Zug und Schötz bieten ein Spektakel auf stumpfem Rasen. Der 2:1-Sieg der Gäste ist verdient und wird durch einen speziellen Treffer eingeleitet.

Die 49. Minute läuft. Michael Koch tritt einen Corner, die Flugbahn ist so stark gekrümmt wie der Regenbogen am Zuger Himmel. Einmal setzt der Ball auf, ein gegnerisches Bein stochert ins Leere, und drin ist er. Der Schötzer jubelt über die 1:0-Führung, vollführt im Sprung einen Halbkreis und streckt die Arme bei der Landung zu Boden. So, wie man es von Cristiano Ronaldo kennt. «Das war nicht geplant, sondern spontan», erklärt Koch hinterher und lacht. Den Superstar von Real Madrid wollte er damit aber schon nachempfinden, wie er trägt Koch die Nummer sieben auf dem Rücken, ebenso seine Freundin Martina Moser beim FC Zürich. Und wie war das nun mit dem direkt verwandelten Eckball – Absicht oder Zufall? Wieder lächelt Koch und sagt: «Ich wollte ihn einfach mit Zug reinbringen. Der nasse Boden half mit.»

Tatsächlich: Mit dem Regen, der sozusagen zur Pause eingewechselt worden war, nahm der bis dahin stumpfe Rasen in gleichem Masse Fahrt auf wie das 1.-Liga-Derby zwischen Zug 94 und Schötz. Auch die erste, langsame Halbzeit bot zwar bereits einige Höhepunkte, nach dem Seitenwechsel legten die beiden Teams aber nochmals einen Zacken zu. Zug reagierte auf den 0:1-Rückstand, hatte viel Ballbesitz, sah Kemil Festics Ausgleichstreffer (58.) aber wegen einer Abseitsposition annulliert. Schötz richtete sein Augenmerk vermehrt auf Konterattacken und wurde damit immer wieder gefährlich. Zwischen der 66. und der 75. Minute verpasste MK7 (in Anlehnung an Ronaldos Kurzbezeichnung CR7) gleich dreimal den zweiten Schötzer Treffer. Hinterher stellte Koch zufrieden fest: «In der zweiten Halbzeit haben wir uns mehr bewegt und den Ball besser laufen lassen.»

Schlagabtausch in der Schlussphase
Auf 2:0 erhöhte dann Teamkollege Agron Skeraj in der 79. Minute. Der linke Aussenverteidiger zog unwiderstehlich in Richtung des gegnerischen Strafraums und versenkte den Ball aus 18 Metern mit technischem Geschick – wieder zog ein Hauch von Cristiano Ronaldo über die Herti-Allmend. Hätte Manuel Zobrist kurz darauf ebenfalls ins Schwarze und nicht nur den Pfosten getroffen, wäre die Partie entschieden gewesen. So aber kam in der Schlussphase nochmals Spannung auf. Der Schötzer Yanick Rapelli spielte einen haarsträubenden Fehlpass, Captain Luca Ferricchio verursachte einen Penalty, und Nicola Peter verkürzte in der 83. Minute auf 1:2. Zugs neuer Stürmer Denis Pozder hatte danach gleich zweimal den Ausgleich auf dem Fuss, scheiterte aber entweder am Schötzer Goalie oder an sich selber (84./92.). Zobrist setzte dem Spektakel mit seinem dritten Schuss an die Torumrandung den sportlichen Schlusspunkt (93.), ehe Joel Stephan infolge eines Gerangels nach dem Schlusspfiff noch die gelb-rote Karte zu sehen bekam.

Mit sieben Punkten aus drei Spielen und dem Erreichen der zweiten Cup-Hauptrunde ist den Schötzern der Auftakt in die neue Saison geglückt. «Wir haben starke Einzelspieler und treten mehr als Team auf als zuletzt. Für 1.-Liga-Verhältnisse haben wir eine sehr gute Mannschaft beisammen, mit ihr ist viel möglich», schwärmte Michael Koch. Der Zuger Trainer Roland Widmer muss derweil bereits früh wieder die Stirn in Falten legen – nur ein Zähler aus drei Partien ist nicht das, was man sich nach dem starken Finish der vergangenen Spielzeit vorgestellt hat: «In der letzten Zone spielen wir zu unpräzis, zu ungestüm, zu wenig entschlossen. Ich werde aber nicht draufhauen. Jetzt geht es darum, im Training Erfolgserlebnisse zu schaffen und für eine gute Stimmung zu sorgen.»

Telegramm Zug 94 – FC Schötz 1:2 (0:0)
Hertiallmend. – 300 Zuschauer. – SR Carrard. – Tore: 49. Koch 0:1. 79. Skeraj 0:2. 83. Peter (Foulpenalty) 1:2. – Zug: Bruhnsen; Weiss, Wüest (46. Latifi), Ntsika, Riedweg; Burkard, Peter, Mehidic, Palatucci; Festic (80. Reci), Vögeli (64. Pozder). – Schötz: Hönger; Gänsler, Ferricchio, Bajrami, Skeraj; Boussaha (34. Zobrist), Stephan, Koch, Pekas (87. Kälin); Nikmengjaj (78. Rapelli), Aziri. – Bemerkungen: Gelb-rote Karte für Stephan nach Spielschluss (Unsportlichkeit). 40. Flanke von Zobrist landet auf der Latte. 58. Tor von Festic wegen Abseits aberkannt. 81./93. Pfostenschüsse Zobrist.