Der Trainer Roland Widmer wird den Erstligisten Zug 94 auf Ende Saison verlassen. Er nennt die Gründe und sagt, warum er trotz Negativtrends an den Klassenverbleib glaubt.

Anfang der laufenden Woche hat Zug 94 eine Medienmitteilung versandt (REGIOfussball.ch berichtete), in der der Verein bekannt gab, dass Roland Widmer nach der laufenden Saison nicht mehr Trainer des 1.-Liga-Teams sein wird. Der 52-jährige, ehemalige Profi-Spieler schildert seine Sicht der Dinge.

Roland Widmer, warum haben Sie und Zug 94 keine Zukunft?

Die Wahrheit entspricht nicht immer dem, was nach aussen hin‚ vorgegaukelt» wird. Ich hatte auf und neben dem Platz immer einen Plan als Trainer mit meiner Mannschaft und habe mich nie am Mittelmass orientiert.

Was heisst das?

Ich habe bis am letzten Freitag für die Zukunft meiner Spieler und die Weiterentwicklung des Erstliga-Teams gekämpft. Leider hat der Verein wichtige Entscheidungen betreffend Spieler, Verträge, Budgetplanung und vieles mehr für die neue Saison hinausgezögert. Er ist gezwungen, das Budget auf die kommende Spielzeit nicht unwesentlich zu reduzieren. Für mich als Trainer sind die sportlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für eine Weiterentwicklung nicht mehr gegeben. Daher habe ich mich entschieden, einen Schlussstrich zu ziehen.

Wie schwierig war dieser Entscheid?

Einfach ist das nie. Es tut mir leid für das Team, denn wir sind durch viele Turbulenzen hindurch als Einheit zusammen gewachsen und gereift. Meine Spieler waren auch überrascht, denn sie waren davon ausgegangen, dass es über den Sommer hinaus weitergehen wird. Die jüngsten Rückmeldungen waren auf und neben dem Platz sehr menschlich und positiv.

Wird sich die Abgangs- Ankündigung negativ auf die Schlussphase der Meisterschaft auswirken?

Nein, bei meiner Mannschaft passiert das nicht. Im Gegenteil, das weckt bei jedem Akteur nochmals den Willen und Ehrgeiz, es noch besser machen zu wollen. Wir sind eine verschworene Einheit und jeder hat nun die Gewissheit, wohin die Reise gehen wird. Das gibt uns für den Finish den nötigen Kick und auch die Motivation. Ich kenne meine Spieler bestens, die wissen genau, was es jetzt benötigt. Im Training diese Woche spürte ich schon positive Signale.

Was hat Sie seit Ihrem Amtsantritt im März 2017 in Zug am meisten enttäuscht?

Es ist für mich grundsätzlich ein Armutszeugnis, dass man am Wirtschaftsstandort Zug mit der vorhandenen Infrastruktur es nicht schafft, Mittel zu generieren, die es erlauben, ein junges und erfolgreiches Team zu formen. Der Verein würde an Attraktivität gewinnen und endlich wieder positiv in Erscheinung treten. Es benötigt einfach mehr «echtes Zuger Blut» auf allen Ebenen in diesem Verein.

Was war positiv?

Mein Team musste während meiner Amtszeit vieles erdulden und hat dies so gut wie möglich weggesteckt. Das Trainingslager in Spanien in diesem Frühjahr war das Highlight, das hat uns noch mehr zusammengebracht. Dieses konnten übrigens wir nur dank meinem Einfluss als Trainer und der Unterstützung des Ehrenpräsidenten Hans Durrer finanzieren, da der Verein für das Trainingslager gar kein Budget zur Verfügung hatte.

Am Samstag (morgen Samstag, 16.30, Stadion Schlottermilch) steht das kapitale Spiel beim abstiegsbedrohten Sursee auf dem Programm.

Wir wissen um die Wichtigkeit dieser Partie und werden bereit sein für diesen Fight. Es geht um viel in diesem Duell. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel, welches wir verfolgen. Wir wollen den Ligaerhalt so schnell wie möglich bewerkstelligen.

Was benötigt es, um die nötigen Punkte dafür zu holen?

Coolness, Cleverness, gutes Training, Fokus auf die Arbeit sowie das Besinnen auf die eigenen Stärken und viel Opferbereitschaft. Wir haben Qualitäten, auch wenn wir das nicht immer gezeigt haben.

Was machen Sie in der nächsten Saison?

Diese Frage stellt sich derzeit nicht, denn es zählt einzig und alleine Zug 94. Das Team geniesst Priorität. Wir stehen nun vor den wichtigsten Partien. Wir wollen die Meisterschaft positiv zu Ende bringen – das schaffen wir auch.