Der SC Kriens tritt heute (19.00) in Sitten im Cup-Viertelfinal gegen den FC Sion an. SCK-Präsident Werner Baumgartner (54) beschäftigt aber noch weit mehr als dieses Highlight.

SC-Kriens-Präsident Werner Baumgartner über das Krienser Cup-Highlight mit dem heutigen Viertelfinal in Sion.

Das Spiel in Sion ist für uns nach der Winterpause ein Kaltstart von 0 auf 100. Eine gewisse Euphorie kann ich aber nicht abstreiten. Spiele gegen Sion sind immer hektisch und emotional, sei es, ob der Gegner Luzern oder Kriens heisst.

Baumgartner über den Cup-Modus, der dem unterklassigen Verein ab den Viertelfinals kein automatisches Heimrecht mehr gibt.

Ich hätte mir schon gewünscht, dass dieses Spiel gegen Sion in der Zentralschweiz stattgefunden hätte. Ich bin der Meinung, dass der unterklassige Klub den Vorzug des Heimspiels haben sollte, wenn es ihm wirklich einmal gelingt, alle Hürden bis in die Viertelfinals zu nehmen. Sion gehört in Sachen Fans meines Wissens nicht zu den Hochrisiko-Klubs, das hätte uns also auch nicht riesige Kosten in Sachen Sicherheitsvorkehrungen verursacht. Zumal die ersten 200 Polizeistunden für solche Anlässe gratis sind. Das Spiel gegen den FC Thun hat uns betreffend Sicherheitsaufgebot einen vierstelligen Betrag gekostet. Wenn der FC Zürich oder der FC Basel käme, sähe es dann wieder anders aus.

Baumgartner über den charis­matischen Sion-Präsidenten Christian Constantin.

Constantin ist ein Vulkan, der für den FC Sion unheimlich viel getan hat. Er ist ein Exzentriker, den es im Schweizer Fussball leiden mag. Das Meiste, was er tut, ist gut, einiges vielleicht weniger. Immerhin ist es sein Geld, das in den Klub fliesst, Constantin ist nicht einer, der mit fremdem Geld um sich wirft.

Baumgartner über das Stadion Gersag in Emmenbrücke, wo der SC Kriens während der Zeit des Umbaus im Krienser Kleinfeld Gastrecht geniesst.

Richtig spüren werden wir es, wenn es für uns mit dem ersten Meisterschaftsspiel im Gersag losgeht. Aber wir sind uns schon bei einem gemeinsamen Mittagessen nähergekommen. Bei einem Essen mit dem SCK-Vorstand, dem FCE-Vorstand sowie den Emmer Gemeindevertretern haben wir uns sozusagen ein erstes Mal beschnuppert. Ich habe das Gefühl, wir sind willkommen, man freut sich auf uns, und wir freuen uns auf sie. Es herrscht ein guter Groove.

Baumgartner über die Lizenz­vergabe des Fussballverbandes für den Aufstieg in die Challenge League.

Unser Finanzchef hat mir gesagt, er habe rund 50 Stunden gearbeitet, bis er die Arbeit für das vom Verband geforderte Dossier parat hatte. Und das betrifft nur die Finanzen. Für das gesamte Dossier haben wir über 100 Stunden Arbeit investiert. Wir wollen diese Lizenz. Die Knackpunkte sind die Finanzen und das Stadion. Finanziell sind wir noch nicht auf Rosen gebettet, in unserer letzten Bilanz wurden 63 000 Franken Schulden ausgewiesen. Stand heute sind wir schuldenfrei, in diesem Sinne haben wir die Buchhaltung ins Lizenzdossier gepackt. Was das Stadion betrifft, wurden wir letztes Jahr abgewiesen, weil das «Gut» für den Stadion­umbau in Kriens noch nicht vorlag. Die Temporärlösung in Emmenbrücke sollte vor den Verbandskriterien standhalten. Kriens will aufsteigen, muss aber nicht. Wir haben Geduld.

Baumgartner über die Zusammenarbeit mit dem FC Luzern.

Diese Zusammenarbeit existiert nach wie vor, es besteht ein intensiver Dialog, den vor allem Sportchef Bruno Galliker und Trainer Marinko Jurendic mit dem FCL führen. Um einen älteren Spieler wie Rogulj oder Puljic in eine junge Krienser Mannschaft einzubauen, dazu hätte es allerdings schon ganz spezifische Gründe gebraucht. Ohne erst die finanzielle Verkraftbarkeit zu erwähnen.

Baumgartner über den Stadion- umbau in Kriens.

Diese nächsten anderthalb Jahre werden für uns in finanzieller Sicht eine Herausforderung. Stellen Sie sich vor: Das Leben rund ums Kleinfeld geht weiter, wir müssen für 42 Teams, für Material und Duschen 26 Container aufstellen, und dieses Provisorium kostet uns rund eine Viertelmillion Franken. Wir wollen mit dem neuen Kleinfeld-Stadion am 1. August 2018 bereit sein.

Wenn Constantin sich der Trainerbank nähert
Kriens-Trainer «Wir müssen einen guten Tag erwischen und Sion einen weniger guten als üblich», sagt Kriens-Trainer Marinko Jurendic, auf eine mögliche Cup-Sensation angesprochen. Jurendic, der 2005 im Kader des FC Luzern stand, als dieser im Cupfinal gegen den FC Zürich 1:3 verlor, meint schmunzelnd: «Wenn sich Sion-Präsident Constantin während des Spiels langsam der Sion-Trainerbank nähert, dann wissen wir, dass wir gut unterwegs sind.» Jurendic ist überzeugt davon, dass sein Team heute «den nach der Winterpause fehlenden Wettkampfrhythmus mit viel Mumm und Spielfreude wettmachen wird».

Heute gegen Sion und am Sonntag gegen Sion
SC Kriens Die Krienser Team reist heute Mittag mit dem Mannschaftsbus nach Sion. Ein wenig später machen sich drei weitere Cars mit insgesamt rund 150 SCK-Fans auf den Weg ins Wallis.

Der SC Kriens wurde in der Rückrundenvorbereitung an einem Turnier in Basel 3. von 6 Klubs. In der Folge verlor der SCK ein Testspiel gegen das Super-League-Team des FC Luzern mit 2:5. Die weiteren Testresultate: 4:1-Sieg gegen Baden; 2:1-Sieg gegen Cham; 3:1-Sieg gegen Zug 94; 3:0-Sieg gegen FC Luzern U21.

Nach dem Cup-Match in Sion folgt für die Krienser am Sonntag mit dem Start in die Meisterschaftsrückrunde das Projekt «Challenge-League-Aufstieg». Promotion-League-Leader Kriens muss an diesem Sonntag bereits wieder auswärts antreten … beim FC Sion U21!

Kommentar Turi Bucher: Kopfschütteln, nichts als Kopfschütteln
Wieder einmal hatte der SC Kriens für eine richtige Cup-Überraschung gesorgt. Die Krienser warfen im vergangenen Sommer die Profis des Super-League-Klubs FC Thun mit einem 2:1-Sieg aus dem beliebten Schweizer Fussball-Wettbewerb. Danach wurden auch noch die Teams von Azzurri Lausanne (3:2) und Brühl (5:3 n. V.) ausgeschaltet.

Der Lohn für den langen Krienser Cup-Atem, für die begeisternden Auftritte bis und mit Achtelfinals: Der mit familiärem Touch geführte Luzerner Vorortsklub darf heute im Viertel­final stolz gegen die Stars des FC Sion antreten.

Lohn? Der Schweizerische Fussballverband bringt es zu Stande, dass die Krienser ihren bis in die Viertelfinals führenden Kraftakt nun beinahe als Bestrafung empfinden müssen. Denn: Ab den Viertelfinals gilt für das unterklassige Team kein automatisches Heimrecht mehr. Die Krienser müssen heute also nach Sion reisen.

Wir erinnern uns an den vergangenen November, als das Schweizer Fernsehen die Viertelfinals-Auslosung live übertrug. Die Schweizer Spitzen-Kunstturnerin Giulia Steingruber bescherte den Kriensern den Cup-Hit – nur leider zog sie die Zettel aus dem Los-Topf in der falschen Reihenfolge: Sion – Kriens und nicht Kriens – Sion lautet die Partie. Selbst der Vertreter des Schweizerischen Fussballverbandes kommentierte das vermeintliche Losglück wortlos mit einem bedauernden Kopfschütteln als offensichtliches Lospech.

Dass der Unterklassige in den Viertelfinals kein automatisches Heimrecht mehr hat, ist schlicht nicht nachvollziehbar und widerspricht dem Charakter und Geist des Cupwettbewerbes. Wer als drittklassiger «Underdog» im Cup so weit nach vorne kommt, dem gebührt erst recht das Fest beziehungsweise das Heimspiel. Dass die Amateure aus Kriens zwecks Stadionumbaus diesmal sowieso nach Emmenbrücke oder Luzern hätten ausweichen müssen, ist kein Trost, nur eine Randnotiz.

Die aktuelle Regelung entspräche «internationalen Gepflogenheiten», oder sogar es sei «halt immer schon so gewesen» – das sind nicht überzeugende, untaugliche Antworten, ja Ausreden des Verbandes. Dabei wäre es so einfach: Statt bedauerndem Kopfschütteln soll sich der Schweizer Verband flexibel zeigen, womöglich eine Vorreiterrolle übernehmen und ganz einfach diese unglückliche Regelung ändern. Am besten gleich auf die neue Cup-Saison hin.

Unterdessen verbleiben wir … mit einem Kopfschütteln.