Seit mehr als einem Jahrzehnt geht Roland Kurmann im Kleinfeld ein und aus. Genug hat er davon noch lange nicht. Weshalb erzählt der dienstälteste Trainer des SC Kriens im persönlichen Gespräch.

Roland Kurmann, seit gut 14 Jahren bist du Trainer beim SCK. Weshalb diese Vereinstreue?

Ich mag Herausforderungen (lacht). Im Ernst, ich habe grossen Respekt vor dem SC Kriens und den Leuten die hier wirken. Die Infrastruktur ist in die Jahre gekommen, das Budget knapp und trotzdem spielen wir auf vielen Stufen vorne mit. Das imponiert mir. Entscheidend sind die Menschen, sie machen den Verein zu dem was er ist.

Warst du selber ein guter Fussballer?

Ich habe als Aktiver die meiste Zeit beim FC Horw gespielt, in der 3. Liga. Dazu noch ein Jahr beim FC Schüpfheim. Also um es mal so zu sagen: Andere Juniorentrainer im Spitzenbereich haben sicher eine erfolgreichere Spielerkarriere hinter sich als ich.

Kommunikation als Erfolgsfaktor. Roland Kurmann während der Matchvorbereitung (Bild: SC Kriens).
Kommunikation als Erfolgsfaktor. Roland Kurmann während der Matchvorbereitung (Bild: SC Kriens).

Was macht dich zu einem guten Trainer?

Bin ich das und was heisst gut? Ist ein Juniorentrainer «gut», wenn sein Team Spiele gewinnt und an der Tabellenspitze steht?

Im Profifussball läuft es schlussendlich darauf hinaus.

Im Juniorenspitzenfussball geht es nicht nur und ausschliesslich um Resultate oder Tabellenplätze. Früher war ich eher ein resultatorientierter Trainer. Einer dem der messbare Erfolg wichtig war. Mit der Einführung von Footeco wurde uns Trainern aber eine andere Sichtweise vermittelt. Jetzt geht es vielmehr um die Entwicklung des einzelnen Spielers, weniger um Mannschaftstaktik, Spielsystem oder ähnlichem. Heute trainiere ich zum Beispiel vor jeder Partie Spielziele, wie schnelles Umschalten oder Verhalten bei Ballbesitz. Sie sind wichtiger als das Resultat.

Braucht man Resultate nicht als Vergleichsmöglichkeiten?

Ergebnisse sind ein Massstab um die eigene Arbeit zu beurteilen, natürlich. Der Totomat ist aber nicht das allein Seligmachende, sondern es geht um die Entwicklung über einen längeren Zeitraum. Unsere Arbeit nach Resultaten auszurichten, wäre für die Entwicklung der Spieler nicht gut.

Weshalb?

Stellt ein Trainer resultatorientiert auf, nimmt ein Spieler auf dem Platz einfach seine ihm zugewiesene Rolle wahr und spult sein Programm ab. So entwickelt man sich nicht. Und weil das Resultat bei Footeco weniger im Vordergrund steht, sind die Junioren von heute um Welten weiter als die Junioren vor fünf, sechs Jahren.

Kann man das so deutlich sagen?

Ich finde schon. Das technische Niveau ist höher. Die Spieler sind mutiger, sie versuchen zu spielen, gehen Risiken ein, sind offensiver. Die Spielintelligenz, das Verständnis für den Fussball, ist dadurch ausgeprägter. Rückblickend muss ich sagen, dass sich der Juniorenfussball positiv entwickelt hat in den letzten Jahren.

Das heisst aber auch, dass man sich als Trainer mitentwickeln muss.

Ja klar, die Anforderungen an den Trainer sind sicher gestiegen. Fachlich und auch im Umgang mit den Junioren. Aber das ist gut. Denn genauso wie sich ein Spieler weiterentwickeln muss, sollte das auch sein Trainer müssen.

Was hat sich als Trainer im Umgang mit den Junioren verändert?

Heute kommuniziere ich als Trainer viel mehr mit den Spielern, um ihnen Raum zu geben damit sie ihre Ansichten äussern können. Der Trainer von früher hat einfach befohlen. Das geht heute nicht mehr. Die Jungs wollen verstehen, wieso wir eine bestimmte Übung machen, warum dieser Laufweg wichtig ist oder weshalb sie auf dem Flügel und nicht im Zentrum spielen. Haben sie dieses Verständnis, geben sie vollen Einsatz im Training und im Spiel.

Was ist deine Vorstellung von gutem Fussball?

Meine Junioren sind 13. oder 14. Jahre alt. In diesem Alter sollen sie vor allem Fussball spielen und sich als Spieler entwickeln. So banal das klingen mag. Natürlich kann nicht jeder machen was er will. Taktische Aspekte braucht es zwischendurch, aber die Spieler sollen mutig, aktiv und entscheidungsfreudig sein, sich etwas zutrauen im Spiel.
Mit 13. oder 14. Jahren steht man an der Schwelle zwischen Kind und Jugendlichem.

Welche Rolle spielt da der Fussball im Leben deiner Junioren?

Ich denke eine sehr entscheidende. Die Spieler sind sehr motiviert, sehr lernwillig. Wie Schwämme die alles aufsaugen. Sie wollen lernen und sich verbessern.

Das bringt aber auch viel Verantwortung für den Trainer.

Absolut, es ist sehr spannend die Spieler in dieser Lebensphase zu begleiten. Es ist eine Altersstufe in der sie enorm empfänglich sind für Anweisungen und Ratschläge. Zumindest auf dem Fussballplatz (lacht).

Ein Grund weshalb du seit Jahren auf dieser Juniorenstufe arbeitest?

Sicher ein Hauptgrund. Wie gesagt sind Spieler im Footeco-Alter wissbegierig und können so enorm grosse Fortschritte erzielen und es ist das Alter indem die Weichen gestellt werden für eine allfällige Karriere im Profiussball.

Sind die Junioren sich dessen bewusst?

Nein, nicht immer. Sie sollen spielen, unbeschwert, mutig und frech. Aber sie müssen sich auch bewusst werden, dass der Weg in den Profifussball mit vielen weitere Anforderungen verbunden ist. Zum Beispiel eine gesunde Ernährung, Selbstdisziplin, fokussierte Vorbereitungen und so weiter. Mir ist es wichtig, dass ein Spieler nicht auf demselben Niveau ist, wenn er nach einer Saison in die nächste Altersstufe aufsteigt. Er muss in allen Bereichen ein höheres Niveau haben. Das ist mein Ziel.