Die U-21-Equipe des FC Luzern verliert den 1.-Liga-Spitzenkampf gegen Münsingen mit 0:1. Trainer Gerardo Seoane findet nach dem Spiel klare Worte.
Stephan Santschi
Die erste Krisensitzung fand am Spielfeldrand vor der Ersatzbank statt. Gerardo Seoane versammelte seine Spieler im Kreis, um ihnen die Leviten zu lesen. Nicht laut und gestenreich, sondern ruhig und sachlich, wie es dem Naturell des ehemaligen Profispielers entspricht. Grund für den Frust war eine uninspirierte Leistung des Luzerner Nachwuchses im 1.-Liga-Spitzenkampf gegen Münsingen. 0:1 ging dieser verloren, Stürmer Gasser stieg in der 64. Minute höher als Gegenspieler Stefan Knezevic und erzielte per Kopf den Siegestreffer. Was missfiel Seoane in erster Linie? «Die vielen Ungenauigkeiten. Wir hatten genug Ballbesitz, doch wir kamen nicht zu Torchancen.»
Schwache Leistung in der Offensive
Tatsächlich enttäuschte der Luzerner Angriff, der eigentlich zum Besten zählt, was die 1. Liga zu bieten hat, auf der ganzen Linie. Viel zu selten fanden die Gastgeber zum schnellen Spiel in die Tiefe, mit dem man dem Kontrahenten durchaus hätte wehtun können. So wie in der 17. Minute, als Jérôme Bühler aus günstiger Position verzog. Meistens aber blieben die Vorstösse der Luzerner im Ansatz stecken: weil das Timing des Passes nicht stimmte, weil es an Präzision mangelte, weil technische Fehler zu Ballverlusten führten.
Und die Berner? Sie konzentrierten sich in erster Linie auf das Verteidigen. Und das machten sie mit dem ehemaligen Champions-League-Spieler Silvan Aegerter im zentralen Mittelfeld und dem Ex-NLA-Akteur Lukas Schenkel in der Innenverteidigung gut organisiert und solidarisch. «Münsingen ist robust, erfahren und defensiv das robusteste Team der Liga», bemerkte Seoane.
Mit der grösseren Körpermasse des Gegners kamen die Luzerner U-21-Junioren nie zurecht – nach dem Seitenwechsel noch weniger als zuvor. Nun gelang im Spiel nach vorne praktisch gar nichts mehr. Nur ein einziges Mal kamen sie noch in die Nähe eines Torerfolgs, und zwar in der 71. Minute, als der Freistoss von Dario Ulrich am Pfosten abprallte. Der Rest war eines Spitzenkampfs nicht würdig, weshalb sich Seoane nach dem Spiel berechtigterweise aufregte: «Das Wichtigste ist die Leistung am Wochenende. Es bringt nichts, wenn wir von Montag bis Freitag Dinge einstudieren und sie dann am Samstag oder am Sonntag nicht auf den Platz bringen.»
«Ein weiter Weg bis zum Aufstieg»
Die erste Niederlage seit einem knappen halben Jahr bringt den FC Luzern um die Tabellenführung in der Gruppe 2. Münsingen zieht vorbei und steht jetzt mit zwei Punkten Vorsprung an der Spitze. Noch wichtiger ist allerdings der Blick auf die Position der anderen Nachwuchsteams. Es können nämlich nur so viele U-21-Equipen an den Aufstiegsspielen teilnehmen wie aus der Promotion League absteigen. Dort steht aktuell nur die Auswahl des FC Zürich auf einem Relegationsplatz. Der FCL müsste in dieser Hinsicht also die Nummer eins der 1. Liga sein. Das ist seit gestern nicht mehr der Fall, die Junioren der Grasshoppers aus der Gruppe 3 haben nun die Nase vorn. Seoane hielt deshalb fest: «Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Und wenn wir das schaffen, werden wir uns auch nicht gegen den Aufstieg stellen. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.»
Kurzbericht FC Luzern:
Nach einer verheissungsvollen Chance von Jérome Bühler nach 19 Minuten blieben die meisten FCL-Angriffe schon in den Ansätzen stecken. So geriet die robuste Gästeabwehr nachher nur noch selten in Gefahr (Ausnahme der Pfostenfreistoss von Dario Ulrich sieben Minuten nach dem Gästekopftor in der 64. Minute). Die defensiv eingestellten, gut organisierten Gäste übernahmen mit diesem Sieg die Tabellenspitze von den Luzernern, welche die erste Niederlage in einem Ernstkampf seit dem 17. Oktober 2015 (0:1 in Solothurn) erlitten und ihrem Ruf als torgefährlichstes Team dieser Erstliga-Grppe bisher 43 Meisterschaftstreffer) nicht gerecht wurde.
Telegramm FC Luzern U21 – FC Münsingen 0:1 (0:0)
Hubelmatt, Leichtathletik-Stadion. – 400 Zuschauer. – SR Skalonja. – Tor: 64. Gasser 0:1. – Luzern U 21: Bruhnsen; Bender, Schmid, Knezevic, Röthlisberger (63. Wolf); Rüedi, Voca, Da Costa (77. Ugrinic); Bühler, Calic (77. Kameraj), Ulrich. – Münsingen: Müller; Strahm, Dreier (16. Suter), Schenkel, Selmani; Erzinger, Aegerter; Brändle (65. Frey), Mumenthaler, Christen (81. Lavorato); Gasser. – Bemerkungen: 49. Verwarnung Calic. 71. Ulrich schiesst Freistoss an den Pfosten. 82. Pfostenschuss Erzinger.