Amateurspiele in Holland wurden aufgrund krebserregender Stoffe im Kunstrasengranulat gestrichen. In der Region Luzern hält man Spielabsagen für übertrieben.

Der Kunstrasen hat im Fussball gegenüber dem klassischen Rasen einige Vorteile. Vor allem aufgrund niedrigerer Unterhaltskosten und weil er wetterbeständiger ist als eine Gras­fläche. Immer wieder gelangen jedoch Studien an die Öffentlichkeit, die vor krebserregenden Stoffen im Granulat warnen, das für Kunstrasen verwendet wird. Jüngst wurden in Holland gemäss «Blick» 30 Spiele der Amateurliga abgesagt. Das dort beanstandete Granulat wird aus alten Autoreifen hergestellt.

Doch Granulat ist nicht gleich Granulat. Die Walo Bertschinger AG liefert Materialien für Kunstrasenplätze. Laut Otmar Wüest, Bauführer der Firma, gibt es mehrere Arten von unterschiedlicher Qualität. Die höchste Güteklasse sind TPE- oder EPDM-Granulate, die aus neuem Gummi bestehen. Dann folgt das Granulat aus rezykliertem Gummi – meist alte Autoreifen –, das aber mit einer zusätzlichen Schicht ummantelt ist. Und das rezyklierte Gummi ohne Schutzmantel, das sogenannt schwarze SBR-Granulat. Letzteres sei es, welches wegen angeblich krebserregender Inhaltsstoffe immer wieder in die Schlagzeilen gelange, so Wüest.

Granulatplätze in Luzern und Emmen
Verschiedene Gemeinden in der Region Luzern besitzen Kunstrasenplätze, so auch die Stadt Luzern selbst. Laut Martin Stadelmann, Leiter Aussensportanlagen der Stadtgärtnerei, seien diese mit Granulat eingefüllt. Man achte immer darauf, die neusten Technologien zu verwenden. Jedoch: «Da Kunstrasenplätze eine Lebensdauer von zehn bis fünfzehn Jahren haben, sind ältere Plätze auch mit älterem Granulat verfüllt.» Untersuchungen des Bundes hätten aber gezeigt, dass bei diesem keine Gesundheitsgefährdung vorliege. Das Bundesamt für Gesundheit stellte 2006 «kein spezielles Risiko für die Gesundheit» fest – bei keiner Art von Granulat.

Die Gemeinde Emmen besitzt ebenfalls einen Kunstrasenplatz. Igor Trninic, Leiter Bereich Sport: «Der Platz wurde im Jahr 2011 gebaut und ist von der sogenannten dritten Generation.» Auch dieser sei mit Granulat verfüllt. Es sei vom Typ TPE, also von höchster Qualität. «Daher machen wir uns keine Sorgen um gesundheitliche Schäden bei den Spielern», so Trninic.

In Buchrain wurde in diesem Sommer ein neuer Kunstrasen verlegt, jedoch ohne Granulatverfüllung. Gesundheitliche Überlegungen haben dabei keine Rolle gespielt, sagt Bauvorsteher Heinz Amstad: «Massgebend waren die tiefen Unterhaltskosten für einen unverfüllten Platz.» Auch der alte Kunstrasen, der vorher über zehn Jahre benutzt wurde, habe keine Granulatverfüllung gehabt. Der FC Adligenswil hat seit Mai 2015 einen neuen Kunstrasenplatz. Auch dieser ist nicht granulatverfüllt. Dies aufgrund des benachbarten Waldes. Einen Granulatplatz vom Laub zu säubern, hätte einen erheblichen Mehraufwand bedeutet, so Urs Gutzwiller, Vizepräsident des Fussballclubs.

Igor Trninic: «Wir machen uns keine Sorgen um gesundheitliche Schäden bei den Spielern.»

Urs Dickerhof, Präsident des Innerschweizerischen Fussballverbands IFV, sieht die Diskussion gelassen: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass schlechte Kunstrasenplätze in der Zentralschweiz ein Problem sein sollen.» Der IFV berate die Vereine und Gemeinden und achte bereits vor dem Bau auf gute Qualität der Kunstrasenplätze. Dies geschehe gemäss den Empfehlungen und Studien des Schweizerischen Fussballverbands. Von Schnellschüssen wie in Holland sehe der IFV daher ab.

Teure Anschaffung, günstig im Unterhalt
Die Tisca Tiara AG aus Appenzell verkauft ein Kunstrasensystem, das ohne Granulatfüllung auskommt. Ob das schwarze Granulat tatsächlich gesundheitsschädigend ist, kann Andreas Tischhauser, Leiter Sportbeläge der Tisca Tiara AG, nicht sagen: «Weil aber immer wieder Skandale in den Medien waren, ist uns als Firma das Risiko zu gross.» Das neue System sei zwar teurer in der Anschaffung, aber es fielen später weniger Unterhalts- und Entsorgungskosten an.