Der SC Kriens sucht ein Ersatzstadion für die Zeit des Kleinfeld-Neubaus. Favorit ist jenes des FC Kickers im Tribschenquartier, doch dort hat man Bedenken.

Im Fussball ist der SC Kriens hinter dem FCL klar die Nummer 2 in unserer Region. Die erste Mannschaft spielt in der Promotion League, der dritthöchsten Liga der Schweiz. Erfolg haben heisst, auch in Sachen Infrastruktur gut dazustehen. Auch hier plant der SCK Grosses: ein neues Stadion inklusive Sportzentrum anstelle des heutigen baufälligen Kleinfelds. Kosten: 22 Millionen Franken. Investor ist die Luzerner Pensionskasse (LUPK), die Gemeinde Kriens will 4,5 Millionen beitragen (wir berichteten).

Die Chancen, dass das neue Stadion realisiert wird, stehen gut. Ende Juni genehmigte der Krienser Einwohnerrat den Bebauungsplan einstimmig. Im Herbst muss das Parlament nun noch über den Baurechtsvertrag und den kommunalen Baukredit entscheiden. Läuft alles rund, wird das Kleinfeld Ende 2016 abgerissen. Das neue Stadion soll im August 2018 eröffnet werden.

Kickers-Stadion kürzlich renoviert
Was aber passiert in der Zeit zwischen dem Abriss des alten und der Eröffnung des neuen Stadions? Wie überbrückt der SCK die ein- bis zweijährige Übergangsfrist? Noch ist nichts entschieden. Doch gemäss Informationen, die unserer Zeitung vorliegen, steht eine Lösung im Vordergrund: die vorübergehende Austragung der Heimspiele der ersten SCK-Mannschaft im Stadion des FC Kickers Luzern. Dieses befindet sich im Luzerner Tribschenquartier vis-a-vis dem Eiszentrum.

Verkehrsmässig wäre es für die Krienser Fans wohl leicht erreichbar. Dazu kommt: Das aus dem Jahr 1965 stammende Kickers-Stadion wurde 2013 renoviert und gehört heute mit seiner schmucken Tribüne – in den Klubfarben Rot-Schwarz – zu den schönsten Fussballspielstätten der Zentralschweiz. Zudem: Diesen Frühling erhielt es einen neuen, hochwertigen Naturrasen.

Eigentümerin ist die Stadt
«Ja, wir würden sehr gerne im Kickers-Stadion spielen», bestätigt Werner Baumgartner, Präsident des SCK, auf Anfrage unserer Zeitung. Mehr dazu will er aber noch nicht sagen: «Die Gespräche sind eben erst angelaufen. Es gilt, noch viele offene Fragen zu klären.» Dass es erste Kontakte mit dem SC Kriens gegeben hat, bestätigt auch Kickers-Präsident Renato Amado. Aber auch er betont: «Entschieden ist noch nichts.» Kompliziert wird das Ganze dadurch, dass das Kickers-Stadion nicht dem FC Kickers gehört, sondern der Stadt Luzern. Der FCK ist dort lediglich eingemietet.

Was sagt also die Stadt Luzern? Die städtische Kultur- und Sportchefin Rosie Bitterli bestätigt eine Anfrage des SCK-Präsidenten. Für Bitterli ist aber klar: «Jetzt geht es in erster Linie darum, dass der SC Kriens und der FC Kickers zusammensitzen. Sollten sie sich einig werden, dann wird die Stadt mithelfen, eine solche Lösung zu ermöglichen.»

Gemäss Kickers-Präsident Amado werde der SC Kriens nun seine Bedürfnisse zusammentragen. «Andererseits», so Amado, «stellen wir vom FC Kickers die Spielpläne der Frühjahrsrunde 2017 zusammen, um die Diskussion mit konkreten Daten führen zu können.» In einem nächsten Schritt würden dann Vertreter der beiden Vereine zusammensitzen und alle Fakten auf den Tisch legen und diskutieren. «Dann wird sich zeigen, ob der Wunsch des SC Kriens realisierbar ist oder nicht», sagt Amado. Und er fügt hinzu: «Letztlich entscheidet die Abteilung Kultur und Sport der Bildungsdirektion der Stadt Luzern.»

Die erste Mannschaft des FC Kickers spielt in der 2. Liga interregional, zwei Ligen tiefer als der SCK. Dazu benutzen drei weitere Aktivmannschaften, die Seniorenmannschaft plus drei Juniorenmannschaften der höchsten Spielklasse des Teams OK (SC Obergeissenstein-FC Kickers) das Kickers-Hauptfeld. «Der Sportplatz Tribschen ist durch unsere Mannschaften sehr stark belegt, und wir können nicht einfach Lösungen aus dem Hut zaubern», so Amado. «Das muss beim Entscheid berücksichtigt werden.»

«Es muss auch für uns stimmen»
Man sei nicht grundsätzlich dagegen, dass die erste SCK-Mannschaft ihre Heimspiele vorübergehend im Kickers-Stadion austrage, betont Amado. «Aber es muss auch für uns stimmen.» Dass man deswegen seine eigenen Heimspiele auf irgendeinem Nebenplatz auf der Allmend austragen müsste, sei nicht im Sinn des Vereins: «Wir wollen nicht an den Rand gedrängt werden.»

Dass die Anliegen des FC Kickers respektiert werden, ist für SCK-Präsident Werner Baumgartner selbstverständlich. Um möglichen Missverständnissen zuvorzukommen, betont er auch: «Nur die Heimspiele unserer ersten Mannschaft würden vorübergehend im Kickers-Stadion ausgetragen. Unsere gesamte Breitensportabteilung würde auch während der Bauzeit im Kleinfeld bleiben.»

Alternative Leichtathletikstadion
Was aber, falls es zu keiner Einigung zwischen dem SC Kriens und dem FC Kickers kommt? Alternative Ersatzspielorte für die erste SCK-Equipe wären etwa das Leichtathletikstadion Luzern, das Stadion Horw oder das Gersag in Emmenbrücke, wo der FC Luzern 2009/10 und 2010/11 übergangsweise während des Baus der Swissporarena seine Heimspiele austrug.

Entsprechende Gespräche habe man noch nicht geführt, sagt Baumgartner dazu. Er betont aber: «Emmenbrücke ist für uns wohl zu weit weg, und die Platzverhältnisse in Horw sind eher eng.» Bleibt das Leichtathletikstadion. «Hier wäre es wohl möglich», sagt Baumgartner. Aber auch hier habe es noch keine Gespräche gegeben.

Bei Aufstieg in die Swissporarena?
Pikant ist: Sollte der SC Kriens Ende der laufenden Saison in die zweithöchste Liga aufsteigen, käme danach das Kickers-Stadion als Spielstätte nicht mehr in Frage, denn es ist nicht Challenge-League-tauglich. Dann müsste der SCK bis zur Eröffnung des neuen Kleinfeld-Stadions in der Swissporarena spielen. «Entsprechende Gespräche mit dem FCL haben wir im Rahmen der Lizenzvorgaben geführt», sagt SCK-Präsident Baumgartner.

Dass der SC Kriens aufsteigt, dagegen dürfte niemand etwas haben – am wenigsten wohl die Verantwortlichen des FC Kickers. Unrealistisch ist dieses Szenario nicht: Nach fünf Spielen belegt der SCK mit zwölf Punkten derzeit den ersten Rang der Promotion League.