Dem 16-jährigen Raphael Beck vom Drittligisten SC Steinhausen gefällt die Spielweise des schwedischen Superstars und Egozentrikers Zlatan Ibrahimovic von Manchester United. Das überrascht nicht.

Der schwedische Internationale Zlatan Ibrahimovic, der im Sommer von Paris St-Germain zu Manchester United wechselte, ist einer der besten Stürmer der Welt. Der erst 16-jährige Raphael Beck, der seit dem Beginn der laufenden Saison zur Stammelf des Drittligisten SC Steinhausen gehört, sagt über sein Idol: «Kein anderer Fussballer spielt wie Ibrahimovic, der trotz seiner beachtlichen Körpermasse ziemlich schnell ist und sensationelle Tore schiesst.» Die Attribute, die den schwedischen Stürmerstar auszeichnen, treffen – in die Verhältnisse gerückt – auch auf Raphael Beck zu. Er ist bereits 186 Zentimeter gross und wiegt 80 Kilogramm. Und der auch weiss, wo das gegnerische Tor steht. Als C-Junior des SC Steinhausen schoss er innerhalb einer Saison sage und schreibe 67 Treffer. Und am vergangenen Wochenende erzielte er im Spiel gegen Altdorf, das seine Elf 1:4 verlor, das Ehrentor. Es war sein erstes in der 3. Liga. Bejubelt hat er es nicht. Das mag verwundern, aber Beck sagt: «Nachdem ich als C-Junior am Laufmeter getroffen hatte, stellte ich das Jubeln ein. Und dabei bleibt es.»

Ob mit oder ohne Torjubel: Der SC Steinhausen wird in der laufenden Saison auf weitere Treffer seines jungen Flügelstürmers angewiesen sein. Nach einem gelungenen Start mit sechs Punkten aus drei Spielen musste die Elf von Trainer Markus «Kusi» Winiger zuletzt zwei Niederlagen in Folge in Kauf nehmen. Dazu sagt Beck: «Uns fehlt die Konstanz. Wir machen noch zu viele individuelle Fehler, die abgestellt werden müssen.» Er sei fest davon überzeugt, dass dies gelingen werde. Die Mannschaft kämpfe mit Herzblut, jeder Spieler setze sich generös für den anderen ein. Am Teamspirit gebe es nichts zu bemängeln. Es brauche einfach noch ein wenig Zeit und Geduld, bis die aus mehreren jungen, einheimischen Spielern zusammengestellte Mannschaft konstant gute Leistungen abzuliefern vermöge.

«Ich weiss aus eigener Erfahrung wie es ist, wenn man als Junior im Fanionteam zum Einsatz gelangt. Als ich im letzten Spiel der vergangenen Saison zum ersten Mal 3.-Liga-Luft schnuppern durfte, war ich unglaublich nervös. Diese Nervosität legte sich schnell, zumal mir meine Teamkollegen mit aufmunternden Worten zu verstehen gaben, dass sie mir voll und ganz vertrauten.» Heute, nur vier Monate später, hält sich die Nervosität in Grenzen. Raphael Beck, der nun regelmässig von Beginn an spielt und konstant gute Leistungen abliefert, hebt trotzdem nicht ab. Er weiss, dass er weiterhin hart an sich arbeiten muss. Selbstkritisch sagt er: «Bei der Ballannahme unterlaufen mir hin und wieder noch Fehler, und meine Passgenauigkeit lässt manchmal noch zu wünschen übrig.»

Raphael Beck: «Nachdem ich als C-Junior am Laufmeter getroffen hatte, stellte ich das Jubeln ein.»

Aber der junge Mann hat auch unbestrittene Stärken. Er brilliert mit weiten Pässen, einem guten Kopfballspiel und mit einer kaum erlahmenden Ausdauer. Dass der robust gebaute Beck seinen Körper in den Zweikämpfen resolut einsetzt, versteht sich ebenso wie die Tatsache, dass er deswegen schon einige Verwarnungen einstecken musste.

Beck sagt von sich selbst: «Ich habe zwei Seiten. Persönliche Probleme oder ungenügende Leistungen auf dem Fussballplatz verwirren und wühlen mich emotional auf. Auf Ungerechtigkeiten reagiere ich allergisch. Es kann vorkommen, dass ich meine Fassung verliere und aggressiv werde.» Ansonsten sei er eher ein ruhiger Typ, der sich gerne zurückziehe. Er sei zufrieden, wenn es in der Schule und im Beruf als Hochbauzeichnerlehrling gut laufe und wenn seine Mitmenschen glücklich seien. Da ihm das Wohlergehen seiner Mitmenschen sehr am Herzen liege, würden seine Kollegen betonen, dass er deren Probleme ernster nehme als seine eigenen. «Vielleicht habe ich tatsächlich ein Helfersyndrom», sinniert Beck.

Besondere Freude mache ihm das gemütliche Zusammensein mit Freunden und Kollegen, mit denen er schon viele schöne Stunden verbracht habe. Beck gerät ins Schwärmen, als er erzählt: «Während der letzten Sommerferien genossen meine Kollegen und ich fünf unbeschwerte Tage am Open Air Frauenfeld. Dank hervorragender Musik, viel Sonnenschein und Temperaturen leicht über 30 Grad herrschte ein unbeschreiblich tolles Ambiente.»

Beziehung hat nicht Priorität
Mit einem Blick in die Zukunft versichert der sich im zweiten Lehrjahr befindende Single: «Jetzt und in absehbarer Zeit haben die Ausbildung und der Fussball Vorrang; eine Beziehung kann noch warten.» Doch sofort schiebt er nach: «Das heisst aber nicht, dass ich ein Leben lang Single bleiben will. Irgendwann möchte ich eine eigene Familie gründen und mit meiner Frau und zwei Kindern in einem eigenen, etwas abgelegenen Haus die Ruhe und das Leben geniessen.»

Heute Samstag empfängt der SC Steinhausen den FC Baar zum Derby (17 Uhr, Eschfeld). Es ist für beide Teams ein Spiel mit wegweisendem Charakter. Steinhausen muss gewinnen, um sich aus der Gefahrenzone zu entfernen, Baar braucht die drei Punkte, um weiterhin an der Tabellenspitze mitzumischen.