
Pasquale Martino gehört zur Stammelf von Erst-ligist Zug 94. Doch damit gibt sich der ambitionierte 20-Jährige längst nicht zufrieden.
Pasquale Martino träumte bereits als kleiner Knirps davon, seine Brötchen dereinst als Fussballprofi zu verdienen. Nach dem Besuch der Kinderfussballschule von Chur 97 durfte er sein Können als Innenverteidiger schon früh in den verschiedenen Bündner U-Teams sowie in den U-21-Equipen des FC Zürich und des Teams Aargau unter Beweis stellen. Der damalige Super-League-Club FC Aarau zog eine Aufnahme des talentierten Jungen in das erweiterte Kader der 1. Mannschaft in Betracht.
Aber der Verein verzögerte die Vertragsunterzeichnung. Martin Andermatt, der zu dieser Zeit Zug 94 trainierte, bekam davon Wind. «Er bewog mich, nach Zug zu kommen, um mit seinem Sohn Nicolas, meinem besten Freund, den Aufstieg in die Promotion League anzuvisieren», sagt der heute 20-jährige Martino. Zug 94 scheiterte in der Aufstiegsrunde bekanntlich an Wettswil-Bonstetten. Martin Andermatt und zehn Spieler verliessen daraufhin den Zuger Klub, der die vielen Abgänge – zumindest quantitativ – zu kompensieren vermochte.
Zusammenhalt als Trumpf
Der neu verpflichtete Trainer Mark Adams musste sich allerdings gedulden, bis sich der Erfolg einstellte. Dazu sagt Pasquale Martino: «Das erste Training, an dem das neu zusammengestellte Kader vollständig anwesend war, konnte erst zwei Wochen vor dem Meisterschaftsbeginn abgehalten werden.» So verwunderte es nicht, dass Zug 94 in den ersten Saisonspielen nicht wie erhofft zu punkten vermochte. Aber der Spielfreude des keck nach vorne spielenden Teams tat dies keinen Abbruch. In der Zwischenzeit hat sich die Elf von Trainer Mark Adams bis auf den siebten Tabellenplatz vorgearbeitet. «Unsere Stärke besteht im uneingeschränkten Zusammenhalt – jeder setzt sich für den anderen ein. Damit haben wir das uns anfänglich fehlende Wettkampfglück erzwungen», betont Martino, der wegen seiner genauen weiten Pässe vom Innenverteidiger zum rechten Aussenläufer umfunktioniert wurde. Dass Zug 94 nach anfänglichen Schwierigkeiten auf die Siegerstrasse zurückgefunden habe, sei nicht zuletzt dem stets positiv denkenden Trainer zu verdanken. Der italienisch-schweizerische Doppelbürger lobt: «Mark Adams, der viel mit uns Spielern spricht, ist ein ausgezeichneter Motivator.»
Fan von Inter Mailand
Als Spieler des Teams Aargau stand Martino täglich auf dem Trainingsplatz. Deshalb nahm der gelernte Logistiker nur einen Teilzeitjob an. Daran hat sich nach dem Übertritt zu Zug 94 nichts geändert. Der bei seinen Eltern in Zürich wohnhafte junge Mann ist oft in einem Fitnesscenter anzutreffen, wo er im Hinblick auf ein eventuelles Profiangebot ein intensives Krafttraining betreibt. Als sein fussballerisches Vorbild bezeichnet er Fabio Cannavaro, den ehemaligen Innenverteidiger der italienischen Nationalmannschaft und Weltmeister 2006. «Seine Kopfballstärke, sein ausgeprägtes Antizipationsvermögen und sein überragendes Stellungsspiel haben mir stets imponiert», erzählt Pasquale Martino, der sich als Fan von Inter Mailand outet.
Als sein grösstes bisheriges Erlebnis bezeichnet er den Besuch eines Derbys zwischen Inter Mailand und der AC Milan im ehemaligen San-Siro-Stadion. Es sei unmöglich, die faszinierende, emotionale Stimmung mit Worten zu beschreiben, die im Stadion geherrscht habe. In bester Erinnerung bleibt ihm auch sein bisher grösster Erfolg als Fussballer. Mit sichtlicher Freude erzählt er: «Mit der U 15 des FC Zürich konnte ich den Gewinn des Nike-Cups feiern. Zur Belohnung durfte unsere Mannschaft an einem international besetzten Turnier in Dänemark teilnehmen, wo wir bis in den Achtelfinal vorstiessen.» Martino bezeichnet sich selbst als ruhigen, ausgeglichenen Menschen, der, wie seine Familie, nie gestresst sei. Er möge es allerdings nicht leiden, wenn er angelogen oder in einem Spiel vom Gegner mit dummen Sprüchen provoziert werde.
Ausgesprochener Familienmensch
Der gebürtige Italiener verrät: «Als ausgesprochener Familienmensch freue ich mich nach dem Abschluss der Vorrunde auf den Besuch meiner Grosseltern und Verwandten in Avellino bei Neapel. Nebst der Ruhe geniesse ich dort das Zusammensein mit meinen Kollegen aus der Jugendzeit und natürlich die von meiner Nonna meisterhaft zubereiteten Meeresfrüchte und Fische und die von ihr mit viel Liebe selbst gemachte Pasta.» Deren Geschmack sei einmalig gut, schiebt Martino nach.
So richtig ins Schwärmen gerät er, wenn er von seiner Freundin Carla spricht, die er vor zwei Jahren in Chur kennen gelernt hat. «Ich war mit Kollegen im Ausgang, als ich sie zum ersten Mal sah. Ihre langen schwarzen Haare und ihre grünen Augen faszinierten mich auf Anhieb.» Er habe sie kaum anzusprechen gewagt. Er habe es dann doch getan und sich riesig gefreut, als sie sich am anderen Tag wieder bei ihm gemeldet und einem Treffen in Zürich zugestimmt habe. «Obwohl Carla in einer Psychiatrie in Pfäfers arbeitet, ist sie nach Möglichkeit im Stadion, wenn ich mit meiner Mannschaft im Einsatz stehe. Ihre Anwesenheit motiviert mich zusätzlich, eine gute Leistung abzurufen», sagt der sichtlich Verliebte.
Schwer zu bezwingbarer Gegner
Es ist zu hoffen, dass Martinos Freundin heute um 16 Uhr im Stade de Suisse in Bern sitzt, wenn die letzte 1.-Liga-Partie des Jahres zwischen der U-21-Equipe der Young Boys und Zug 94 angepfiffen wird. Denn um die Heimfahrt mit Punkten im Gepäck antreten zu können, müssen ihr Schatz und seine Kollegen wohl eine überdurchschnittlich gute Leistung abliefern. Die Berner sind ein schwer zu bezwingbarer Gegner.