Bei den 36 3.-Liga-Mannschaften des Innerschweizer Fussballverbands sollen separate Regeln für das Einwechseln von Spielern gelten. Eine Vereinbarung unter den Trainern soll verhindern, dass man unbeschränkt neue Spieler aufs Feld schicken kann.
Um das geht es
Ab der Saison 2016/17 in der 3. Liga können alle auf der Spielerkarte aufgeführten Spieler eingesetzt und bei Spielunterbrüchen frei ein- und ausgewechselt werden, so wie dies in der 4. und in der 5. Liga schon seit mehreren Saisons üblich ist. So will es ein Entscheid des Schweizerischen Fussballverbands (SFV). Die Idee dahinter ist, dass im Breitenfussball möglichst vielen Spielern die Teilnahme am Spielbetrieb ermöglicht werden soll. In der stärkeren Spielklassen gilt die Regel, dass pro Spiel höchstens drei Spieler eingewechselt werden können.
Der Innerschweizer Fussballverband (IFV) hat sich mit diesem Entscheid schwer getan und zusammen mit dem Aargauischen Fussballverband beim SFV interveniert, dies allerdings erfolglos.Nun haben zwei Exponenten des regionalen Fussballs, Mario Sager, Koordinator Team Seetal, und Urs Dickerhof, Präsident des IFV, eine Kampagne lanciert. Die Trainer der 36 Innerschweizer Clubs erhalten deshalb in den kommenden Tagen Post.
Die Trainer sollen ein Agreement gegen das freie Einwechseln unterschreiben. Damit sollen sie sich bereit erklären, in der kommenden Saison in allen 22 Meisterschaftsspielen immer nur maximal drei Spieler einzuwechseln. Die Vereinbarung soll in Kraft treten, wenn alle 36 Unterschriften zusammenkommen.
Grund für die Gegenwehr des IFV: Das freie Einwechseln könne zu unfairen Trainerentscheiden führen. In der Not lasse sich die ganze Mannschaft auswechseln. So würden die Faktoren Kondition und Ausdauer ihre Wichtigkeit verlieren. Vereine mit einem breiten Kader wären mit dem freien Einwechseln im Vorteil.
Kommentar Urs Dickerhof (Präsident IFV)
Der IFV tut sich sehr schwer mit diesem Entscheid. Wir hatten an den Versammlungen der Amateur Liga des SFV interveniert und danach noch mit einem Schreiben an die Mitglieder des Verbandsrates insistiert und wollten dem Verbandsrat in Zusammenarbeit mit dem Aargauischen Fussballverband eine „kann“ Formulierung erreichen, das hätte bedeutet, dass jede Region selber entscheiden kann, ob sie das Freie Ein- und Auswechseln in der 3. Liga umsetzen will oder nicht. Diesem Antrag wurde bereits auf der Stufe Amateurliga nicht stattgegeben. Das Anliegen kam vor allem aus der Westschweiz und wurde vom Fussballverband Region Zürich, als einer der Pilotverbände, unterstützt. Da schlussendlich die Mehrheit der Regionalverbände sich für diese Regelung entschieden hat, müssen wir uns den Vorgaben des SFV beugen. Ich persönlich und auch die Mehrheit des Verbandsvorstandes und der Wettspielkommission sind gegen das Freie Ein- und Auswechseln in der 3. Liga, denn wir entfernen uns damit immer weiter von der Basis des Fussballspiels und unsere zweithöchste Liga wird damit bestimmt nicht aufgewertet. Aber einem demokratischen Entscheid hat der Verband Folge zu leisten. Die neue Regel wird demzufolge in der nächsten Saison im IFV eingeführt und umgesetzt.
Argumente
Folgende Argumente stehen für maximal drei Ein- und Auswechslungen in der 3. Liga:
- Der IFV ist mit dem Entscheid SFV nicht einverstanden. Urs Dickerhof unterstützt das Agreement.
- In der 3. Liga geht’s im Gegensatz zum Juniorenfussball schon noch ums Gewinnen. Man kann bei 1:0 Führung in den letzten fünf Minuten 20x wechseln. Das führt zu unfairen Verhalten der Trainer in wichtigen Spielen.
- Die 3. Liga möchte sich in der Innerschweiz mehr der 2. Liga nähern statt der 4. Liga. Viele erste Mannschaften als Aushängeschilder der Vereine spielen in der 3. Liga.
- Konditionelle Aspekte und Ausdauer der Spieler verlieren an Wichtigkeit. Das Niveau der 3. Liga wird weiter senken. Spielunterbrüche werden häufiger, es wird langweiliger.
- Mit 18 guten Spielern im Kader hat man einen grossen Vorteil. Für viele Vereine ist es schwierig den Kader zu vergrössern. Spieler sind noch mehr für Transfers gefragt, was Vereine wieder teurer kommt (Prämien, Spesenentschädigungen).
- Die Idee des Fussballs wird nicht mehr gelebt. Man nähert sich anderen Sportarten wie Unihockey wo ständig ein- und ausgewechselt wird.
- In der 3. Liga möchten die Spieler nach gleichen Regeln wie bei einer WM oder EM spielen. Fussball ist Fussball und bleibt Fussball.
- Mit freiem Ein- und Auswechseln fängt es an…und in zehn Jahren gibt es keine Ranglisten und Resultate mehr in der 3. Liga (Sowie bei F- und E- Junioren oder Footeco U13/U14). Man weiss nicht was beim SFV noch weiter passiert, es geht darum auch mal ein Veto einzulegen.
- Es gibt für die Spieler und Trainer keine nachvollziehbaren Argumente für das freie Ein- und Auswechseln. Es macht nur in der 5. Liga Sinn und im Juniorenbereich.
Das Dokument wird in den nächsten Tagen allen 36 Trainern per Post zugestellt:
Dokument Gentleman Agreement (PDF)