Keine Challenge League-Lizenz für den SC Kriens – vorerst. SCK-Präsident Werner Baumgartner nennt im Interview die Gründe und erklärt, weshalb das aktuelle Lizenzverfahren überdacht werden sollte.

Werner Baumgartner, wird der SC Kriens gegen den negativen Lizenzentscheid der Swiss Football League (SFL) Rekurs einlegen?

Wir sind derzeit im Gespräch mit dem Verband und prüfen, ob wir eine realistische Chance haben.

Als wie gross schätzt der SC Kriens diese Chance ein?

Als eher gering. Wir haben immer gesagt, dass wir uns nicht verbiegen werden um eine Lizenz zu erhalten. Das heisst für uns vor allem auch, dass wir keine zusätzlichen finanziellen Risiken eingehen- und uns nicht in die Abhängigkeit von einem einzelnen Gläubigern begeben wollen.

Ausschlaggebend für den negativen Entscheid waren hauptsächlich die Infrastruktur und die Vereinsfinanzen. Was bemängelte die SFL hier konkret? 

Konkret erlaubt uns die SFL nicht, die letzten paar Heimspiele bis zum Stadionabbruch im Kleinfeld auszutragen. Es ist für uns schwer nachvollziehbar, weshalb wir die Vorrunde einer allfälligen Challenge-League-Saison 2016/17 nicht noch im alten Kleinfeld spielen können. Es versteht sich von selbst, dass wir während des Neubaus auf einen anderen Platz ausweichen müssen.

Und bei den Finanzen?

In Sachen Finanzen holt uns halt immer noch die Vergangenheit ein. Wie aus dem letzten Jahresabschluss ersichtlich, weisen wir immer noch eine Überschuldung aus. Diese hat sich in der Zwischenzeit eher verbessert, reicht aber offensichtlich den Ansprüchen der SFL nicht.

Gab es noch weitere Kritikpunkte?

Die weiteren Punkte sind eher formeller Natur. Aber sie sind teilweise nur mit viel Aufwand auszubessern, insbesondere wenn man nicht auf ein paar Jahre Erfahrung und ein bestehendes aktuelles Dossier zurückgreifen kann. Aber alle sind lösbar.

«Wir füllen unglaublich viel Papier aus ohne die wirklich wichtigen Fragen zu beantworten.»

Der Aufwand für die Lizenzeingabe war für die Vereinsleitung enorm und die Chancen auf den Erhalt ungewiss. Hätte man nicht besser auf eine Eingabe der Lizenz verzichtet?

Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass es richtig war, die Lizenz für die Challenge League jetzt zu beantragen. Wir haben damit klar gezeigt wohin wir wollen und unsere Ambitionen angemeldet. Wir wussten, dass es nicht einfach werden würde. Aber wer es nicht versucht, wird nie weiterkommen. Zudem haben wir als neue und junge Vereinsleitung auch viel Erfahrung für die Zukunft gewonnen.

In einem Interview mit Tages Anzeiger hast du gesagt, dass das Vorgehen der SFL bei der Lizenzvergabe «weder adäquat noch zielgerichtet» sei. Wie war das gemeint?

Ich bleibe bei der Meinung, dass der ganze Prozess sehr formalistisch ist. Aber nur mit Papier ausfüllen ist noch lange nicht garantiert, dass gesunde und gut geführte Vereine einen Platz in der Challenge League haben. Und leider beweist das auch der Blick auf die letzten Jahre. Die ständigen Negativbeispiele sind nicht gut für den Fussball, für dessen Image und letztlich auch nicht für unseren Verein.

Was müsste man verbessern?

Es gibt keinen Dialog zwischen Liga und Vereinen. Wir füllen unglaublich viel Papier aus, ohne die wirklich wichtigen Fragen zu beantworten.

«Wir werden uns für ein besseres System einsetzen.»

Wäre es also an der Zeit, dass man sich zusammensetzt und über eine Anpassung der Lizenzauflagen diskutiert?

Unbedingt. Und deshalb ist es aus meiner Sicht auch so schade, dass kein Dialog stattfindet. Wenn das so weitergeht, dann hat die Liga plötzlich keine «Gäste mehr am Tisch», beziehungsweise es sitzen nur noch ganz wenige Grossvereine da. Aber der enorm wichtige Unterbau und damit der Rückhalt fehlt.

Steuern wir auf ein System mit zwei geschlossenen Ligen zu?

Ich weiss es nicht, aber sieht fast danach aus.

Welchen Einfluss kann der SC Kriens auf die Kriterien der Lizenzvergabe nehmen?

Wir werden uns für ein besseres System einsetzen. Ein erster Schritt wird dabei der Dialog sein. Einerseits mit anderen Vereinen der ersten Liga respektive der Promotion League damit wir mehr Gewicht bekommen und andererseits mit der Liga selber. Ich hoffe und rechne damit, dass auch die Liga ein Interesse hat an einer grösseren Anzahl von gesunden und ambitiösen Vereinen, die vielleicht nicht das ganz grosse Budget-, dafür solide Vereinsstrukturen haben.

Ist es für den SC Kriens angesichts der stetigen Professionalisierung der Challenge League auch denkbar, sich in der Promotion League zu etablieren und den Aufstieg in die zweithöchste Liga nicht mit Vehemenz anzustreben?

Das glaube ich eher nicht. Mindestens nicht so lange wie die Promotion League so aussieht wie heute. Sie ist zwar sportlich besser denn je und es wird Fussball auf sehr gutem Niveau gespielt, aber es fehlt der Liga an Attraktivität. Hier muss noch viel gearbeitet werden. Der SC Kriens orientiert sich nach oben und wird dabei den Breitensport, den Zusammenhalt im Verein und die Finanzen im Vordergrund halten.