Fast hundert Kinder rennen diese Woche auf dem Seefeld dem heiss geliebten Ball hinterher. Im Europameisterschaftsjahr ist das Fussball-Camp besonders gefragt.

«Wir verzeichnen dieses Jahr mit 97 Kindern einen neuen Teilnehmer­rekord», betont Campleiter Enrico Heiner unserer Zeitung gegenüber. Mit ihm sitzen wir bei wärmendem Sonnenschein vor dem «Chalet». Aus dem Klubbeizli des Sportclubs Buochs sind fröhliche Kinderstimmen auszumachen: «Lotto» ist in regelmässigen Abständen zu hören. «Solche Spiele nach dem Mittagessen sind ein fester Bestandteil und willkommene Abwechslung in unserem intensiven Trainingsprogramm von rund zwei Stunden am Vormittag und am Nachmittag», erklärt der Sportwissenschaftler beim Besuch am Mittwoch. Und wieder schnellt der Lärmpegel im Chalet in die Höhe. Ein Bub hat sein Lottokärtchen voll und deshalb eine Anzahl Panini-Bildchen zum Einkleben ins Euro-16-Magazin gewonnen.

Müdigkeit zur Wochenmitte
Punkt 14 Uhr sitzen alle erwartungsfroh auf der Tribüne des SC Buochs. Enrico Heiner und rund ein Dutzend Fussballtrainer orientieren über das Nachmittagsprogramm. Die einzelnen, nach Alter und fussballerischen Kriterien gebildeten Teams mit der Bezeichnung «Real Madrid», «Barcelona», «Chelsea» und Namen weiterer Spitzenklubs begeben sich nun auf das Trainingsgelände, wo Markierungen und Material für verschiedenste Übungen fein säuberlich vorbereitet sind. Auf dem Programm stehen die Raiffeisen-Supergames – eine Gelegenheit, die Intensität der ersten beiden Trainingstage etwas zu verringern. «Es zeigt sich, vor allem bei den jüngeren Buben der Jahrgänge 2001 bis 2010, in der Wochenmitte eine gewisse Müdigkeit», stellt Enrico Heiner fest. Der Parcours mit verschiedensten Übungen wie Schusstechnik, Kondition, Beweglichkeit, Kraft, Taktik und dergleichen, trage diesem Umstand Rechnung, sei aber trotzdem effektiv, lässt der Campleiter verlauten.

Marcel Carneiro ist 13-jährig, Junior beim SC Buochs und Fan des FC Porto. Er gehört zur älteren Garde im Camp. «Wir haben hier verschiedene Trainer», sagt er, «und das sorgt halt schon für Abwechslung, die im Klub nicht möglich ist.» Das Wetter – und da sind sich er und seine Kollegen einig – kann der guten Laune rein gar nichts anhaben. Zu den Stanser Junioren gehört Matteo Arlia. «Andere Übungen und andere Trainer, da kann ich nach fünf Tagen schon ein wenig besser tschutten», meint der 8-Jährige. Matteo schwärmt vom SSC Napoli und dessen Spieler Gonzalo Higuain. Ebenfalls aus Stans kommt der 10-jährige Nico Odermatt. «Wir machen Übungen, die wir zu Hause nicht machen», sagt er. Es sei spannend im Camp und «äs Bitzli besser» will er auch werden. Seine Vorbilder sind Cristiano Ronaldo und Real Madrid.

Für einmal lauter Buben
MS Sports aus Emmenbrücke organisiert auch Camps in den Sportarten Reiten, Tanzen und Tennis. «Allein im Fussball durften wir letztes Jahr 6500 Kinder betreuen, erklärt Enrico Heiner. Die Tatsache, dass viele Klubs nicht mehr genügend ehrenamtliche Betreuer für eigene Camps finden, habe direkten Einfluss auf den steigenden Zulauf bei professionellen Anbietern. «Wir veranstalten dieses Jahr landesweit 83 Camps und sind in jedem Schweizer Kanton mindestens einmal vertreten.» Heiner verheimlicht allerdings auch den Konkurrenzkampf unter den verschiedenen Anbietern nicht. «Glücklicherweise verfolgen nicht alle dieselben Leitbilder», fährt er fort. «Wir stellen den Fussball bewusst in den Mittelpunkt», betont er. Spiel und Spass seien natürlich wichtig, «allerdings verzichten wir auf Animation durch Musik und werbeträchtige Show.»

Und auch die Begründung, weshalb im Buochser Camp vom 28. März bis zum 1. April keine Mädchen anzutreffen sind, bleibt Enrico Heiner nicht schuldig: «Exakt diese Woche veranstalten wir in Buochs in Zusammenarbeit mit der Schulgemeinde ein von 45 Mädchen besuchtes Dance Camp.»