Das Spiel schien verfuhrwerkt, Kriens lag gegen Zürich United nach 90 Minuten 1:2 zurück. Dann kam die grosse Wende zum 3:2-Triumph. Damit rückt der Aufstieg immer näher.

Das grossartige Finale entschädigte schliesslich für ein insgesamt eher gemächliches Fussballspiel. Ein Spiel, in welchem Kriens kaum spielerische Akzente zu setzen vermochte, vieles dem Zufall überliess und sich mit kaum nachvollziehbaren Unkonzentriertheiten auch den Zorn des kritischen Krienser Gastpublikums auf der Emmenbrücker Gersag-Tribüne auflud.

Doch nach 95 Minuten blieb die Kirche wieder im Dorf. Fisnik Hasanaj und Kevin Kehrer hatten auf wundersame Art und Weise das bewerkstelligt, woran niemand mehr zu glauben wagte: Sie verwandelten einen 1:2-Rückstand in der 92. und der 96. Minute zu einem 3:2-Sieg.

«Ich habe bis zur letzten Minute an die Wende geglaubt.»

Marinko Jurendic, Trainer SC Kriens

Die Lizenz ist auf gutem Weg
Bruno Galliker, den SCK-Geschäftsführer und Sportchef in Personalunion, trieb die Wende zu einem persönlichen Hochsprung-Rekord. Er ist der Mann beim SC Kriens, der im Hintergrund die Steine auf der Schiene in die Challenge League aus dem Wege karrt. Konkret: heftig und mit Herzblut daran arbeitet, dass «sein» Verein die Lizenz für den immer wahrscheinlicher werdenden Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse erhält.

Am letzten Dienstag erhielt er Post von der Lizenzkommission. Die beschied ihm zwar nicht gerade grünes Licht, liess aber durchblicken: Es gibt nur noch zwei, drei kleine Dinge zu erledigen. Zum Beispiel die Restschuld abtragen, die im Moment noch 70 000 Franken beträgt, oder den infrastrukturellen Feinschliff im Gersag-Stadion vorantreiben. Dort geniessen die Krienser noch ein Jahr Gastrecht. Galliker: «Wir haben entsprechende Korrekturvorschläge bis am 5. April einzureichen. Und ich bin sicher, dass wir das schaffen.» Er betont: «Wir wollen aufsteigen, daraus machen wir kein Geheimnis. Wir sind es unserer tollen Mannschaft schuldig, dass wir alle Hürden, die sich neben dem Spielfeld auftürmen, aus dem Wege räumen.»

Auf dem Feld tat sich die Truppe von Trainer Marinko Jurnedic gestern unerwartet schwer damit, Zürich United aus dem Wege zu räumen. Der mit etlichen fussballerisch hochwertig ausgebildeten Spielern angetretene Widersacher ging durch einen höchst umstrittenen Penalty in Führung. Kriens glich durch Siegrist ebenfalls per Strafstoss aus, klopfte sich auf die Schultern und kassierte gegen die dezimierten Zürcher eine Minute später das 1:2. Bis zur 90. Minute fanden die Krienser kein Rezept zum Gegenschlag. Sie schienen kaputt. «Fragen Sie mich nicht, ob ich bis zur letzten Minute an die Wende geglaubt habe. Ja, das habe ich! Mein Team strotzt vor Kraft und Wille. Das war entscheidend», sagte Trainer Marinko Jurendic nach dem Spiel.

Die kleine Geschichte in der grossen Happy-End-Story schrieb Captain Daniel Fanger, der am Dienstag von einem mehrwöchigen USA-Trip in die Schweiz zurückgekehrt war. Gestern war er bei beiden Penaltys involviert. Den ersten hat er verschuldet, den zweiten erkämpft. Und wie Jurendic hat er nie daran gezweifelt, dass «wir diese Sache noch herumbiegen. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, Captain dieses Teams sein zu dürfen.»

Ist er bald Captain einer Challenge-League-Mannschaft? Man wiegelt ab und verweist auf den Spitzenkampf vom nächsten Wochenende in Rapperswil. Bruno Gallikers Feuer neben dem Spielfeld und die Brachialgewalt des Teams bei diesem fantastischen Endspurt lassen indes keinen anderen Schluss zu: Genau so steigt man auf!

Telegramm SC Kriens – FC United Zürich 3:2 (1:2)
Gersag, Emmenbrücke. – 450 Zuschauer. -SR Roth. – Tore: 10. Muharemi (Foulpenalty) 0:1. 37. Siegrist (Foulpenalty) 1:1. 38. Srdic 1:2. 92. Hasanaj 2:2. 96. Kehrer 3:2. – Kriens: Osigwe; Fanger, Fäh, Hasanaj, Röthlisberger; Bühler (56. Marinkovic), Wiget (56. Bem), Bürgisser, Weber; Siegrist, Allou (84. Kehrer). – United Zürich: Anicic; Bitsindou (90. Gerken), Gomes (56. Kaliki), ­Peduzzi, Brito, Milani, Thalmann, Stefanovic, Muharemi, Srdic (76. Allemann), Mukinisa. – Bemerkungen: Platzverweise: 36. Mukinisa; 91. Peduzzi (beide gelb-rot). Kriens ohne Fischer, Kablan, Thali, Sulejmani, Costa, Drmic (alle verletzt).