Atdhe Gashi (25) traf am Sonntag mit dem Erstligisten Zug 94 im Cup auf den FC Basel. Der Flügelspieler aus Hochdorf spricht über seinen erstaunlichen Werdegang.

Ein junger, gut frisierter Mann sitzt im Stadionrestaurant von Zug 94 und erzählt seine Geschichte. Diese handelt von seinem eigentümlichen Weg als Amateurfussballer, der am Sonntag seinen Höhepunkt mit dem Cupspiel gegen den FC Basel erfahren hat. Und sie handelt von Läuterung. Beides hängt zusammen.

Vor knapp elf Monaten sah es nämlich so aus, als ob Atdhe Gashi nie mehr Fussball spielen würde. Im letzten 3.-Liga-Vorrundenspiel hatte der Flügelspieler des FC Rotkreuz wegen Schiedsrichterbeleidigung die rote Karte gesehen und erhielt in der Folge fünf Spielsperren. «Das war mein persönlicher Skandal. Ich habe mich unglaublich geschämt, denn das passt so gar nicht zu mir», schildert Gashi seine Gefühlslage im Rückblick. Das Ganze ist ihm anscheinend immer noch unangenehm: Als er davon erzählt, verschränkt er seine Arme und presst sie gegen den Brustkasten.

«Ein grundehrlicher Typ»
Der Hochdorfer wollte in der Folge sein «liebstes und einziges Hobby» sein lassen. Doch dann erreichte ihn ein Anruf, der alles veränderte. Besnik Reci, der Trainer der zweiten Mannschaft von Zug 94 (3. Liga), baute auf ihn und baute ihn auf. Gashi drückte seine Dankbarkeit in Form von Hingabe und Leistung aus und wusste sich bald auf dem Radar von Mark Adams, dem Trainer des Fanionteams. Dieser nahm ihn auf die laufende Saison hin in das Kader und stellte ihn in jeder Partie von Anfang an auf.

Adams hält grosse Stücke auf Gashi, als Person und Fussballer: «Atdhe ist ein grundehrlicher und mutiger Typ. Er sagte mir gerade ins Gesicht, dass er wegen der Geschichte mit der roten Karte ein Idiot sei, das hat mich beeindruckt. Und für den Fussball gibt er alles. Er hat sogar im Sommer auf Ferien verzichtet, um sich gut auf die 1. Liga vorzubereiten.»

Den FC Basel einmal verpasst
Gashi stand am vergangenen Soinntag gegen Basel in der Startelf. Es war gewissermassen sein nachgeholtes Rendez-vous mit Basel. Denn als der FCB im Jahr 2011 im Cup in Eschenbach gastierte, hatte Gashi jenen Verein gerade verlassen. Mit ­Eschenbach stieg er 2010 in die 2. Liga interregional auf und gewann im gleichen Jahr den Innerschweizer Cup. Gleiches gelang ihm mit seinem Stammverein, dem FC Hochdorf (Cupsieg 2012 und Aufstieg 2013).

Mit den Seetalern ging er vor vier Jahren 0:4 unter im Vergleich mit dem Super-League-Klub Lausanne. «Das war schon ein tolles Erlebnis. Aber die Basler sind eine Nummer grösser – sie haben am Dienstag in der Champions League gespielt», ordnet Gashi die Bedeutungen der Partien ein. Gegen die Waadtländer hätten die Amateure «zu viel Respekt» gezeigt und Zweikämpfe gescheut. Das dürfte gegen Basel nicht anders sein. Auf das Ziel der Zuger in diesem ungleichen Kräftemessen angesprochen, sagt Gashi vor dem Spiel lächelnd: «Gewinnen – an Erfahrung. Das gilt für jeden Spieler und für die ganze Mannschaft.» Stürmer Gashi konnte einem dann im Spiel gegen Basel leidtun, er war fast ausschliesslich auf sich allein gestellt und rieb sich an der Basler Abwehr auf, kämpfte aber aufopfernd. Die Zuger verlorten schliesslich äusserst knapp mit 0:1 Toren.

Auf der anderen Seite ist mit Renato Steffen ein Akteur im Kader der Basler, der sich vor wenigen Jahren bereits mit dem Amateurfussball und seinem Beruf als Maler abgefunden hatte, ehe er schliesslich doch noch den Sprung in die Super League schaffte. Allerdings war Steffen im Vergleich zu Gashi deutlich jünger und ist im Gegensatz zu ihm in U-Mannschaften ausgebildet worden.

Gashis jüngerer Bruder glaubt jedenfalls, dass jener noch eine Laufbahn als Professional einschlagen wird. «Er bewahrt alle Tickets der Spiele von Zug auf. Die Ausgaben dafür will er von mir einfordern, nachdem ich einen Profivertrag unterschrieben habe», erzählt Atdhe Gashi lachend. Auf die Frage nach seinen sportlichen Ambitionen sagt der Inneneinrichter eines Zuger Modegeschäfts: «Ich will so weit oben wie möglich spielen. Stolz bin ich aber jetzt schon auf mich.» Er hat bei Zug 94 wieder Frieden mit sich gemacht.