Michele Marano, der Stürmer des Drittligisten FC Rotkreuz, hat einen ganz speziellen Wunsch: Er möchte sich mit einem italienischen Enfant terrible unterhalten.

Der 24-jährige schweizerisch-italienische Doppelbürger Michele Marano, der das Fussball-Abc beim SC Steinhausen erlernte, erzählt: «Ich bin ein Fan von Juventus Turin. Als Junior trug ich im Training immer einen Dress von Alessandro del Piero. Der geniale Mittelfeldregisseur war mein grosses fussballerisches Vorbild.» In dessen grosse Fussstapfen zu treten, vermochte Marano zwar nicht, aber über das Team Zugerland schaffte er immerhin den Sprung ins damalige 2.-Liga-Team des FC Baar. Wegen seiner Ausbildung als Sachbearbeiter im Verkaufswesen und des Zivildiensts hängte er die Fussballschuhe vorübergehend an den Nagel. Doch seit Mitte der vergangenen Saison geht er als Stürmer des Drittligisten FC Rotkreuz wieder auf Torjagd. «Wir haben ein talentiertes Team mit mehreren Akteuren, die schon in höheren Ligen gespielt haben. Ich hoffe, dass wir die Aufstiegsrunde erreichen», sagt er auf das Saisonziel angesprochen.

Im Moment hinkt die Hoffnung der Realität noch etwas hinterher: Der FC Rotkreuz belegt mit vier Punkten aus drei Spielen nur den achten Tabellenrang. Marano meint: «Die Bewegungsabläufe innerhalb der einzelnen Mannschaftsteile sind noch zu wenig eingespielt. Aber wir arbeiten im Training daran, dieses Manko zu beheben.» Ob dann die erhoffte Aufholjagd gelinge, werde sich weisen. Im Team herrsche eine gute Stimmung, die zusammenschweisse. Man teile Freud und Leid auch ausserhalb des Fussballplatzes.

«Möchte wissen, wie Balotelli tickt»
Der Stürmer sagt selbstkritisch: «Manchmal habe ich einen Tunnelblick. Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, ist es schwer, mich davon abzubringen. Es braucht dann schon gute Argumente, bis ich einsehe, dass ich mit meiner Meinung falsch liege.» Wenn man ihn zu überzeugen vermöge, sei er aber gerne bereit, von seinen Vorstellungen abzuweichen. Plötzlich sagt Marano: «Ich möchte gerne einmal mit dem italienischen Fussballstar Mario Balotelli ein Gespräch führen. Mich würde es interessieren, wie er tickt. Ich möchte wissen, wie und wer der in der Öffentlichkeit wegen seines extrovertierten und undisziplinierten Verhaltens als Mischung zwischen Genie und Wahnsinn bezeichnete Mann wirklich ist.»

Wie sehr Marano von den fussballerischen Qualitäten des Mario Balotelli angetan ist, wird offenkundig wenn er sagt: «Für mich ist das Enfant terrible einer der besten Stürmer der Welt. Ein von ihm persönlich signierter Dress bekäme einen Ehrenplatz an der Wand über meinem Bett.» Marano bekräftigt, dass ihn die Spielweise des 26-jährigen italienischen Stürmerstars, der in Nizza spielt, fasziniert. Seine Schmetter­antritte, sein unwiderstehlicher Drang auf das gegnerische Tor und seine harten Abschlussversuche seien einzigartig. Marano scheint dem italienischen Ausnahmekönner einiges abgeguckt zu haben. Wie Balotelli läuft auch er viel, und wie Balotelli sucht auch er den direkten Weg aufs gegnerische Gehäuse. Und auch seine harten Torschüsse sind nicht von schlechten Eltern.

Frappant sind allerdings die krassen Unterschiede bezüglich des Kopfballspiels. Während der italienische Nationalstürmer geradezu als Kopfballungeheuer bezeichnet werden kann, gibt Marano ohne Umschweife zu: «Mein Kopfballspiel lässt zu wünschen übrig. Ich habe ein schlechtes Timing.» Für 3.-Liga-Verhältnisse ist er dennoch ein überdurchschnittlich guter und begabter Stürmer. Dass es ihn nach eigenen Worten reizen würde, dereinst in einem interregionalen 2.-Liga-Team oder in einer 1.-Liga-Mannschaft zu spielen, ist nachvollziehbar.

Wichtige Erfahrung gemacht
Als bisher grösste Enttäuschung in seiner fussballerischen Karriere bezeichnet Marano die Niederlage, die er einst in einem Cupfinal mit den A-Junioren des FC Baar gegen Littau einstecken musste. «Wir gingen zu siegessicher, ja gar überheblich ins Spiel. Als wir gegen den konzentriert aufspielenden Gegner in Rückstand gerieten, vermochten wir nicht mehr umzuschalten.» Marano hat gelernt, dass im Fussball kein Gegner unterschätzt werden darf. Eine seiner Aufgaben wird es sein, diese Erkenntnisse auch seinen derzeitigen Teamkameraden zu vermitteln.

Dass das personell stark besetzte Fanionteam des FC Rotkreuz gegen Spitzenteams wie Baar oder den heutigen Gegner Cham II (18.00, Sportpark) konzentriert ans Werk geht, aber gegen vermeintlich schwächere Gegner zu Überheblichkeit neigt, schleckt keine Geiss weg. Um eine erfolgreiche Aufholjagd zu lancieren und die angestrebte Qualifikation für die Aufstiegsrunde zur 2. Liga regional erreichen zu können, braucht es mehr als nur fussballerische Qualität. Überheblichkeit ist jedenfalls fehl am Platz.