Ueli ­Scherer und Elio Wildisen spielen seit ihrer Kindheit beim SC Obergeissenstein. Sie wurden zusammen 3.-Liga-Meister in der letzten Saison.

Viel Betrieb ist auf dem Fussballplatz Wartegg während der ersten Hälfte der Sommerferien nicht. Einige daheimgebliebene Senioren schwitzen auf dem Nebenrasen. Auf dem Hauptplatz geht es aber so richtig ab. Die erste Mannschaft des SC Obergeissenstein trainiert, wie sonst unüblich, auch mittwochs. Während dieser Zeit trainiert der Aufsteiger vier Mal wöchentlich.

Kämpfen, Leiden, Siegen: Das steht geschrieben auf einem Transparent hinter dem Tor auf der Südseite des Wartegg-Kunstrasens. Es sind diese Attribute, die dem Stadtluzerner Quartierklub zum sofortigen Wiederaufstieg verhalfen. Nach 2014 wieder als 3.-Liga-Meister aufgestiegen – obwohl unter den sechs Teams der Aufstiegsrunde nicht als Hauptfavorit gehandelt. «Wir wussten, dass wir in der Rückrunde jedes Spiel gewinnen mussten», sagt Ueli Scherer (31), der Aussenverteidiger auf der linken Seite. «Es tönt vielleicht etwas blöd, aber wir verspürten dennoch nie Druck, wir wollten das einfach erreichen.» Zur ganzen Erfolgsrezeptur gehört also auch Lockerheit. Und die Solidarität im Team ist nicht nur eine Plattitüde, sie wird gelebt, wie Elio Wildisen (20), der Aussenverteidiger auf der rechten Seite, nur bestätigen kann. «Die Älteren im Team behandeln die Jüngeren nicht wie Lehrlinge, sondern sind gute Kollegen.»

Der Trainer, ein positiv Verrückter
Wildisen, der wie Scherer im Tribschenquartier aufgewachsen ist, versuchte einst, bei der U-17-Nachwuchsequipe Kriens-Luzern sein Talent auszuloten. «Ich hatte Ambitionen, musste aber feststellen, dass ich das Rüstzeug zu Höherem nicht hatte.» Seit 2014 ist der Geografiestudent an der Uni Bern wieder zurück beim SCOG. Scherer hingegen hat in seinem fussballerischen Lebenslauf nur «Obergeissenstein» stehen. Nur einmal ging er fremd: Als kleiner Bube versuchte er sich kurz als Eishockeyspieler beim damaligen SC Luzern, bevor er sich für den Fussball entschied.

Elio Wildisen, der Jungspund, und Ueli Scherer, der «alte», aber immer noch schnelle Hase, sind als Aussenverteidiger defensiv zuverlässig, wissen sich aber auch offensiv in Szene zu setzen. Dennoch sind ihre Qualitäten unterschiedlich. Scherer über Wildisen: «Er ist konditionell sehr stark, hat ein gutes Stellungsspiel: Man sieht, dass er eine gute Ausbildung genossen hat.» Wildisen über Scherer: «Er hat die Ruhe am Ball, wo ich diesen in gewissen Situationen schneller weghauen würde. Er verarbeitet diesen noch besser als ich. Und im Training spiele ich gar nicht gerne gegen ihn.» Den Erfolg, da sind sich beide einig, ist dem Trainerduo Micha Egli/Marco Häfliger zuzuschreiben. Egli, der frühere NLA-Spieler beim SC Kriens, geniesst Wertschätzung bei den Spielern. Wil­d­isen: «Er ist unkonventionell, nicht der Stereotyp, den ich in Kriens erlebte und sogar siezen musste. Er schaffte es in den Aufstiegsspielen, unsere Kräfte zu bündeln. Ich ging jedes Mal mit ‹180› auf den Platz.» Scherer ergänzt: «Er ist im positiven Sinn ein Verrückter mit ganz eigenen Methoden. Er macht keinen Halt, du musst bei ihm immer ans Limit.»

Erfolg dank guter Nachwuchsarbeit
Nun spielt der SC Obergeissenstein nach einem Jahr Absenz wiederum in der höchsten regionalen Klasse. Und es versteht sich von selbst, dass er nicht zu den Favoriten zählt. Die Abgänge wurden ausschliesslich mit eigenen Junioren ersetzt. Eine Philosophie, die der Verein seit nunmehr vielen Jahren verfolgt und sich mehrfach ausbezahlt hat (Aufstiege in die 2. Liga regional 2010, 2014, 2016 und der IFV-Cupsieg 2013). Scherer, der gute wie auch schlechte sportliche Zeiten erlebt hat, weiss zu berichten: «Es herrschte auch in schlechten Zeiten nie böses Blut. Deshalb wird es auch ruhig bleiben, falls wir den Ligaerhalt nicht schaffen sollten.» Diese Möglichkeit besteht, ist aber ab der kommenden Saison kleiner geworden: Wegen der Ligaaufstockung auf 14 Teams für die Spielzeit 2017/18 steigen maximal zwei Teams ab. Um eben nicht zu diesen zu gehören, betreiben die OG-Spieler vor Saisonbeginn einen hohen Trainingsaufwand. Wildisen: «Trotz zeitweise vier Trainings pro Woche komme ich jedes Mal gerne hierher.» Dieser Aufwand soll sich schliesslich auch in der 2. Liga regional auszahlen: Kämpfen – Leiden, nun gilt es auch noch eine Liga höher zu siegen. Und auch da ist es wichtig, die Lockerheit zu bewahren.