Kickers Luzern spielt in der 2. Liga inter gegen den Abstieg. Ein langjähriger Funktionär plädiert: «Es braucht noch etwas Geduld.»
In dieser Rückrunde hätte alles besser werden sollen. Der Optimismus war gross, trotz einer blassen Vorrunde mit lediglich sieben Punkten. Dann der vielversprechende Start in die Rückrunde mit einem spektakulären 4:3-Sieg über den SC Goldau; der Rückschlag gegen den ebenfalls abstiegsgefährdeten FC Sarnen (1:3); ein mageres 0:0 gegen den auch unter dem Strich klassierten FC Küssnacht. Zwei Partien gegen direkte Konkurrenten, zwei vergebene Chancen auf den Ligaerhalt? «Wir haben uns viel vorgenommen. Und auch erhofft, dass der Sieg gegen Goldau etwas auslöst», sagt Emanuel Willi, ehemaliger Trainer des Fanionteams und langjähriger Funktionär. Er kennt den Verein wie kaum ein Zweiter und findet, dass «das Team in der gegenwärtigen Situation aufhören muss», ‹schönen› Fussball zu spielen. «Als Tabellenletzter kann man den Gegner auch mal anrennen lassen, um diesen dann auszukontern.»
Juniorenabteilung gedeiht prächtig
Das Leitbild der Stadtluzerner ist auf die 2. Liga inter ausgerichtet. «Ein Abstieg wäre aber keine Katastrophe, wir sind ja in den vergangenen Jahren nach zwei Abstiegen auch zwei Mal wieder aufgestiegen», relativiert Willi. Die Fussballstadt Luzern würde bei einer Relegation von Kickers Luzern in dieser Liga eine Lücke hinterlassen. Das wäre insofern schade, denn die Spielgemeinschaften im Juniorenbereich (A-, B- und C-Junioren) von Kickers und Obergeissenstein (Team OG Kickers) gedeihen nämlich prächtig. Auf allen drei Stufen der Coca-Cola-Juniors-League waren diese nach der Herbstrunde in den Top-Fünf vertreten, am Ende der vergangenen Saison sogar in den Top 3. Zudem konnte zuletzt auf sämtlichen Stufen der Cupsieg des IFV gefeiert werden.
Der SC Obergeissenstein, Nachbar der Kickers, spielt derzeit in der 3. Liga. Er hat die Möglichkeit, nach dem Abstieg umgehend wieder in die 2. Liga regional aufzusteigen. Deshalb stösst die Aussicht auf ein Quartier-Derby im kommenden Herbst auf wenig Begeisterung. Falls keine 2. Liga inter mehr in der Nachbarschaft angeboten werde, so die Befürchtung, gehen die besten Nachwuchskräfte an andere Klubs in der weiteren Umgebung verloren.
Existenzielle Befürchtungen, die man vor wenigen Jahren um Kickers Luzern haben musste, sind inzwischen vom Tisch: Der Klub steht derzeit finanziell auf gesunden Beinen, schreibt marginale Jahresgewinne. «Und», sagt Willi, «wir haben auch wieder kleinere Sponsoren und einen gut aufgestellten Vorstand.» Es sei aber keineswegs so, dass ein hohes Budget gestemmt werden könne. Willi verweist darauf, dass es Vereine in der Umgebung gibt, die sogar in der 3. Liga ein höheres Budget als die Kickers zur Verfügung haben: «Bei uns spielt sicher niemand des Geldes wegen Fussball.» In der 2. Liga inter geht ein beträchtlicher Teil des Budgets für die Reisen ins Tessin und für die höheren Schiedsrichterspesen drauf. Und der gute Nachwuchs reicht gemäss Juniorenobmann Willi als Eigenkapital nicht aus. «Nur mit den Jungen wird das künftig kein Selbstläufer, das braucht viel Geduld. Der Schritt direkt in die 2. Liga inter ist für viele von ihnen zu gross, man braucht viel mit ihnen zu arbeiten.» Und: Fähige Junioren mit SCOG-Erstlizenz haben offenbar Berührungsängste, wenn es darum geht, Erwachsenenfussball mit dem FC Kickers zu spielen. Solche Animositäten führen dazu, dass der FCK ein einsamer Kampf führt, auf dem Platz Luzern die Nische 2. Liga inter zu besetzen. Doch es gibt auch Lichtblicke: «Positives Beispiel ist Marko Brzovic, der vom SCOG zu uns wechselte und im Moment Stammspieler im zentralen Mittelfeld ist», zeigt Willi auf.
Bald wieder im Heimstadion
Gewiss, die Bemühungen um den Ligaerhalt werden trotz Schwierigkeiten fortgesetzt. Aber Willi weiss: «Der Turnaround muss jetzt kommen.» Das Team schien ihn erhört zu haben: Im Samstags-Spiel gegen Castello siegte es 4:1.
Und mindestens das nächste Heimspiel muss der FC Kickers noch im «Exil» auf dem Allmend-Süd-Kunstrasen austragen. Am 7. Mai, falls sich der Rasen wie gewünscht entwickelt, trifft Kickers in der renovierten Tribschen-Anlage auf Hochdorf. Und hofft, dass sich die Rückrunde nach diesem Direktduell gegen den Abstieg doch noch zum Besten für die Stadtluzerner wendet.
Telegramm FC Kickers Luzern – AS Castello 4:1 (2:1)
Allmend Süd, Kunstrasen. – 100 Zuschauer. – SR Scheck. – Tore: 9. Ferrari 0:1. 31. Coelho 1:1. 34. Aneas 2:1. 58. Villiger 3:1. 81. Coelho 4:1. – Kickers Luzern: Megaro; Kisungu, Glatt, Abreu, Kistler, Rama, Villiger, Fischer, Manuel (66. Condé), Aneas (86. Bühler), Coelho (89. Maric). – Castello: Marcionelli, Pirovano, Bernasconi, Regazzoni, Potenza, Cappellari (66. Chinchio), Kleimann, Reclari, Ferrari, Maffi (61. Snider), Pasini. – Bemerkung: 78. Platzverweis (Gelb-Rot) Potenza.