Davide Palatucci (29) vom Erstligisten Zug 94 ist seit letztem März zum Zuschauen verdammt. Sein Wort hat aber nach wie vor Gewicht.

Seit er wieder gehen kann, nimmt Davide Palatucci jedes Training und jedes Spiel des Erstligisten Zug 94 kritisch unter die Lupe. Der schwerverletzte Captain beobachtet das Verhalten seiner Teamkollegen und liefert dem Cheftrainer Mark Adams wertvolle Feedbacks. In Gesprächen vermittelt er den jungen Spielern den einen oder anderen Tipp, und er macht ihnen Mut, weiterhin hart zu arbeiten und an sich zu glauben.

Dass der 29-Jährige selbst hart an sich arbeitet und an sich glaubt, steht ausser Frage, wenn man weiss, was ihm widerfahren ist. Nüchtern erzählt er: «Am 12. März im Meisterschaftsspiel gegen den FC Solothurn kam ich kurz vor dem Halbzeitpfiff vor einem gegnerischen Verteidiger an den Ball. Als er mich kurz am Dress zurückhielt, verlor ich das Gleichgewicht und stürzte. Unglücklicherweise fiel der schwergewichtige Verteidiger auf mein linkes Knie, das gegen innen abknickte. Die Folgen waren fatal.» In der Tat. Palatucci, der heftige Schmerzen verspürte, wurde von seinem Vater sofort in die Notaufnahme des Zuger Kantonsspitals gefahren, wo erste Untersuchungen erfolgten. «Obschon die Ärzte noch keine definitive Prognose stellten, ahnte ich, dass ich wohl über eine längere Zeit nicht mehr werde Fussball spielen können. Die Gewissheit erhielt ich dann von unserem Clubarzt Philipp Bernhart, der nach einem MRI feststellte, dass nebst dem vorderen Kreuzband auch das Innenband gerissen und der Meniskus verletzt war.»

Schwierige Genesungsphase
Eine Woche nach dem Unfall wurde Davide Palatucci von Philipp Bernhart in der Hirslandenklinik «Im Park» in Zürich erfolgreich operiert. Es dauerte dann rund einen Monat, bis der Pechvogel sein linkes Bein wieder strecken und leicht belasten durfte. «Diese Phase der Genesung fiel mir äusserst schwer. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, dass ich meinen angeborenen Bewegungsdrang nicht ausleben durfte. Dass ich dafür mehr Zeit fand, um anderen Hobbys frönen zu können, war nur ein schwacher Trost.»

Anregende Gespräche mit seinen Eltern – natürlich in erster Linie über das aktuelle Fussballgeschehen – und der stete Kontakt mit seinen Kollegen hätten ihn immer wieder aufgemuntert. «Den grössten Rückhalt fand ich bei meiner Frau Raika, die mir jede nur erdenkliche Unterstützung leistete, obschon sie zweimal pro Woche ihrer Arbeit als Sachbearbeiterin in einem Backwarengrosshandel in Emmenbrücke nachgehen musste.»

Schliesslich sagt Palatucci lächelnd: «Unglaubliche Freude hat mir das Spielen mit meiner zweijährigen Tochter Amilia gemacht. Wenn ich in die strahlenden Augen meines Kindes schaute, waren alle Ängste und Sorgen um meine fussballerische Karriere wie weggeblasen.»

Angesichts der schweren Verletzung, die sich Palatucci zugezogen hat, verläuft der Heilungsprozess erfreulich gut. Nur einen Monat nach der Operation konnte er wieder erste Gehversuche machen und seine Arbeit als Gruppenleiter einer Versicherungsgesellschaft zu 50 Prozent von zu Hause aus wieder aufnehmen. Heute arbeitet er wieder voll Elan am Hauptsitz seines Arbeitgebers in Zürich, und wenn seine Teamkollegen von Zug 94 trainieren, muss Palatucci nicht mehr tatenlos zusehen. Mit leichten Laufübungen tastet er sich wieder heran. «Am liebsten würde ich natürlich sofort wieder Fussball spielen, aber dafür ist es noch zu früh. Wenn der Heilungsprozess derart gut weiterverläuft wie bisher, kann ich vielleicht schon in der Endphase der Vorrunde – sicher aber nach der Winterpause – zumindest wieder für Teileinsätze in die Hosen steigen.»

Cupspiel ein Dessert zum Geniessen
Dass dem Captain Davide Palatucci das Geschick von Zug 94 am Herzen liegt, verdeutlicht er mit den Worten: «In unserer Mannschaft steckt viel Potenzial. Wir werden von der Konkurrenz wegen unseres Bestrebens, in absehbarer Zeit den Aufstieg in die Challenge League zu schaffen, ernst genommen. Leider haben wir derzeit mehrere verletzte Leistungsträger zu verkraften, was infolge der schmalen Personaldecke nicht einfach zu kaschieren ist.»

Die Mannschaft spiele zwar nach wie vor sehr gut, aber der letzte Pass zwischen die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr und der Abschluss liessen derzeit etwas zu wünschen übrig. Auf den Cuphit gegen den FC Basel am 18. September angesprochen, sagt er: «Obschon die Vorfreude darauf riesig ist, wissen wir, dass wir unseren Fokus auf die Meisterschaft richten müssen. Das Spiel gegen Basel soll sozusagen ein Dessert zum Geniessen sein.»