Heute geht eine Ära im Urner Fussball zu Ende. Franco Tresch, der Präsident des FC Altdorf, tritt nach 17 Jahren an der Spitze zurück. Er blickt zurück und voraus.

Franco Tresch, der FC Altdorf (FCA) feiert 2016 sein 100-Jahr-Jubiläum. Sie sind seit Jahrzehnten eng mit dem FCA verbunden. Sie arbeiten seit 1995 im Vorstand mit und sind seit 1999 Präsident. Welches waren die schönsten Momente?

Franco Tresch: Als Präsident eines Fussballvereins sind dies natürlich die sportlichen Aufstiege unserer Mannschaften. Und für mich persönlich war auch die Gründung der Urner Selection bei den C- und B-Junioren ein sehr schöner Moment. Das war ein Meilenstein in der Urner Nachwuchsförderung. Aber auch die unzähligen gemütlichen Abende in der FCA-Familie waren respektive sind immer wieder bereichernde Momente.

Welche Situationen waren besonders schwierig?

Tresch: Die Auflösung der Urner Selection war definitiv eine schwierige Zeit. Und dann halt auch wieder das Sportliche. Abstiege schmerzen immer. Besonders schmerzlich war natürlich, dass im Juni 2015 die erste und die zweite Mannschaft fast gleichzeitig in den sauren Apfel beissen mussten. Damit hatten wir einfach nicht gerechnet. Und natürlich war die Anfangszeit nicht einfach, der Verein kämpfte mit diversen Problemen, und es galt, ihn zuerst wieder richtig aufzustellen.

Der FC Altdorf ist ein Klub mit grosser Tradition. Wie gesund ist der Dorfverein im Jahr 2016?

Tresch: Der FC Altdorf ist dank der sehr guten und äusserst engagierten Arbeit von vielen Idealisten seit Jahren wieder sehr gut aufgestellt. Sowohl organisatorisch wie auch finanziell darf der Verein zuversichtlich in die Zukunft schreiten.

Immer mehr Vereine haben Mühe, Vorstandsmitglieder zu finden. Sie selber leiten den FCA seit 17 Jahren. Wo holen Sie die Motivation dazu?

Tresch: Bei meiner Arbeit als Präsident des FCA durfte ich zahlreiche tolle Menschen kennen lernen. Auch die Kontakte zu den Behörden gestalteten meine Aufgabe sehr abwechslungsreich. Und durch diese Führungsrolle im Verein konnte ich mir auch die inzwischen in der Wirtschaft verbreiteten Führungs-Managementseminare ersparen. (schmunzelt)

Die ganze Tätigkeit ist komplett ehrenamtlich. Was ist der Reiz, sich für einen Verein derart zu engagieren?

Tresch: Bei uns treffen verschiedene Kulturen und Generationen aufeinander. Den Verein so zu leiten, dass sich alle möglichst wohl fühlen, ist zwar sehr herausfordernd, aber gleichzeitig auch sehr reizvoll.

Heute Freitag wird auch für den in der ganzen Vereinsgeschichte am längsten amtierenden FCA-Präsidenten Schluss sein. Geschieht dies bewusst aufgrund des Jubiläums? Oder gibt es andere Beweggründe?

Tresch: Natürlich wollte ich das 100-Jahr-Jubiläum als spezielles Vereinshighlight noch durchziehen. Aber gleichzeitig ist dies auch der ideale Zeitpunkt, um das Ruder an die jüngere Generation weiterzugeben. Frische Ideen und Ansichten schaden unserem Verein sicher nicht.

Gibt es bereits eine mögliche Nachfolgelösung?

Tresch: Ja. Wir werden an der heutigen Generalversammlung eine interne Lösung präsentieren. (Anm. d. Red.: FCA-II-Trainer Yves Althaus soll neuer Präsident werden.)

In einem Sportverein müssen junge und ältere Menschen am gleichen Strick ziehen. Wie haben Sie diese Zusammenarbeit erlebt?

Tresch: Für mich war und ist dies immer sehr bereichernd. Ich geniesse es genauso, einen Apéro mit unseren Ehrenmitgliedern zu nehmen, wie mit unseren Nachwuchskräften nach einem Spiel zusammensitzen. Ich glaube, auf diesen funktionierenden Generationenmix dürfen wir in Altdorf durchaus auch etwas stolz sein.

Das Aushängeschild ist zweifellos die erste Mannschaft. Wie erleichtert sind Sie, den FCA als 2-Liga-Verein an Ihren Nachfolger zu übergeben?

Tresch: Klar ist es schön, wenn der grosse Aufwand von allen Beteiligten am Schluss mit dem Aufstieg belohnt wird. Unsere langfristige Planung sieht den FC Altdorf auch in der 2. Liga. Meine Amtszeit war geprägt von einem sportlichen Auf und Ab. Wenn man in einer sportlich erfolgreichen Phase aufhören kann, ist dies sicherlich umso schöner.

Altdorf spielt in der sechsthöchsten respektive vierttiefsten Liga der Schweiz. Muss ein Hauptortverein nicht höher klassifiziert sein?

Tresch: Diese Frage darf man sich durchaus stellen, insbesondere wenn man schweizweit schaut und sieht, dass viele Hauptortklubs mindestens in der 1. Liga spielen. Wir müssen aber auch realistisch bleiben: Eine solche Zielsetzung würde ein sehr grosses Risiko bedeuten, das wir nicht eingehen wollen.

Der FCA hat seit Jahren den grössten Publikumsaufmarsch in der 2. Liga regional. Wie erklären Sie sich das?

Tresch: Wir profitieren sicherlich von unserem Spieltag am Sonntag und auch von der wunderbaren Lage der Schützenmatte. Zudem spüre ich eine breite Abstützung in der Bevölkerung. Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass der FCA ein Verein mit langer Tradition ist.

Warum gibt es weder bei den Aktiven noch in den Nachwuchsabteilungen eine Zusammenarbeit der Urner Fussballvereine?

Tresch: Bei den Senioren gibt es grundsätzlich eine solche Spielgemeinschaft. Und bis vor zwei Jahren wurde diese bei den Senioren 40+ ja auch aktiv und erfolgreich umgesetzt. Die angesprochene Urner Selection scheiterte vor allem am Problem, qualifizierte Trainer zu finden, die in allen Vereinen akzeptiert waren.

Verpasst man in Uri aufgrund der Rivalität den Anschluss im schnelllebigen Fussballgeschäft?

Tresch: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es eine intensivere Zusammenarbeit braucht, vor allem auch, um im Nachwuchsbereich durchgehend in den höchsten Gefässen spielen zu können, und so noch mehr eigene Spieler bestmöglich für die Integration in die Fanionteams auszubilden. Die aber seit Jahren andauernde Diskussion rund um die fehlenden Sportplätze und die damit verbundene Unsicherheit ist im Zusammenhang mit dieser Thematik sicherlich nicht förderlich.

Sie haben früher selber aktiv Fussball gespielt, und zwar ziemlich in den gleichen Ligen, in denen sich der FCA heute bewegt. Wie hat sich der Fussball Ihrer Meinung nach verändert?

Tresch: Der Fussball ist viel athletischer und schneller geworden. Und der Torhüter muss heute viel mehr mitspielen. Ich glaube nicht, dass ich trotz meiner Erfahrung hier noch mithalten könnte. (schmunzelt)

Wäre ein Kunstrasen in Altdorf die perfekte Krönung Ihrer Amtszeit gewesen?

Tresch: Natürlich wäre ein Kunstrasen optimal, besonders für die Vorbereitung während der Winterzeit. Aber uns gelang es 2003 zumindest, die Schützenmatte rundum zu erneuern. Und die Diskussion um Kunstrasen läuft ja weiterhin. Ein eigener Kunstrasen würde die Attraktivität unseres Vereins aber ganz klar weiter erhöhen.

Wie geht es für Sie weiter? Erfolgt nun der Schritt zum Verband oder gar in die Politik?

Tresch: Nach all den Jahren, in denen ich dem FC Altdorf sehr viel meiner Freizeit gewidmet habe, freue ich mich nun auf etwas mehr Zeit für mich selber und für neue Aktivitäten. Ganz weg vom FC Altdorf bin ich ja nicht, ich werde bis auf weiteres weiterhin im Klublokal auf der Schützenmatte mitwirken.

Das Jubiläumsjahr war nochmals ein letzter Kraftakt für den FCA. Wie gross ist Ihre Erleichterung?

Tresch: Es war nochmals eine sehr intensive Zeit. Wir dürfen aber auf gelungene Anlässe zurückblicken. Ich denke speziell an den Galaabend und an das Spiel der Swiss Legends gegen unsere erste Mannschaft.

Was sind Ihre Wünsche für die nächsten 25 Jahre des FC Altdorf?

Tresch: Dass der FCA weiterhin so gesund bleibt, auf allen Ebenen erfolgreich ist und dass Jung und Alt an Gelb-Schwarz Freude haben.