Der SC Kriens kämpfte in der Vorrunde mit zahlreichen Verletzten. Marco Wiget (25), eine Teamstütze, hat sich nun zurückgekämpft.
Es geschah im letzten Spiel der vergangenen Saison. Der SC Kriens kämpfte gegen Stade-Lausanne-Ouchy um den Aufstieg in die Promotion League. Nach einer Viertelstunde, beim Stande von 0:0, vernahm SCK-Mittelfeldspieler Marco Wiget ein Knacken in seinem linken Knie. Er liess sich kurz behandeln, begab sich nochmals aufs Spielfeld, «weil ich noch voller Adrenalin war». Doch kurz darauf spürte der gebürtige Schwyzer aus Brunnen, «dass es nicht mehr weiterging». Er liess sich durch Goran Stojanov ersetzen und sah anschliessend von der Bank aus, wie Patrik Gjidoda in der 89. Minute das erlösende 1:0 erzielte. Kurz darauf war der Aufstieg geschafft. Bei Wiget wurde später ein Teilabriss des Kreuzbandes diagnostiziert. Zunächst überwog zwar die Freude über den sportlichen Erfolg. Es kam dennoch die Zeit, «in der ich zu kämpfen hatte. Ich zerbrach aber nicht, sondern wusste, dass es wieder heilen wird.»
Viele Stunden im Kraftkeller
Fortan war die Motivation gross, sich in der Rehabilitation zurückzukämpfen. Er schaffte die Rückkehr ins Team bereits am 31. Oktober. In Nyon (1:0-Sieg) und gegen YF Juventus eine Woche darauf (5:2) kam er zu zwei Kurzeinsätzen. Während des Winters folgten viele Stunden im Kraftkeller. Nun scheint Wiget den Rückstand aufgeholt zu haben. In den Vorbereitungsspielen in Thun (2:4) spielte der 25-Jährige eine Halbzeit, gegen Schötz (3:4), Hergiswil (8:1) bereits wieder über die volle Distanz – und das beschwerdefrei. Die Spiele auf dem Luzerner Kunstrasen Allmend Süd hätten ihm grossen Spass bereitet, «es ist ein geiler Platz, um Fussball zu spielen». Tempofussball vom Feinsten halt, was auf dem Krienser «Kleinfeld-Acker» nicht immer möglich ist.
Marco Wiget spielte in seiner Jugend auf den jeweils höchsten Stufen der Innerschweiz. Er durchlief beim FC Luzern von der U11 bis zur U21 sämtliche Abteilungen, sass am Ende der Ausbildungszeit gar auf der Ersatzbank der ersten Mannschaft. Dass es für die angestrebte Profikarriere nicht gereicht hat, daran sei aber nicht der FCL schuld. «Ich hoffte zwar bis zum Schluss. Ich bin aber gescheitert, weil ich doch nicht das ganz grosse Talent war und es Bessere als mich gab.»
Mobbing im Kinderfussball
Danach spielte Wiget beim FC Tuggen (2011/12), beim FC Breitenrain Bern (2012/13), im Sommer 2013 wechselte er dann nach Kriens. Er forcierte in der Folge seine Studienlehrgänge in Germanistik und Sportwissenschaften in Bern und wird im Sommer den Bachelor erwerben. Seine Abschlussarbeit widmet Wiget dem Thema «Mobbing im Kinderfussball». Ein nicht zu unterschätzendes Thema, «da es noch nicht erforscht ist».
Auch in sportlicher Hinsicht bleibt eines noch unerforscht: Wird der SC Kriens in der morgen Samstag beginnenden Rückrunde ein ernsthafter Aufstiegskandidat sein? Wiget: «Unser Anspruch ist es, in jedem Spiel Vollgas zu geben. Wie weit es dann reicht, sehen wir am Schluss …» Denn es könnte durchaus sein, dass der SC Kriens sportlich auf einem Aufstiegsplatz steht, nicht aber im Besitz der Lizenz für die Challenge League sein wird (siehe weiter unten).
Marco Wiget jedenfalls schätzt sich glücklich, in der Promotion League und beim SC Kriens zu spielen. Mit Marinko Jurendic, der diese Woche mit dem SCK bis 2018 verlängerte, «ist ein Trainer bei uns, der den Fussball lebt». In schwierigen Zeiten hatte dieser den Klub übernommen. «Nun ist der Verein wieder gut aufgestellt und ist ein Sprungbrett für viele Junge.» Oder für jemanden wie Marco Wiget ist Kriens eine fussballerische Heimat geworden.
Ein Zeichen für die Mannschaft
Lizenz reb. Seit letztem Freitag ist bekannt, dass der SC Kriens bei der Nationalliga die Lizenz für die Challenge League beantragt hat. Am Ende der Saison wird der Bestklassierte aufsteigen, der die Lizenz gemäss Verbandsreglement erhalten hat. Wie gross die Chance für den SCK ist, diese Spielbewilligung zu erhalten, ist schwierig einzuschätzen. «Die erste Mannschaft soll vor Beginn der Rückrunde spüren, dass wir alles daransetzen wollen, um die Voraussetzungen zu schaffen, falls sie sportlich den Aufstieg erreichen sollte», sagt SCK-Präsident Werner Baumgartner.
Der Entscheid fiel dem Verein nicht leicht, im Vorstand wurden längere, intensive und kontroverse Diskussionen geführt. Schliesslich ist es noch nicht lange her, dass die Krienser vor dem finanziellen Kollaps standen und es noch immer eine Restschuld von rund 200 000 Franken zu tilgen gibt.
Stadionprojekt könnte helfen
«Bei einem Aufstieg wird der SC Kriens weiterhin ein Ausbildungsklub bleiben. Kein Spieler wird wegen des Geldes zu uns wechseln», verspricht Baumgartner. Ob die jetzige Infrastruktur für die Challenge League noch genügt, ist ungewiss. Ein Trumpf für die Lizenzvergabe könnte aber das Stadionprojekt sein. «Ob der jetzige Stand des Projektes ausreichen wird, weiss ich nicht. Wir sind aber nahe an der Realisierung dran. Deswegen glauben wir, dass es für eine Ausnahmebewilligung reichen könnte», sagt Baumgartner.