Viele Mannschaften suchen derzeit mit Hochdruck nach Spielerinnen für die neue Saison. Das Problem entsteht oft schon im Nachwuchs – jedoch nicht überall.

Die Saison ist vorbei, die Beine müde und die Sommerpause wohlverdient. Von der 1. bis zur 4. Liga hatten die Frauen die vergangenen Monate um Meisterpokale, Cup-Trophäen – und um den Aufstieg beziehungsweise gegen den Abstieg gespielt. Nun befassen sich die Verantwortlichen mit der Kaderplanung für die Saison 2017/18 – und das bereitet vielerorts Kopfzerbrechen. Es fehlen neue Spielerinnen.

Während die Zahl der lizenzierten Spielerinnen beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) seit Jahren steigt, verzeichnet der Innerschweizerische Fussballverband (IFV) einen Rückgang. «Der SFV hatte in den letzten fünf Jahren einen Anstieg von 12,5 Prozent – wir allerdings einen leichten Rückgang von 2,6 Prozent», sagt Christian Maurer, Frauenverantwortlicher IFV, auf Anfrage. In Zahlen heisst das: Im Sommer 2012/13 hatte der IFV noch 48 Teams und 1928 lizenzierte Spielerinnen von der NLA bis hin zur 4. Liga – inklusive der Juniorinnen. Heuer sind es noch 43 Mannschaften mit 1870 gemeldeten Spielerinnen.

Mädchen wollen mit Mädchen Fussball spielen
Personalsorgen haben vorwiegend die Vereine von der 2. Liga abwärts, die keine eigene Juniorinnenabteilung haben. «In vielen Vereinen haben Mädchen und Frauen erst ab 16 Jahren die Möglichkeit, in einem Frauenteam zu spielen», so Maurer. Das scheint sich direkt auf die Spielerinnensuche auszuwirken. Auf diversen Vereinswebsites und in den sozialen Medien wird nach Torhüterinnen, Feldspielerinnen oder nach Trainern gesucht.

So auch beim FC Meggen. Seit acht Jahren stellt der Luzerner Verein ein Frauenteam, das mittlerweile in der 3. Liga spielt. «Im Kinderfussball haben wir einige Mädchen bei den Bubenteams integriert. Für die 12- bis 18-Jährigen ist dies nur noch in Einzelfällen eine Option, hier fehlt uns das Angebot eines reinen Mädchenteams. Diese Nachwuchsspielerinnen fehlen uns dann für das Aktivteam», erklärt Judith Estermann, Frauenver­antwortliche des FC Meggen. Man habe mit Schnuppertrainings und Workshops während des Megger Sporttags einiges probiert. «Es kamen aber nie genug Mädchen, um neue Teams zu gründen. Das liegt sicherlich auch am Überangebot von ­Freizeitaktivitäten für Kinder. Ausserdem zieht es unsere ambitionierten und talentierten Fussballerinnen zu grösseren Vereinen, wie zum Beispiel dem FC Luzern», sagt Estermann weiter. Wegen des Spielermangels haben sich einige Vereine zu Gruppierungen zusammengeschlossen. So können sie untereinander Spielerinnen austauschen, wenn irgendwo Notstand herrscht. Meggen ist mit dem FC Adligenswil und dem SK Root in einer solchen Gruppierung.

Notstände und Spielermangel sind in Küssnacht Begriffe, mit denen man sich seit Jahren nicht mehr herumschlagen muss. Der FC Küssnacht ist ein Beispiel dafür, wie Frauenfussball funktionieren kann, wenn die Mädchen bereits von klein auf in reinen Mädchenmannschaften spielen können. «Wir haben uns vor acht Jahren für diesen Schritt entschieden. Wenn man bereits bei den Jüngsten ansetzt, hat man bei den Aktiven weniger Probleme wegen zu knapper Kader», sagt Remo Zwyssig, Frauen- und Juniorinnentrainer beim FC Küssnacht. Inzwischen spielen beim FCK zwischen 90 und 100 Mädchen/Frauen Fussball. Dahinter stecke aber jahrelange Arbeit, betont Zwyssig. «Mädchen, die mit Mädchen kicken können, erhalten immer genug Einsatzzeit und auch die nötige Anerkennung, die vielleicht etwas fehlt, wenn sie in Bubenteams spielen», ist Zwyssig überzeugt. Inzwischen profitiere man beim FCK vor allem vom guten Ruf – in der Region sei inzwischen bekannt, dass der Verein eine grosse Mädchenabteilung hat. «Das zieht viele junge Mädchen an, die bei uns spielen wollen», erklärt Zwyssig weiter.

Auch der FC Küssnacht ist jedoch auf gute Rahmenbedingungen angewiesen. «Dass beispielsweise ein Frauen-Cupfinal morgens um 10 Uhr angesetzt wird oder unsere Mädchenmannschaften nicht gegen andere Mädchen spielen können wegen einer nicht nachvollziehbaren Gruppeneinteilung mit Bubenteams, das ist nicht optimal», moniert Remo Zwyssig.

Beim IFV ist man sich dieser unbefriedigenden Situation bewusst, betont Christian Maurer (siehe auch Box): «Wir werden den Cupfinal in Zukunft optimieren. Ausserdem werden wir bei den Juniorinnen ab diesem Sommer ein neues Meisterschaftsmodell einführen.»

Neuerungen des IFV
Kommende Saison soll es in der Innerschweiz erstmals eine J11-Meisterschaft für reine Mädchenteams geben. «Damit wollen wir erreichen, dass die Mädchen auch gegen Mädchen spielen können», so Christian Maurer, Frauenverantwortlicher beim Innerschweizerischen Fussballverband (IFV). Die Ausschreibung soll bald starten und wird zeigen, ob sich genug Teams finden lassen. Nächstes Jahr sollen auch J14- und J18-Meisterschaften ausgetragen werden.

Auch der IFV-Cupfinaltag soll anders organisiert werden. Der Frauenfinal wird dann nicht mehr frühmorgens stattfinden.