Ab nächster Saison dürfen in 3.-Liga-Fussballspielen beliebig viele Spieler gewechselt werden. Dagegen lehnt sich der Innerschweizer Fussballverband auf. Dies schreibt die Gratiszeitung «20 Minuten» in ihrer gestrigen Ausgabe. REGIOfussball.ch und die Neue Luzerner Zeitung berichtete bereits letzte Woche mehrmals über das freie Ein- und Auswechseln und das Gentleman Agreement.

Hier der Bericht aus «20 Minuten» vom 20. Juni 2016:

Ein Fussballspiel dauert 90 Minuten, elf Spieler stehen auf dem Platz, wovon drei ausgewechselt werden dürfen: So lauten die ehernen Gesetze des Fussballs. Der Schweizer Fussballverband stellt nun eine dieser fundamentalen Regeln auf den Kopf: In der 3. Liga darf ab der Saison 2016/2017 beliebig oft gewechselt werden. Auf diese Weise soll erreicht werden, dass im Breitenfussball möglichst viele Spieler zu Einsatz kommen können.

«Dritte Liga ist keine Plauschgruppe»
Dem Innerschweizer Fussballverband (IFV) passt dies überhaupt nicht. Denn: «Die sportliche Bedeutung der dritten Liga in der Innerschweiz ist grösser als in anderen Regionen. Das sieht man etwa daran, dass es 3. Liga-Klubs gibt, die 150 Matchballspender haben. Wenn man beginnt, die Fussballregeln zu verändern, wird dieser Bedeutung nicht mehr Rechnung getragen. Die dritte Liga ist bei uns keine Plauschgruppe», sagt IFV-Präsident Urs Dickerhof. Und Mario Sager, Koordinator des Teams Seetal, der sich ebenfalls gegen die neue Regel einsetzt, sagt: «Wenn ein Team 1 : 0 führt, kann es fünf Minuten vor Schluss alle zehn Sekunden jemanden auswechseln. Das fördert die Unfairness und macht die Liga lächerlich.»

Der IFV fürchtet zudem, dass die Faktoren Kondition und Ausdauer ihre Bedeutung verlieren – Vereine mit einem breiten Kader könnten im Verlaufe des Spiels beliebig viele frische Kräfte einwechseln und so gegenüber Teams mit einem kleinem Kader im Vorteil sein. Zudem führe die ständige Auswechslerei zu häufigen Spielunterbrüchen.

Gentlemen’s Agreement gegen die Regel
Die Innerschweizer wollen sich deshalb der neuen Regel aus Bern widersetzen: Alle Trainer und Präsidenten der 36 Klubs im Verband sollen ein Gentlemen’s Agreement unterschreiben, das besagt, weiterhin nur drei Spieler zu wechseln. Verfasst wurde das Agreement von Mario Sager. Es tritt in Kraft, wenn alle Trainer und Klubpräsidenten der 3. Liga unterschreiben. Sie können wählen, ob sie weiterhin nur drei oder als Kompromiss fünf Spieler wechseln können.

Präsident Urs Dickerhof weist darauf hin, dass das Agreement keine regeltechnische Wirkung habe, sondern Ehrensache für die Vereine sei: «Wir können uns nicht einfach über offizielle Regeln des SFV hinwegsetzen. Wenn das Agreement in Kraft tritt und ein Verein trotzdem mehr Spieler einwechselt, kann der IFV keine Sanktionen verhängen.» Es wird in der nächsten Saison interessant sein zu sehen, wie sich Vereine verhalten, wenn sie schon drei Mal gewechselt haben und dann ein Spieler verletzt vom Feld muss. Theoretisch könnte dann ein Klub das Agreement brechen, ohne dafür etwa mit einer Forfait-Niederlage gebüsst zu werden.

Die Formulare werden am Montag verschickt. Mario Sager sagt: «Ich hatte schon viele Telefonate. Die Resonanz ist gross, alle haben bisher gesagt, sie wollen das Agreement unterschreiben. Ich gebe dem Abkommen eine Chance von 50 Prozent, dass es zustande kommt.»