Das 1.-Liga-Derby zwischen dem FC Luzern U 21 und Buochs ist ein offener Schlagabtausch. Nach dem 2:3 müssen sich die Nidwaldner an die eigene Nase fassen.
Nach Spielschluss drängte sich die Frage auf: War das zu viel Spektakel? «Als Trainer willst du offensiven Fussball sehen», sagte Gerardo Seoane, der Trainer des FC Luzern U 21. «Tore zu schiessen, ist das Salz und Pfeffer, das macht auch die Zuschauer glücklich.» Das waren sie auch, wenigstens diejenigen, die mit dem FCL mitfieberten. Das 3:2 widerspiegelt das Spektakel nur teilweise, es hätten auf beiden Seiten zusätzliche Treffer fallen können. «Und», musste Seoane ehrlicherweise zugestehen, «das Spiel hätte auch zu Gunsten der Buochser ausgehen können.»
Bruderduell beim 1:0
In der Tat: Die Nidwaldner erwischten den besseren Start. Bereits in der zweiten Minute stand SCB-Stürmer Manuel Bucheli alleine vor FCL-Hüter Simon Enzler. Doch der Heber missglückte bereits im Ansatz. Nach zwei weiteren Topchancen für die Buochser stand es dann aber unvermittelt 1:0 für das Heimteam (36.): Freistoss Dario Ulrich, FCL-Innenverteidiger Stefan Knezevic liess sich als Torschütze feiern, während sein Bruder Nikola, Innenverteidiger der Buochser, als erster Zuschauer dies zur Kenntnis nehmen musste.
Der Gast schlug indes noch vor der Pause zurück: Nach einem Foul am Buochser Michael Käch liess der Schiedsrichter Vorteil gewähren. Manuel Bucheli schnappte sich den Ball und schlenzte diesen sehenswert über Simon Enzler hinweg zum 1:1 (39.). In der Nachspielzeit provozierte Bucheli auch noch den Foulpenalty, den Christophe Lambert zur Pausenführung verwertete.
Siegtreffer nach Trinkpause
Die beiden Teams hielten das Tempo trotz der Hitze (zwei Trinkpausen) weiterhin hoch. In der 48. Minute liess Flügelspieler Dario Ulrich seinen Gegenspieler stehen, die Flanke erreichte Rrezart Hoxhas Kopf – 2:2. Es folgte ein weiterer Auftritt von Manuel Bucheli: Eine perfekte Hereingabe vergab Lars Unternährer fahrlässig, dieser schoss FCL-Hüter Enzler an. Als Bucheli eine weitere Torchance ausliess (73.), scheiterte im Gegenzug der ebenfalls auffällige Dario Ulrich an SCB-Goalie Yanick Bäuerle. Die anschliessend durch den Schiedsrichter verordnete Trinkpause schien dem FCL zu nützen. Just nach Wiederanpfiff fiel nämlich der Siegtreffer (76.): Der linke Flügelspieler Lukas Riedmann wollte zu Ulrich passen, doch der Ball wurde von einem Buochser abgeblockt. Herrenlos lag dieser nun da. Eine Beute für den heranbrausenden Hoxha, der überlegt zum zweiten Mal an diesem Nachmittag traf.
Bucheli, der gefährlichste Buochser, musste am Ende feststellen: «Wir haben gut angefangen, vor der Pause gut auf den Rückstand reagiert und hatten das Gefühl, punkten zu können.» Dieses Gefühl hatte auch der eingewechselte Luan Haxhimurati, der nach dem Schlusspfiff meinte, es stehe 2:2. Er hatte beim Aufwärmen den zweiten Treffer der Luzerner nicht bemerkt und war danach offensichtlich konsterniert.
Nicht so auf der Seite des FCL, wo Seoane zwar zwischenzeitlich ob des Spektakels ein laues Bauchgefühl beschlich, «das dann aber nach der Führung wieder gut wurde». Nicht zu viel Spektakel, «aber ein bisschen weniger offener Schlagabtausch hätte es nach meinem Geschmack schon sein dürfen», schob der FCL-Trainer nach.
Spielbericht FC Luzern:
Dieses Erstliga-Spitzen-Derby bot für die zahlreichen Zuschauer alles, was den Fussball so faszinierend macht – vor allem Offensiv-Spektakel pur. Die Buochser, mit neun Spielern, welche einen Teil ihrer Ausbildung beim FCL durchlaufen hatten, legten los wie die Feuerwehr, Goalgetter Manu Bucheli scheiterte mit einem Lob nach 60 Sekunden am hervorragend reagierenden Enzler. Und nach 14 Minuten rettete ein FCL-Verteidigerbein auf der Linie, als plötzlich zwei Buochser allein vor dem Tor aufgetaucht waren. Stefan Knezevic (sein Bruder Nikola spielte auf der anderen Seite auf der gleichen Position!) brachte den FCL, der mittlerweile das Spieldiktat übernommen hatte, nach 36 Minuten per ‚Abstauber‘ in Führung, doch in den weiteren turbulenten Minuten vor der Pause kehrten die Gäste das Spiel, während Ugrinic mit seinem sehenswerten Knaller an Bäuerle scheiterte. Buchelis Klasse-Schrägschuss hatte der Schiri mit einer hervorragenden Interpretation der Vorteilbestimmung ermöglicht (er zeigte Zgraggen für ein rüdes Foul erst nachher ‚gelb‘).
Und dann folgte in der 3. Nachspielminute ein unnötiger Kraftakt des Urners gegen Bucheli, der zum von Christoph Lambert verwandelten Penalty führte. Nach der Pause wurde sofort klar, dass Gery Seoane in der Pausen-Predigt die richtigen Worte gefunden hatte. Ugrinic scheiterte zuerst mit einem Knaller wieder am Gästegoalie, doch gegen den perfekten Kopfball von Hoxha (nach Musterflanke von Ulrich) war auch Bäuerle machtlos. Nachdem beide Teams weitere ‚sichere Tore‘ verpasst hatten, traf Hoxha mit einem Knaller aus 18 m in der 76. Minute ins ‚Glück‘. Dass in der Endphase die Luzerner über mehr Kräfte verfügten, wurde in der Nachspielzeit deutlich, als Joker Shabani den Buochsern enteilte und nur durch eine Notbremse gestoppt werden konnte. Hier lag der gute Schiri für einmal falsch, als er weder den Buochser vom Platz stellte noch auf Penalty, sondern nur auf Freistoss entschied.
Telegramm FC Luzern U21 – Buochs 3:2 (1:2)
Leichtathletik-Stadion. – 150 Zuschauer. –SR Odiet. – Tore: 36. Stefan Knezevic 1:0. 39. Bucheli 1:1. 45. (+4) Lambert (Foulpenalty) 1:2. 48. Hoxha 2:2. 76. Hoxha 3:2. – FC Luzern U21: Enzler; Bender, Kadrija, Stefan Knezevic, Zgraggen; Ulrich (89. Shabani), Ugrinic, Miranda, Rüedi, Riedmann (81. Njau); Hoxha (81. Nguyen). – Buochs: Bäuerle; Gabriel, Nikola Knezevic, Nickel, Haldi; Malbasic (73. Haxhimurati), Käch (89. Berisha), Lambert (77. Schuler), Schilling, Unternährer; Bucheli. Bemerkungen: FCL ohne Voca, Paglia, Schnarwiler, Binaku (alle verletzt), Wolf (gesperrt).