Pasquale Martino von Erstligist Zug 94 muss eine Spielsperre verbüssen. Er hofft, dass sein ohnehin schon arg dezimiertes Team trotzdem morgen einen Sieg einfährt.

Am vergangenen Wochenende erlitt Zug 94 im Auswärtsspiel gegen Delémont eine 1:3-Niederlage. Nicht zuletzt, weil Verteidiger Pasquale Martino in der 74. Minute die zweite gelbe Karte kassierte und das Team von Trainer Mark Adams die Partie mit einem Mann weniger zu Ende spielen musste. Der Zuger Torhüter Georgios Marinis nimmt seinen Teamkollegen in Schutz. Er sagt: «Die zweite gelbe Karte ist gerechtfertigt, aber die erste nicht. Martino wurde für ein vermeintliches Foul verwarnt. Dabei hat er sich gar nichts zu Schulden kommen lassen.»

Dennoch: Warum geht ein bereits verwarnter Spieler in der Folge nicht vorsichtiger ans Werk? Martino erklärt: «Wir stürmten nach vorne, weil wir den 1:1-Ausgleich erzielen wollten. Nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung schlugen die Jurassier einen weiten Ball in Richtung unseres Strafraums. Ich stieg zu einem Kopfballduell hoch, und im Fallen hielt ich mich reflexartig am Trikot meines Gegenspielers fest.» Er habe gehofft, dass der Schiedsrichter Gnade vor Recht walten lasse.

Dem war nicht so. Der Zuger Verteidiger, der gestern seinen 21. Geburtstag feierte, wurde des Feldes verwiesen. Er habe sich geärgert, dass er durch den Platzverweis seinem Team geschadet habe. Umso mehr habe er sich gefreut über den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich durch den eingewechselten Lukas Bulut. Dass es seinem Team trotzdem nicht zu einem Punktegewinn gereicht habe, schmerze ihn umso mehr, da er daran nicht ganz unschuldig sei, bemerkt Pasquale Martino offen und selbstkritisch.

Ebenso offen spricht er über seine bisherige Fussballkarriere und einen noch nicht abgeschriebenen Traum. Der ehemalige Junior von Chur 97, der über das Team Graubünden und die Nachwuchsteams des FC Zürich und Aarau im Januar 2015 zu Zug 94 stiess, erzählt: «Obschon ich nur 1,73 Meter gross bin, wurde ich sowohl in Zürich als auch in Aarau immer als Innenverteidiger eingesetzt, weil auf dieser Position Not herrschte. In den U-Teams bekam ich nie die Chance, meine Trümpfe – die Sprungkraft, das Kopfballspiel und die Ruhe am Ball – im defensiven zentralen Mittelfeld präsentieren zu können, wo meine fehlenden Zentimeter weit weniger ins Gewicht fallen würden.»

Martino, der sich als Fan von Inter Mailand und dessen Legende Javier Zanetti outet, macht kein Geheimnis daraus, dass er nach wie vor davon träumt, seine Brötchen dereinst als Profifussballer verdienen zu können. Da bei Zug 94 nur drei Trainingseinheiten pro Woche abgehalten werden, geht er bei jeder Gelegenheit rund eine Stunde lang intensiv joggen, um auch physisch für höhere Aufgaben gewappnet zu sein.

Guter Zusammenhalt
Falls der Traum von einer Profikarriere nicht in Erfüllung geht, ist es durchaus denkbar, dass Martino Zug 94 treu bleiben wird. Spontan sagt er: «Mir gefällt der Zusammenhalt unseres Teams, den wir mit gemeinsamen Aktivitäten auch ausserhalb des Spielfeldes pflegen. Georgios Marinis, Tolga Mertoglu und Florim Mani sind inzwischen meine besten Freunde geworden.»

Nach dem verpatzten Aufstieg in die Promotion League und den vielen Wechseln hätten sie gewusst, dass es länger dauern werde, bis die Automatismen greifen würden. Umso erfreulicher sei die Entwicklung zu werten. «Dass in der bisherigen Rückrunde ein kleiner Rückschritt zu verzeichnen ist, hängt mit den vielen verletzten Leistungsträgern zusammen. Jetzt liegt es an den erfahrenen Spielern im Team, die in die Bresche gesprungenen Nachwuchsspieler zu unterstützen und zu führen.»

«Werde Teamkollegen ermuntern»
Heute Samstag (16 Uhr, Herti-Allmend) empfängt Zug 94 den FC Bern in der 1. Liga. Der zum Zuschauen gezwungene Pasquale Martino sagt: «Ich werde meine Teamkollegen vor dem Anpfiff ermuntern, voll auf Sieg zu spielen. Im Hinspiel, in dem wir in der letzten Sekunde im Anschluss an einen Freistoss den Ausgleich zum 1:1 entgegennehmen mussten, waren wir die klar bessere Mannschaft.»

Bern werde den Erfolg wohl, wie schon im Hinspiel, mit einer massiven Abwehr und weiten Bällen auf seine Sturmspitzen anstreben. «Ich hoffe», sagt Martino, «dass die Mannschaft meine beim tatenlosen Zusehen angespannten Nerven schonen wird.»