Patrick Kempf, der 26-jährige Mittelfeldspieler des FC Rotkreuz, ist ein viel beschäftigter Mann. Ein ruhender Pol gibt ihm den nötigen Rückhalt.

Patrick Kempf, der zu 80 Prozent als Assistent in einer Zürcher Privatbank arbeitet und als Teilzeitstudent die Fachhochschule Luzern besucht, spielt leidenschaftlich gern Fussball. Schon als kleiner Knirps dienten ihm die Blumentöpfe im Garten seiner Nachbarn – wenn auch unbeabsichtigt – als Zielscheibe. «Es lag an mir, meinen Sohn zu massregeln und ihn aufzufordern, sich zu entschuldigen», sagt der mit einer Brasilianerin verheiratete Vater Ernst Kempf. Leicht schmunzelnd meint sein Sohn: «Ich habe halt die Gene meiner Mutter Neide in mir. Als ich Fussball zu spielen begann, imponierte mir die Lockerheit und Spielfreude des brasilianischen Superstars Ronaldinho.»

Dessen Ballvirtuosität vermochte Patrick Kempf zwar nie zu erreichen, als Erstligaspieler von Zug 94 und als Zweitligaspieler von Ägeri lieferte er aber durchwegs gute Leistungen ab. Dass er seit einem Jahr beim FC Rotkreuz in den Niederungen der 3. Liga spielt, begründet der Mittelfeldspieler folgendermassen: «Ich habe wegen meiner jetzigen Teamkollegen, die ich schon lange kenne, zum FC Rotkreuz gewechselt. Mit Mattia Palatucci, mit dem ich in Ägeri zusammenspielte, verbindet mich eine tiefe Freundschaft.» Dass Rotkreuz derzeit nur den siebten Tabellenplatz einnimmt, vermag Kempf nicht zu beunruhigen. «In unserer Mannschaft steckt viel Potenzial. Wir erarbeiten uns in jedem Spiel mehrere Torchancen, aber im Abschluss fehlt oftmals die Effizienz, was uns wertvolle Punkte gekostet hat.» Wenn es gelänge, eine Winnermentalität zu entwickeln, sei das Erreichen einer Spitzenposition keine Utopie. Diese Worte zeigen, dass Patrick Kempf ein positiv denkender Mensch ist. Sie zeigen auch, dass er nicht gewillt ist, klein beizugeben. Er bestätigt damit das Leitmotiv seiner Grossmutter väterlicherseits: «Ein Kempf kämpft sich durch, egal, welche Hindernisse und Schwierigkeiten ihm im Weg stehen.»

Wer glaubt, Patrick Kempf sei ein stur um den Erfolg kämpfender Zeitgenosse, der irrt sich gewaltig. Er ist ein kommunikativer, aufgestellter, lebensfroher und geselliger Mensch, der gerne lacht. Diese Eigenschaften öffnen ihm sowohl im Freundeskreis als auch im Beruf Tür und Tor. Der Erfolg fällt ihm sozusagen in den Schoss. Da überrascht es kaum, dass der junge Mann sagt: «Wenn ich im Stress bin und etwas nicht auf Anhieb klappt, macht sich in mir manchmal eine gewisse Ungeduld bemerkbar.» Doch nun hat der schweizerisch-brasilianische Doppelbürger einen ruhenden Pol gefunden. Es ist seine schweizerisch-thailändische Freundin Chanikan (21), die er vor einem Jahr in Zürich kennen gelernt hat.

Patrick Kempf: «Ich wusste sofort, dass sie die Richtige ist für mich.»

Matchbesuch im Maracana
Glücklich strahlend sagt der über beide Ohren Verliebte: «Ich wusste sofort, dass sie die Richtige ist für mich. Und ich habe mich nicht getäuscht: Auf Chanikan ist Verlass. Sie gibt mir in jeder Lebenslage den nötigen Rückhalt.» Im vergangenen Sommer haben die beiden ihre ersten gemeinsamen Ferien genossen. «Wir waren auf Kreta, von wo aus wir einen Ausflug nach Santorini machten. Die wunderschönen weissen Häuser mit ihren blauen Dächern und der sagenhafte Ausblick auf die umliegenden Ägäischen Inseln haben uns tief beeindruckt.» Kempf reist sehr gerne in der Welt umher. Er erzählt: «Ich war schon in den USA, in Mexiko und natürlich mehrmals in Brasilien. So alle zwei Jahre besuche ich meine Verwandten in Salvador de Bahia und in Sao Paulo. Ich hoffe, mit Chanikan in absehbarer Zeit Ferien in Brasilien verbringen zu können, zumal dieses schöne Land ja meine zweite Heimat ist.» Als eines seiner bisherigen Highlights bezeichnet Kempf den Besuch des Fussballspiels zwischen Flamengo und Fluminese im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. «Die im weiten Rund des Stadions herrschende tolle Stimmung ist kaum zu beschreiben. Die Fans der beiden Mannschaften feuerten die Spieler auf dem Rasen ununterbrochen mit rhythmischen Gesängen zu Höchstleistungen an.» Man müsse wissen, dass jedes Team eine eigene Hymne habe, um die gesangliche Rivalität verstehen zu können, schiebt Kempf nach.

Er könnte sich vorstellen, in rund zehn Jahren verheiratet zu sein und «irgendwo im Ausland» im Marketingbereich in einer Kaderstellung zu arbeiten. Natürlich gerne in Brasilien. Dank den «ausgezeichneten Kochkünsten» seiner Mama Neide wisse er, dass dieses Land viele kulinarische Köstlichkeiten zu bieten habe, sagt Kempf. «Vorerst gilt es aber, im Hier und Jetzt das Beste zu geben. Sowohl im Beruf als auch heute Samstag im letzten Vorrundenspiel gegen Buochs II (18 Uhr, Sportpark Rotkreuz). «Wir brauchen unbedingt einen Sieg, um den Anschluss an die Tabellenspitze nicht schon vorzeitig zu verlieren. Wenn wir einen Dreier einfahren, können wir in Ruhe überwintern und im kommenden Frühjahr nochmals so richtig Fahrt aufnehmen», gibt sich Kempf kämpferisch.