Es war ein spektakuläres Spiel gestern zwischen dem FC Luzern Frauen und den BSC YB Frauen, allerdings bei unwürdigen Verhältnissen – das Schattendasein des Frauenfussballs eben…

Passend zu unserem Vorbericht «Das Schattendasein des Schweizer Frauenfussballs» fand das Spiel zwischen dem FC Luzern und den BSC Young Boys nicht einmal wie angekündigt im Leichtathletikstadion Hubelmatt hinter der swissporarena, sondern auf dem Nebenplatz 43 der Allmend Süd statt. Die technischen Hilfsmittel wurden durch Sportchef Andy Egli bereitgestellt, die Eckfahnen kamen fünf Minuten nach Spielbeginn und die zahlreichen Zuschauer/innen standen rund um das Spielfeld auf gleich tiefem Terrain wie das Spiel selber stattfand.

Dieses war jedoch gut. Sehr sogar. Bereits die Startminuten versprachen Spannung. Keines der Teams war darauf bedacht abzuwarten und den Fokus auf die Defensive zu setzen, sondern beide spielten von Beginn an munter nach vorne. Folgerichtig vielen auch schon früh in der Partie die ersten Tore. Nach einem schnell vorgetragenen Angriff über die rechte Seite war es YB-Nachwuchsspielerin Mimoza Hamidi welche am zweiten Pfosten zum 0:1 für die Gäste einschieben konnte. Doch nur zwei Minuten, ein Freistoss, ein gewonnenes Luftduell sowie ein platzierter Schuss später stand es 1:1. Géraldine Reuteler hiess die Torschützin zum Ausgleich. Auch in der Folge blieb das Spiel sehr unterhaltsam mit Torchancen auf beiden Seiten. Nach dem frühen Rückstand schien der FC Luzern nun wacher, vermochte es aber nicht eine der zahlreichen Möglichkeiten zu verwerten. Reuteler, Bühler und Stapelfeldt verpassten das 2:1 fast im Minutentakt. Auch YB kam in dieser Phase durch Ismaili zu zwei Chancen.

Insgesamt war der FCL dem Führungstreffer aber deutlich näher. So auch in der 24. Minute als Scodeller bereits YB-Torhüterin Oehrli umkurvt hatte, es aber nicht mehr schaffte den Ball im Tor unter zu bringen. Und nur acht Minuten später war es die Berner Schlussfrau welche einen Schuss von Luana Bühler gerade noch mit den Fingerspitzen über die Latte lenken konnte. So kam es wie es kommen musste. Nach einem Konter war es einmal mehr Florijana Ismaili welche alleine vor FCL-Keeperin Böni auftauchte und dieser keine Abwehrchance liess. Die Gastgeberinnen liessen sich aber auch durch den erneuten Rückschlag nicht aus dem Konzept bringen und reagierten wiederum prompt. Géraldine Reuteler traf nach einer herrlichen Einzelleistung allerdings nur den Pfosten. Es war dies der Schlusspunkt einer interessanten ersten Halbzeit in welcher der FC Luzern sowohl mehr Spielanteile wie auch eine Mehrzahl an Tormöglichkeiten besass, dennoch aufgrund der mangelnden Chancenauswertung mit 1:2 zurücklag.

Der zweite Durchgang begann dann schon fast sinnbildlich für dieses Spiel ähnlich wie die erste aufgehört hatte. Nach einer schnellen Kombination über rechts war es die eben erst eingewechselte Tanja Blättler welche mit ihrem ersten Ballkontakt den Ausgleich hätte erzielen können. Doch auch die Gäste aus Bern waren in der zweiten Hälfte wieder präsenter. Ebenso Nadine Böni im Tor vom FCL. Sie konnte nach 56 Minuten einen Schuss von Marilena Widmer gerade noch über die Querlatte lenken. Knappe fünf Zeigerumdrehungen später war es dann Abwehrchefin Marie-Andrea Egli die endlich den Ausgleich erzielte. Der Schiedsrichter und sein Assistent hatten allerdings bereits zuvor korrekterweise auf Abseits entschieden. Weitere Torszenen blieben in der Folge Mangelware. Dennoch war es nach wie vor eine unterhaltsame und spannende Partie.

Deutlich wurde dies nochmals in der 71. Minute als der definitive Ausgleichstreffer fiel. Nicole Remund kam nach einer Flanke völlig freistehend im Strafraum zum Abschluss und erzielte den verdienten Treffer zum 2:2. Ein tolles Tor! Nach 77 Minuten war es Viola Calligaris welche auf der Gegenseite die Möglichkeit zur erneuten Führung hatte. Ihr Schuss wurde allerdings von der Luzerner Hintermannschaft mit vereinten Kräften geblockt. Nur 120 Sekunden später konnte erneut Nadine Böni einen Distanzschuss von Widmer herrlich parieren. Und nochmals nur zwei Minuten danach knallte Ismaili den Ball ans Lattenkreuz. Das Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt somit für beide Seiten mehr als verdient. In der Folge versuchten beide Trainer mit einigen Wechseln nochmals entscheidenden Einfluss auf den restlichen Spielverlauf zu nehmen. Beide Teams waren trotz des tiefen Platzes auch in den Schlussminuten bemüht nach vorne zu spielen, ohne sich jedoch weitere zwingende Möglichkeiten für den Siegtreffer zu erspielen.

Das 2:2 war somit am Ende für beide Mannschaften ein äusserst verdientes Resultat in einer über die komplette Spielzeit ausgeglichenen und schnellen sowie intensiven Partie. Trotz der äusseren Bedingungen hat sich für die ca. 250 Zuschauer/innen der Besuch der Partie auf Platz 43 gelohnt. Sie wurden mit spektakulärem Frauenfussball auf sehr hohem Niveau entschädigt. Doch ob dies ein weiterer Schritt aus dem Schattendasein war mag leider bezweifelt werden…

Telegramm FC Luzern – BSC YB 2:2 (1:2)
Tore: 10’ Hamidi 0:1, 12’ Reuteler 1:1, 36’ Ismaili 1:2, 72’ Remund 2:2. FCL: Böni; Remund, Egli, Graf, Sager (46’ Blättler); Reuteler (88’ Hashani), Bühler, Lourenco, Scodeller; Stapelfeldt, Scheiber. YB: Oehrli; Gillmann, Fasel, Schmid, Burla; Hamidi (92’ Mayland), Calligaris, Widmer, Erne (86’ Avdyli); Ismaili, Lehmann (90’ Calo). Bemerkungen: Luzern ohne Cavicchia, Zürny, Trajkovska, Djokic, Pulver (alle verletzt) und Paglia (krank). YB ohne Scherrer, Abbühl, Heule, Imhof, Ribeaud (alle verletzt) und Probst (nicht im Aufgebot).