeschlagen hatte, um für die Meisterschaftsphase nach der Winterpause an der Form und Technik zu feilen. Und so konnte die Verteidigerin ihren 27. Geburtstag bei sonnigen und angenehmen Temperaturen feiern.

Die gute Ausgangslage
Optimal vorbereitet steigt das Team von Trainer Bigi Meier, welches in der Tabelle auf Rang drei und vier Zähler hinter Leader Zürich zurückliegt, morgen Samstag mit dem Auswärtsspiel gegen Basel (17.00) in die Rückrunde. Und Rahel Graf hat ein klares Ziel: «Wir wollen den Meistertitel, zumal wir ja im Cup nach der Niederlage gegen Lugano nicht mehr dabei sind», sagt die in Ennetbürgen wohnhafte Verteidigerin. «In der Finalrunde werden dann die Punkte halbiert, somit befinden wir uns in einer guten Ausgangslage – nach oben ist also alles möglich.» Der Gewinn der Meisterkrone wäre dann so etwas wie eine königliche Würde für die «Gräfin». Da gilt es aber auch, einmal den Ligakrösus Zürich zu besiegen, bei dem die Luzernerinnen in der Vorrunde mit 2:4 das Nachsehen hatten. «Die Zürcherinnen präsentieren sich nach wie vor stark, haben mehrere Nationalspielerinnen in ihren Reihen, weisen aber nicht mehr jene Qualität auf wie noch vor zwei oder drei Jahren. Dieses Team ist nicht mehr unschlagbar», weiss Rahel Graf.

62 Einsätze mit dem Nationalteam
Titel und Pokale konnte die in Pfaffnau aufgewachsene Graf schon einige feiern. Mit dem SC Luwin.ch gewann sie 2004 bis 2006 sowohl den Meistertitel als auch den Cup. Später machte sie dann einen Abstecher (2008) ins Ausland zum Bundesligisten Freiburg, nach einem halben Jahr zog es sie aber wieder zurück in die Schweiz, «denn das tägliche Pendeln mit dem Zug wurde mir schlichtweg zu viel». Dann spielte sie für die Farben des SC Kriens, der im Juli 2014 zum FC Luzern wechselte. Die einstige Absolventin der Frei’s Talent School und des verbandseigenen Ausbildungszentrums in Huttwil, welches inzwischen nach Biel dislozierte, trug 62-mal das Trikot der Schweizer Nationalmannschaft. Ihr Debüt auf der grossen internationalen Bühne erfolgte 2007 mit dem Länderspiel gegen Malta und endete 2012, um sich voll und ganz ihrer beruflichen Tätigkeit zu widmen. Sie arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum bei der Invalidenversicherung in Luzern und absolviert zurzeit eine Weiterbildung im Bereich Sozialversicherungen.

Die berufliche Herausforderung
Die Zeit muss also gut eingeteilt werden, denn neben den vier wöchentlichen FCL-Trainings und dem beruflichen Engagement bleibt wenig Raum für anderes. Auch das Lesen, eines ihrer liebsten Hobbys, muss zurückgesteckt werden. Mit einer Ausnahme: «Priorität haben nun die Schulbücher und Sozialversicherungsgesetze», sagt Rahel Graf, denn im Oktober stehen Prüfungen an, die sie zur Sozialversicherungs-Fachfrau mit eidgenössischem Fachausweis befähigen. Auch diese Etappe wird sie in Angriff nehmen, wie man sie auf dem Fussballplatz kennt: konzentriert und fokussiert.

Rahel Graf verfolgt auch mit grossem Interesse das politische Geschehen, was nicht von ungefähr kommt, denn sie ist die Tochter des Luzerner Regierungsrates Guido Graf. «Allerdings», sagt sie, «um aktiv in die Politik einzusteigen, fehlt mir schlicht und einfach die Zeit.»

Diese ist nun ihrem beruflichem Werdegang gewidmet – und zum Glück für den FC Luzern auch dem Fussball.

FC Luzern, Mutationen
Abgänge: Naomi Mégroz (FC Zürich), Jana Schneider (wird an den NLB-Verein Schlieren ausgeliehen), Linda Schüpfer (Auszeit), Assistenztrainer Daniel Landolt). – Zuzüge: Nicole Remund (FC Zürich).