Viola Calligaris gastiert heute Dienstag mit den Young Boys in Luzern. Die 20-jährige Obwaldnerin spricht über ihr Debüt im Nationalteam. Und über einen Wechsel zum FCL.
Sie kamen etwas ins Zittern, doch am 1. April nahm das Bangen ein Ende. Dank dem 3:2-Sieg in Lugano qualifizierten sich die Young Boys zwei Spieltage vor Schluss für die NLA-Finalrunde. Der 1:0-Führungstreffer ging dabei auf das Konto von Viola Calligaris. «Nach einem Doppelpass haute ich den Ball mit dem linken Fuss unter die Latte. Damit habe ich die Lage entspannen können», erinnert sich die zentrale Mittelfeldspielerin an ihren Exploit. All ihre sechs Tore hat sich Calligaris für die Rückrunde aufgehoben. Damit steht sie sinnbildlich für den Aufwärtstrend der Bernerinnen, die lange brauchten, um in dieser Saison in Fahrt zu kommen.
Der Wechsel von Kriens zu YB
Am Dienstag nun, zum Abschluss der Qualifikationsphase, fährt Calligaris mit ihrem Team zum FC Luzern (20 Uhr, Leichtathletikstadion Hubelmatt). Und damit zurück in die Zentralschweiz, in ihre Heimat. «Ich gehe jedes Wochenende nach Hause zu meinen Eltern in Sachseln. Die Berge, die Seen, hier ist es einfach wunderschön, und ich kann mich bei meiner Familie erholen», schwärmt die 20-jährige Obwaldnerin. Nach ihrer Ausbildung an der Frauenfussball-Akademie in Huttwil, welche mittlerweile nach Biel verlegt worden ist, stand sie für eine Saison in den Reihen des SC Kriens (2012/13). Dessen NLA-Frauen sind mittlerweile zum FCL gewechselt, womit Calligaris am Dienstag auf ihr ehemaliges Team trifft. «Es ist schön, wenn meine Familie und Freunde ans Spiel kommen. Zu Beginn waren diese Duelle aber spezieller. Immerhin spiele ich schon die dritte Saison für YB.»
Doch weshalb zog sie 2013 nach Bern? «Weil ich hier optimale Bedingungen habe. Dreimal trainiere ich mit den Jungs der U-16-Equipe, zweimal mit den Frauen und einmal individuell.» Vor allem die Übungseinheiten mit ihren männlichen Kollegen schätze sie sehr. «Hier kann ich mir das schnelle Spiel aneignen, das international extrem wichtig ist.» Die positive Entwicklung liess denn auch nicht lange auf sich warten. Anfänglich nur Ergänzungsspielerin, ist Calligaris heute eine Leistungsträgerin bei YB. Im zentralen Mittelfeld mag sie die Zweikämpfe in der Defensive, verspürt aber ebenso den Drang nach vorne. Inspirieren liess sie sich früher von Pavel Nedved, heute schaut sie Neymar mit grosser Freude zu.
Der Traum vom Profifussball
Die Vielseitigkeit von Calligaris hat in der Zwischenzeit das Interesse von Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg geweckt. Vor rund einem Monat debütierte sie für die Schweiz, im dritten Spiel der Olympiaqualifikation kam sie gegen Norwegen während 18 Minuten zum Einsatz. «Das war eine Riesenerfahrung», berichtet Calligaris. Die junge Frau, die im Sommer das Sport-KV abschliesst und sich danach der Berufsmatura widmet, möchte im Fussball noch weiterkommen. «Sehr gerne würde ich mir damit meinen Lebensunterhalt verdienen. Vielleicht in England oder in Schweden», sagt die schweizerisch-italienische Doppelbürgerin.
Vorderhand liegt der Fokus aber auf YB, ihren Vertrag wird sie um ein Jahr verlängern. «Wir werden eine neue Trainerin erhalten, vieles wird professioneller. Künftig möchten wir an der NLA-Spitze mitspielen.» Dort hat sich der FC Luzern bereits etabliert. Wäre ein Wechsel zurück in die Zentralschweiz keine Option? «Doch, das ist immer mal wieder ein Thema», gesteht die 1,67 Meter grosse Rechtsfüsserin. Die optimalen Bedingungen in Bern möchte sie aber nicht aufgeben. Wo sieht sie dabei persönliches Verbesserungspotenzial? «Im Abschluss», antwortet sie. «Ich muss präziser werden.» Am 1. April in Lugano hat dies schon ganz gut geklappt.
NLA. Frauen. 17. Runde: Neunkirch – FC Luzern 2:1. Young Boys – FC Zürich 1:2. Staad – Yverdon 4:0. Basel – Lugano 5:1. Grasshoppers – St. Gallen 4:2.
Rangliste (je 17 Spiele): 1. FC Zürich 49. 2. Neunkirch 40. 3. Basel 35 (42:17). 4. FC Luzern 35 (33:15). 5. Lugano 22. 6. Grasshoppers 19. 7. Young Boys 16. 8. Staad 13. 9. Yverdon 11. 10. St. Gallen 1.
Nächste Spiele. Dienstag: FC Luzern – Young Boys (20.00). – Mittwoch: FC Zürich – Basel, Lugano – Grasshoppers, Staad – St. Gallen, Neunkirch – Yverdon (alle 20.00).