Alpnach – Luzerner SC wird wiederholt
Das am letzten Sonntag beim Stand von 2:2 abgebrochene 5.-Liga-Spiel zwischen Alpnach und dem Luzerner SC (REGIOfussball.ch und Luzerner Zeitung berichteten) wird am 6. November wiederholt, heisst es auf der Webseite des Innerschweizerischen Fussballverbands (IFV). Zudem wurde ein 20jähriger LSC-Spieler für vier Spiele wegen „Vergehen vor / während / nach Spiel“ gesperrt.

Analyse zum abgebrochenen Spiel in Alpnach
Soweit die Fakten. Über die Vorkommnisse auf dem Platz gehen die Versionen der beiden beteiligten Mannschaften aber weit auseinander. Von einem Faustschlag als Auslöser spricht der Alpnach-Trainer, «nur» von einem Schubser ein LSC-Spieler. Dafür berichtet er von einem absichtlichen groben Foul und unzähligen Provokationen seitens des Heimteams. Die Wahrheit, sie liegt wohl wie so oft irgendwo in der Mitte. Beide Klubs mussten beim Innerschweizer Fussballverband eine Stellungnahme einreichen.

Bei Spielen der beiden Mannschaften geht es oft hitzig zu und her. Besonders wenn die Alpnacher auf dem Platz stehen. In der vergangenen Saison hat die Mannschaft 75 Strafpunkte geholt – einsamer Rekord in der 5. Liga. Sie musste Bussen von insgesamt rund 4000 Franken bezahlen. Das macht pro Spieler rund 200 Franken. Erhebliche Besserung ist auch in der neuen Saison nicht in Sicht. Alpnach hat in seiner Gruppe wiederum am meisten Strafpunkte auf dem Konto.

Mit diesem Verhalten schaden die beiden Mannschaften nicht nur dem Ruf ihrer Vereine. Nein, sie schaden dem Ruf des ganzen Sports. Sie sind nur ein weiteres Beispiel für Mannschaften mit Spielern, die ihre Emotionen nicht unter Kontrolle haben. IFV-Präsident Urs Dickerhof hat Recht, wenn er sagt, dass 99 Prozent der Spiele ohne Zwischenfälle über die Bühne gehen. Dennoch sind verbale und körperliche Attacken an der Tagesordnung. Beleidigungen, versteckte, üble Fouls, Drohungen und Tätlichkeiten sind vor allem in den unteren Ligen keine Seltenheit. Sie werden – wenn überhaupt – mit gelben oder roten Karten bestraft, wovon die Allgemeinheit selten Kenntnis nimmt. Hin und wieder explodiert das Pulverfass – wie am Sonntag.

Zu viele Spieler nutzen unsere Fussballplätze, um ihren Frust loszuwerden. Damit zerstören sie bei Gegnern und Mitspielern das wichtigste am Fussball: die Freude. Weshalb kickt jemand in der 5. Liga, in der untersten Spielklasse, wo der sportliche Wert gegen null tendiert? Aus Freude! Muss man sich aber während 90 Minuten Sorgen um seine Gesundheit machen und sich Beleidigungen übelster Art anhören, ist es mit der Freude schnell vorbei.

Womit wir beim nächsten Problem sind: Wie soll man heute noch Jugendliche für eine Schiedsrichter-Laufbahn motivieren? Überall heisst es, dass zu wenig Spielleiter vorhanden sind. Bei Vorkommnissen wie am letzten Sonntag darf sich darüber niemand wundern.

Gefordert ist nun zum einen der Verband. Fehlbare Spieler und Mannschaften müssen rigoros bestraft, Wiederholungstäter lange gesperrt werden. Wer in einer Saison 75 Strafpunkte sammelt, tritt das Fairplay mit Händen und Füssen. Ein erster Schritt wurde getan: Die Bussen für wiederholte gelbe Karten wurden vor der letzten Saison massiv erhöht.

Gefordert sind aber auch die Vereine. Es muss eine Selbstregulierung geben, es müssen Gespräche geführt und notfalls Spieler oder Mannschaften ausgeschlossen werden. Auch wenn Mitgliederbeiträge verloren gehen. Nur so werden Wild-West-Szenen nicht zum Alltag. Nur so kann auch in unteren Ligen mit Freude gekickt werden. Denn genau darum geht es im Fussball.