Der SC Cham hat sich nach zweifelhaftem Saisonstart gefangen. Das hängt auch mit der Formstärke von Roman Herger (23) zusammen.

«Ich habe keinen Kiefer und keine Brust mehr», sagte Roman Herger erschöpft, aber euphorisch im Schein des Flutlichts auf dem Chamer Eizmoos. Minuten zuvor hatte die hängende Sturmspitze zum 4:3 für den Sportclub getroffen in der Promotion-League-Partie gegen Köniz. Es war der erste Sieg der Saison und ein wichtiges Signal der Chamer, die zuvor aus zwei Meisterschaftspartien nur einen Punkt geholt hatten und vor allem gegen einen Zweitligisten aus dem Cup geworfen worden waren.

Herger ist gegenwärtig die herausragende Figur in der Offensive des Sportclubs. Im jüngsten Match in Sion erzielte er den einzigen Treffer der Partie, den vierten insgesamt im laufenden Championat. Sein Bewegungsablauf erinnert an Thomas Müller, nicht nur wegen des ähnlichen schlaksigen Körperbaus. Wie der Weltklassemann vom FC Bayern München verfügt Herger über einen Torriecher.

Auch ein Vorbereiter
Herger ist aber nicht nur ein Vollstrecker. Als hängende Spitze fungiert er bei Kontern als Schaltstation und leitet auch Tore ein. Darüber hinaus geht er weder zu Luft noch zu Boden keinem Zweikampf aus dem Weg. Von dieser Aufopferung zeugt die eingangs gemachte Aussage. «Ich sehe mich als Zehner», sagt Herger auf seine Rolle angesprochen, «als offensiven Zehner».

Der 23-Jährige aus Affoltern am Albis spielt die dritte Saison seiner zweiten Zeit beim SC Cham: Nach 42 Spielen und 18 Treffern für den damaligen Erstligisten in den Jahren von 2011 bis 2013 wechselte er nach Baden. Der ­vormalige Chamer Trainer Sven Christ hatte ihn an seine neue Wirkungsstätte mitgenommen. «Er wollte aus mir noch einen Profi machen», sagt Herger. Doch daraus wurde nichts, wie schon nach seiner Juniorenzeit beim FC Zürich. Dort spielte er an der Seite von zahlreichen Spielern, die heute einer Profikarriere nachgehen, wie beispielsweise der Nationalmannschaftsstürmer Josip Drmic. «Mittlerweile habe ich mit dem Thema abgeschlossen, ich träume nicht einmal mehr davon», sagt Herger gelassen. Er war weitsichtig genug, während seiner Zeit beim FCZ-Nachwuchs eine ­reguläre KV-Lehre zu machen. «Das war nur möglich, weil mir mein Arbeitgeber für die Trainings frei gab», erklärt er. Heute arbeitet er bei der Zuger Bossard-Gruppe im Einkauf.

Heute gegen den Aufsteiger
Sportlich ambitioniert ist er dennoch. In der Saison 2014/15, nach der Rückkehr auf das Eizmoos, war er mit 17 Toren in 23 Matches massgeblich am Aufstieg in die Promotion League beteiligt. Dort konnte er in der vergangenen Spielzeit wegen Absenzen infolge eines Sprachaufenthalts und einer langen Verletzung keine grossen Akzente setzen. Das holt er jetzt nach. Mit seinen vier Treffern liegt er an der Spitze der Torschützenliste.

Heute Samstag empfängt Herger mit Cham den Aufsteiger Bavois (16.00, Eizmoos), der zuletzt in Kriens mit 1:6 unterging. Die Chancen stehen gut, dass der Höhenflug des Sportclubs und dessen Überflieger weitergeht.