Der Aufsteiger SC Cham liegt in der Promotion League an der Tabellenspitze. Verteidiger Lucas Thöni lüftet das Erfolgsrezept.

Der im vergangenen Sommer in die Promotion League aufgestiegene SC Cham hat sich vor dem Start in die laufende Meisterschaft den Ligaerhalt zum Ziel gesetzt. Und nun, nachdem bereits ein Rückrundenspiel ausgetragen wurde, liegt die Elf von Trainer Jörg «Udo» Portmann punktgleich mit dem mehrfachen Schweizer Meister Servette Genf an der Tabellenspitze.

Der Chamer Verteidiger Lucas Thöni erklärt, weshalb die Eizmoos-Elf derart überrascht: «Eine wichtige Rolle spielt unser Trainer, der auf jeden einzelnen Spieler eingeht und aufzeigt, was gut ist und in welchen Belangen noch intensiv gearbeitet werden muss.» Jörg Portmann sei es gelungen, ein extrem geschlossenes Team zu formen, das mit viel Freude und Spass trainiere und spiele. Obschon während der Woche nur drei Trainings stattfänden, seien alle Chamer Spieler physisch auf der Höhe ihrer Aufgabe. Der Trainer verstehe es ausgezeichnet, eine ausgewogene Balance zwischen harter Arbeit und wohltuender Erholung zu schaffen.

Hochs und Tiefs in Reihenfolge
Der erst 20-jährige Thöni, der im Kindergartenalter die Fussballschule des SC Cham besuchte, hat in seiner noch jungen Karriere schon viele Hochs und Tiefs erlebt. Stützpunkttrainings mit dem Team Zugerland ebneten ihm den Weg zur U13 des SC Kriens und zur Aufnahme die von Laurent Prince geleiteten Sportklasse des Luzerner Vorortclubs. Kurz darauf spielte der talentierte Verteidiger bis zur U21 in den verschiedenen Nachwuchsteams des FC Luzern. Und von der U15 bis zur U18 gehörte er zum Stamm der Schweizer Junioren-Nationalmannschaften.

Das Highlight seiner bisherigen Fussballkarriere erlebte er unter Trainern mit der Schweizer U17. Dazu Thöni: «Wir fühlten uns wie Profis, als wir in Israel innerhalb von sieben Tagen drei EM-Qualifikationsspiele bestreiten durften. Trainer Dany Ryser verglich die Qualifikationsspiele mit der Tour de France. Er forderte uns auf, jede Partie wie ein Etappenrennen zu bestreiten.»

Gegen den Gastgeber Israel setzte es für die Schweiz im zweiten Spiel eine 2:3-Niederlage ab. Da das Team zuvor ein 4:1 über Island eingefahren hatte und in der abschliessenden Partie gegen Griechenland ein 0:0 herausholte, qualifizierte es sich für die nächste Runde. Sie hätten diesen Erfolg zwar nicht übermässig gefeiert, aber mit sichtlichem Stolz genossen. «Von Ryser, der die Stärken und Schwächen der Gegner jeweils gut analysiert und seine Mannschaft taktisch hervorragend eingestellt habe, habe ich gelernt, dass das Team als Ganzes für den Erfolg wichtiger ist als die einzelnen Spieler», betont Thöni.

Elterlicher Zwang
Seine bisher erfolgreich verlaufene Karriere erlitt einen schmerzlichen Dämpfer, als er im Winter 2013/14 das Schlüsselbein brach. Nach einer halbjährigen Genesungsphase schaffte er im vergangenen Sommer mit dem SC Kriens den Aufstieg in die Promotion League. «Da mich der Trainer in den letzten Partien nur noch als Ergänzungsspieler einsetzte, zögerte ich keinen Moment, als mir der SC Cham ein Angebot unterbreitete», sagt Thöni. Nach dem Abschluss einer kaufmännischen Lehre nahm er erst mal einen 60-Prozent-Job an, und nun will er die Berufsmatura erlangen. Mit einem Grinsen verrät er: «Früher wollte ich lieber Fussball spielen als zu lernen. Heute bin ich meinen Eltern dankbar, dass sie mich zwangen, die Hausaufgaben zu machen.»

Wertvolle Rückendeckung
Die Familie und Freundin Aline sowie seine Kollegen nehmen im Leben von Thöni eine wichtige Rolle ein. «Ich weiss, dass ich mich jederzeit auf sie verlassen kann. Diese Rückendeckung tut mir gut», sagt er. Er verrät: «Am Sonntagabend tragen mein Vater und ich jeweils einen Squash-Match gegeneinander aus. Dabei geht es um viel, denn dem Sieger steht das Recht zu, den Verlierer bis zur Mitte der Woche mit träfen Sprüchen auf die Schippe zu nehmen.» Ob dieses Recht wohl auch beim Golfen gegolten hätte? Der Filius hätte kaum etwas zu lachen gehabt, zumal er zugibt: «Mein Vater Felix und meine Mutter Claire sind passionierte Golfer. Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich mit ihnen diese Sportart ausprobiert. Aber gegen meine Eltern konnte ich nicht mithalten, weil ich zu wenig Zeit für das Golfen aufzubringen vermochte. Das hat mich derart genervt, dass ich den Bettel schon bald einmal hinwarf.»