Gestern Samstag spiele der SC Kriens das letzte Mal im Stadion Kleinfeld (3:1-Sieg gegen Köniz). Dann wird umgebaut. Die altbekannte SCK-Fussballarena verschwindet, eine neue entsteht.
Aus. Schluss. Vorbei. Die Krienser verlieren ihr Kleinfeld-Stadion. Und bekommen ein nigelnagelneues, das voraussichtlich 2018 fertiggestellt sein wird. Es ist an der Zeit, der Umbau ist dringend nötig. Aber ein bisschen Wehmut schwingt bei den Krienser Fans beim Abschied schon mit. Und natürlich viel, sehr viel Stolz. Schauen wir doch ein wenig zurück auf die Geschichte des Krienser Stadions und auf Geschichten, die das Kleinfeld erlebte.
14. Juni 1944. Grün-Schwarz, das sollen die Klubfarben sein – dies wird an der Gründungsversammlung des SC Kriens im Hotel Central beschlossen. Wer beim SCK mit dabei sein will, zahlt einen monatlichen Beitrag von 50 Rappen, später sind es 1 Franken 50 Rappen.
7. August 1949. Unterhalb des Bauernhofes «Waisehus-Schüür» wird ein Weideplatz zum Fussballfeld umfunktioniert – und damit der Grundstein für das heutige Kleinfeld gelegt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Sport-Club Kriens bereits 5 Jahre alt.

1958. Dank der Hartnäckigkeit des damaligen Präsidenten Walter Vock kann der neue Sportplatz Kleinfeld eingeweiht werden. Beim Eröffnungsspiel FC Luzern – Young Fellows Zürich sind weder Umkleidegarderoben noch Duschen vorhanden, deshalb müssen sich die Teams im Schulhaus Brunmatt umziehen.
1969. 25 Jahre ist es seit der Gründung des SC Kriens her, nun wird das Stadion Kleinfeld, so wie wir es heute kennen, fertiggestellt. Beim Eröffnungsspiel zwischen dem FCL und dem Schweizer Meister FC Zürich präsentiert sich das Krienser Kleinfeld restlos ausverkauft.
1976. Unter dem späteren National- trainer Paul Wolfisberg steigt der SC Kriens in die Nationalliga B auf. Wolfisberg erinnert sich: «Die Aufstiegsspiele waren uns derart wichtig, dass ein Spieler, ich glaube, es war ‹Flipper› Zimmermann, mit dem Flugzeug nach Bulle geflogen wurde, damit er rechtzeitig zum Anpfiff dabei sein konnte.» Unter dem neuen Präsidenten und heutigen Ehrenpräsidenten Raymond Lüttenegger wurde der SCK in der allerersten NLB-Saison Achter.
1977. Der SCK führt erstmals eine Fussballschule für Junioren durch. Unter der Leitung von Lothar Hollmichel stehen über 100 Jungs im Training.
1984. Der SC Kriens führt erstmals den SRS-Cup ein. Das Turnier wird bis zu seiner letzten Durchführung 2004 zu einem beliebten Sommer-Event, bei dem auch Star-Ensembles von Bayern München und Borussia Dortmund auftreten. Unrühmlich bleibt die Massenschlägerei nach dem Spiel zwischen Partizan Belgrad und Dinamo Zagreb von 2003 in Erinnerung.
12. Juni 1993. Nach turbulenten 80er-Jahren in der NLB und in der 1. Liga steigt der SCK sensationell in die Nationalliga A auf. Der Trainer heisst Fide Fässler, Präsident ist Toni Burri.
3. Juni 1997. Nach dem sofortigen Wiederabstieg 1994 schaffen die Krienser das Husarenstück nochmals. Der kleine SC Kriens – schon wieder in der NLA! Der deutsche Trainer Jochen Dries führt den SCK in die oberste Schweizer Liga.

5. Dezember 2004. Im Anschluss an das Challenge-League-Spiel Kriens – Sion (2:2) kommt es zu einem Eklat auf dem Kleinfeld. Wegen eines Penaltyentscheides zu Gunsten von Kriens in der Nachspielzeit stellt Sion-Präsident Christian Constantin dem Schiedsrichter nach dem Abpfiff des Spiels ein Bein und verpasst dem Linienrichter von hinten einen Tritt in die Genitalien. Der Linienrichter ist gar einige Minuten lang bewusstlos. Die Strafe für Constantin: Das Amtstatthalteramt Luzern verurteilt ihn zu sechs Wochen Gefängnis bedingt.
31. März 2008. Dramatisches passiert auf dem Kleinfeld: Der Ghanaer Benson Owusu bricht im Training nach einem Herz- und Kreislaufkollaps lebensgefährlich zusammen. Auf der Intensivstation wird er in ein künstliches Koma versetzt. Owusu hält mehrere Tage lang die ganze Fussball-Schweiz in Atem – bis er aus dem Koma aufwacht. Owusu ist heute Trainerassistent bei den Krienser U-15-Talenten. Beim SC Kriens wurden Spieler vom afrikanischen Kontinent generell zu Publikumslieblingen. Neben Owusu bleiben auch die grossen Auftritte von Agent Sawu (Simbabwe), Adam Ndlovu (Simbabwe/2012 nach einem Autounfall in seiner Heimat gestorben), Edmond N’Tiamoah (Ghana) und Jean-Michel Tchouga (Kamerun) in bester Erinnerung.
13. Juni 2009. Von 1998 bis 2008 spielt der SC Kriens in der NLB beziehungsweise in der neu benannten Challenge League. Dann erfolgt der bittere Sturz in die 1. Liga. Präsident Peter Glur engagiert den ehemaligen YB- und Xamax-Profi Maurizio Jacobacci, der dem SCK mit dem sofortigen Wiederaufstieg drei weitere Jahre in der Challenge League ermöglicht.
5. April 2010. Das hat es in Kriens noch nie gegeben: Cup-Halbfinal! Kriens schaltet mit Trainer Jacobacci der Reihe nach Buochs (6:1), Bellinzona (5:4), Solothurn (4:2) und Thun (2:1) aus. Schade, gegen den FC Basel mit Stars wie Shaqiri, Huggel, Abraham, Zoua, Carlitos und Ex-Kriens-Talent Stocker ist dann am Ostermontag Endstation. Eine einzige Unachtsamkeit genügt, der FCB siegt minimal mit 1:0.
2. September 2013. Der SC Kriens steht unter Schock: Toni Burri stirbt im Alter von 68 Jahren. Burri hatte den Verein zwölf Jahre lang als Präsident geprägt. Kurz vor seinem Tod hatte Burri noch mitgeholfen, den Verein vor dem finanziellen Kollaps zu retten. «Burri ist und bleibt ein Klassiker des Innerschweizer Fussballs», sagt der ehemalige Kriens- und Nationaltrainer Paul Wolfisberg.
31. Mai 2015. Nachdem der SC Kriens den Weg aus dem finanziellen Schlamassel gefunden hat, erfolgt die letzte sportliche Enttäuschung. Der SCK steigt in der allerletzten Minute der Saison von der Promotion League in die 1. Liga Classic ab. Doch die Krienser finden unter dem neuen Präsidenten Werner Baumgartner den Weg zurück und klopfen mittlerweile sogar wieder an die Tür der Challenge League. Ausserdem wartet im kommenden März noch der Cup-Viertelfinal in Sion.
19. November 2016. Der letzte Tag. Oliver Kraatz, seit Jahrzehnten ein bekennender Fan des SC Kriens, nimmt in seiner Kolumne auf der SCK-Homepage Abschied vom Kleinfeld: «Man soll nicht rührselig ein Stadion verklären. Ich habe meiner Frau auch nicht auf dem Anspielkreis einen Heiratsantrag gemacht, und meine Tochter heisst auch nicht Kleinfeld oder Penaltystöbli. Und trotzdem: … Ging es einem mal schlecht, war man auf dem Kleinfeld gut aufgehoben.»