Der SC Cham bleibt im 2016 weiterhin ungeschlagen. Nach dem Sieg bei Servette vor Wochenfrist gewann die Portmann-Elf nun auch beim BSC Old Boys Basel. Das alles entscheidende Tor beim 3:2 Sieg erzielte Severin Dätwyler in der 95. Spielminute.
Der erzwungene Wechsel
Im Vergleich zum Spiel in Genf musste Trainer Jörg Portmann sein Kader umstellen, ob er wollte oder nicht. Schuld daran waren gleich zwei Verletzungen. Zum einen fehlte Roman Herger, welcher sich in Genf verletzte und zum anderen Petar Ugljesic, welcher nach dem Einlaufen das Handtuch werfen musste. Ihre Positionen wurden von Dalibor Stojanov und Reto Scherer übernommen. Ansonsten blieb alles wie gehabt. Eine neue Startformation präsentierte auch der BSC Old Boys Basel. Trainer Samir Tabakovic stellte sein Team gleich auf vier Positionen um. Im Sturm setzte er neu auf Karim Barry und Mickael Feghoul und in der Verteidigung auf Kaan Sevinc und Mihael Kovacevic.
Das Selbstvertrauen des Leaders
Es waren die Gastgeber, welche vor dem spärlich erschienenen Heimpublikum versuchten, das Spieldiktat zu übernehmen und die Chamer unter Druck zu setzen. Die Ennetseer zeigten sich davon aber wenig beeindruckt und liessen zu Beginn nichts anbrennen. Trotzdem mussten sie nach 9 Spielminuten den ersten Gegentreffer hinnehmen. Es war der Basler Feghoul, welcher nach einem Prellball losziehen konnte und sein Glück mit einem wuchtigen Schuss suchte. Dieser Versuch wurde von Alessandro Merlo mit einer tollen Reaktion abgewehrt, gegen den Nachschuss war aber auch er machtlos.
Die starke Reaktion
Zum ersten Mal in diesem Jahr lagen die Chamer nun also in Rückstand. Doch auch dies warf die Mannschaft nicht aus der Bahn. Ganz im Gegenteil, es waren nun die Ennetseer, welche das Zepter übernahmen. Nachdem der Ausgleichstreffer von Pascal Bader in der 9. Minute noch wegen Offside aberkannt wurde, durfte Reto Scherer in der 15. Minute definitiv jubeln. Es war Cyrill Gasser, welcher sich im Basler Strafraum den Ball erkämpfte und diesen optimal vorlegte. Diese Chance lies sich Reto Scherer nicht nehmen und schob das Leder überlegt in die Maschen. Es war dies die perfekte, wie auch verdiente Reaktion. Kurz zuvor hatte nämlich Cyrill Gasser bereits den Ausgleich auf dem Fuss, scheiterte jedoch an Torhüter Sandro Keller. Ja und dann wäre da noch die Szene im Basler Strafraum, bei welchem sich die Basler nicht hätten beschweren können, wenn der Schiedsrichter nach einem Handspiel auf Penalty entschieden hätte. Zusammengefasst durfte man festhalten, dass der Auftakt in die Partie schwungvoll, unterhaltsam und spannend war.
Ein ständiges Hin und Her
In der Folge glich sich das Spielgeschehen deutlich aus und beide Teams erarbeiteten sich immer wieder gute Torchancen. Die Basler versuchten immer wieder mit weiten Bällen das Mittelfeld zu überbrücken und die grossgewachsenen Stürmer zu lancieren. Die Chamer ihrerseits versuchten ihr Glück mit einem gepflegten Spielaufbau und dem bekannten Kombinationsspiel. Ja und genau damit hatten die Gäste nach 38 Spielminuten Erfolg. Zuerst lancierte Captain Dominic Schilling mit einem Pass aus dem Mittelfeld heraus Reto Scherer, dieser legte weiter auf Cyrill Gasser und dieser schob den Ball, wie schon beim Ausgleich, am Torhüter vorbei. Bei diesem Spielstand blieb es dann bis zur Pause.
Wo sind die Chamer?
Nach einigen Minuten in der 2. Halbzeit musste man sich diese Frage tatsächlich stellen. Von der überzeugenden Leistung in Durchgang eins war rein gar nichts mehr zu sehen. Ein Fehler nach dem anderen prägte nun das Spiel der Ennetseer. In den Zweikämpfen kam man immer einen Schritt zu spät, die Pässe kamen nicht mehr an und in der Defensive begann das grosse Zittern. Diese Verunsicherung, oder besser gesagt die unerklärliche Passivität, spürte natürlich auch die Heimmannschaft, welche nun richtig viel Druck erzeugte. Der SC Cham geriet immer mehr in Schwierigkeiten und nach 59 Minuten war es soweit – der BSC Old Boys kam zum verdienten Ausgleich. Es war Michael Feghoul, welcher mittels Foulpenalty zum 2:2 einschob. Nun musste man sich ernsthaft Sorgen um den SC Cham machen.
Hektische Schlussphase mit einem unglaublichen Ende
Gleich mehrmals lag der Führungstreffer der Basler in der Luft und im Chamer Lager hätte man sich darüber mit Sicherheit nicht beklagen dürfen. Doch einmal mehr, kam es total anders. Zuerst schwächten sich die Basler mit einem Platzverweis gleich selber (86.). Allerdings war die Rote Karte gegen Muhamed Demiri doch etwas hart und hätte sicher nicht jeder Schiedsrichter so gepfiffen. Nun lagen die Vorteile natürlich wieder beim SC Cham, was man sofort spürte. Jetzt wollten die Basler den Punkt über die Zeit retten und die Ennetseer drückten auf den Treffer. Man schrieb bereits die 95. Minute, als der Chamer Captain Dominic Schilling den nächsten und ziemlich sicher letzten Versuch vornahm, in den Strafraum eindrang und von Torhüter Sandro Keller zu Fall gebracht wurde. Schiedsrichter Lukas Fähndrich hatte gar keine andere Möglichkeit, als auf den Penaltypunkt zu zeigen. Da war sie nun, die einmalige Chance auf den Sieg und die nächsten drei Punkte. Eigentlich klar, dass in diesem verrückten Spiel auch dieser Penalty nicht normal über die Bühne gehen konnte. Es war Reto Scherer, welcher die Verantwortung übernahm, sich denn Ball zu Recht legte und diesen wuchtig an den Pfosten haute. Das durfte doch nicht wahr sein, vergab man tatsächlich diese Chance? Nein, denn man hatte ja noch Severin Dätwyler, welcher wie von der Biene gestochen dem Ball nachjagte und diesen reaktionsschnell doch noch im Netz unterbrachte. Der Jubel kannte keine Grenzen, denn gleich im Anschluss daran war Schluss und der Sieg im Trockenen. Drei Punkte, welche man, ganz ehrlich gesagt, eigentlich nicht verdient hatte. Doch egal, bereits morgen fragt niemand mehr über das wie und wo.
Der Ausblick
Am Osterwochenende steht der SC Cham wiederum auswärts im Einsatz. Die Ennetseer reisen am Samstag zum FC St. Gallen II. Anpfiff im Stadion Bergholz in Wil ist um 16:00 Uhr.
Die Stimmen zum Spiel
Jörg Portmann / Trainer:
Nach einer ganz guten 1. Halbzeit haben wir Durchgang zwei komplett verschlafen und kamen nie mehr richtig ins Spiel. Genau das passiert, wenn du nicht mehr konsequent spielst und jeder ein paar Prozent zurücknimmt. Klar, dass der Gegner dadurch ins Spiel kommt, Vertrauen aufbaut und dich in Probleme bringt. Wir haben zwar gewonnen, dieser Sieg fühlt sich aber trotzdem wie eine Ohrfeige an.
Jessy Nimi, Mittelfeldspieler:
Mehr Glück als wir heute hatten, kannst du eigentlich gar nicht haben. Was wir in der 2. Halbzeit gezeigt haben, ist eigentlich eine Frechheit. Besonders nervt es mich, dass wir nicht einmal nach dem Ausgleichstreffer eine Reaktion gezeigt haben. Das darf uns nicht passieren. Wir nehmen diesen Sieg, dürfen uns aber nichts darauf einbilden.
Severin Dätwyler, Torschütze zum 3:2
Das Spiel hätte eigentlich auf beide Seiten fallen können. Am Schluss waren wir sicherlich die glücklichere Mannschaft. Doch egal, Sieg ist Sieg. Beim Penalty von Reto Scherer reagierte ich einfach sehr schnell, weil du nie weisst, was passiert. Ja und darum war ich als erster am Ball. Dieser kam wie eine Rakete zurück und ich musste aufpassen, dass ich das Ding nicht noch vermasle.
Telegramm BSC Old Boys Basel – SC Cham 2:3 (1:2)
Sportanlage Schützenmatte – Zuschauer 150 – SR: Lukas Fähndrich ( Bastien Lengacher und Dave Comtesse). Tore: 9. Feghoul 1:0, 15. Scherer 1:1, 38. Gasser 1:2, 59. Akbulut 2:2 (P.), 95. Dätwyer 2:3. BSC Old Boys Basel: Keller; Sevinc, Limanaj, Kovacevic, Sahin; Ahmeti (63. Mbarga), Demiri, Akbulut, Müller (85. Gutierrez); Barry, Feghoul (78. Rietmann). SC Cham: Merlo; Keller, Niederhauser, Jakovljevic, Nussbaumer; Nimi (90. Christen), Bader, Schilling, Gasser (73. Walker), Stojanov (77. Dätwyler); Scherer. Bemerkungen: SC Cham ohne Sturzenegger, Herger, Ugljesic und Wüest (alle verletzt).Verwarnungen: 41. Müller, 50. Scherer, 70. Bader, 72. Nussbaumer, 78. Rietmann, 83. Dätwyler, 95. Keller, 86. Platzverweis Demiri.