Linus Pfrunder (22) sammelt gerne Erfahrungen. Der gelernte Stürmer freut sich, nach seiner studienbedingten Pause beim FC Ägeri neu im Mittelfeld agieren zu dürfen. Am Sonntag beginnt die Rückrunde mit einem echten Prüfstein.

Linus Pfrunder galt schon früh als Stürmertalent. Bei seinem Stammverein Zug 94 debütierte er unter dem Trainer Ivan Dal Santo bereits als A-Junior im 1.-Liga-Team. Obwohl er stets gute Kritiken erhielt, verspürte er keine Freude mehr, aktiv Fussball zu spielen. «Weshalb ich die Fussballschuhe zur Seite legte, weiss ich heute nicht mehr genau. Sicher ist, dass ich in die Rekrutenschule einrücken musste und dass ich danach reisen und studieren wollte», sagt der 22-Jährige. Bevor er sein Kulturwissenschaften- und Geschichtsstudium an der Uni Luzern in Angriff nahm, lebte er ein halbes Jahr in Australien. «Um den Aufenthalt finanzieren zu können, nahm ich Gelegenheitsjobs an. Ich verrichtete harte Arbeit auf einer Tomatenfarm und erfuhr am eigenen Leib, wie billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden.»

«Die Fussballer mussten sich gegenüber den Turnern etablieren.»

Linus Pfrunder, FC Ägeri

Umso mehr habe es ihm auf einer Schaffarm gefallen, wo er familiär behandelt worden sei. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz kickte Pfrunder beim Drittligisten Cham II, ehe er die Saison 2015/16 mit dem Zweit­ligisten Ägeri in Angriff nahm. In der Vorrunde der laufenden Spielzeit mussten die Bergler auf Pfrunder verzichten, weil er ein Semester seines Studiums in Oslo auf Englisch absolvierte. «Dabei lernte ich genügend Norwegisch, um den Alltag problemlos bewältigen zu können», sagt er freudig.

Mehr Einfluss aufs Spiel nehmen
In der für Ägeri am Sonntag gegen Leader Sarnen beginnenden Rückrunde , wird Pfrunder wieder auflaufen. Allerdings nicht als Stürmer, sondern als offensiv ausgerichteter, zentraler Mittelfeldspieler. «Auf dieser Position muss ich viel Laufarbeit verrichten, was ich gerne mache, zumal ich im Mittelfeld mehr Einfluss aufs Spiel nehmen kann als im Sturm.»

Den das sechste Semester an der Uni Luzern absolvierende Pfrunder interessiere, «wie Fussball funktioniert und wie er Emotionen zu entfachen vermag.» Im vergangenen Sommer habe er deshalb eine Seminararbeit geschrieben, in der er untersuchte, wie sich der Fussballsport zwischen 1911 und 1914 in Zug etabliert habe. «Die Fussballer mussten sich gegenüber den Turnern etablieren. Sie taten das, indem sie in der Presse auf sich aufmerksam machten und betonten, dass Fussball spielen eine gute Lebensschule sei, die den Körper der Jugendlichen stärke.»

Im kommenden Sommer bis Dezember wird Linus Pfrunder als Praktikant mithelfen, das Museum des FC Zürich auf Hochglanz zu bringen. «Gleichzeitig bereite ich mich auf den Bachelor-Abschluss vor, dessen Thema noch offen ist.» Es würde wohl kaum überraschen, wenn der Fussballwissenschafter sich auch darin mit seiner Lieblingssportart auseinandersetzt.