Ligaerhalt oder Abstieg? Diese noch länger offen bleibende Frage zwingt Dusan Ilic, den Sportchef des Erstligisten Zug 94, dazu, zweigleisig zu planen. Am Sonntag wartet das nächste Kellerduell auf das Team.
«Es ist nicht einfach für mich, die Spiele unserer ersten Mannschaft anzusehen. Wenn es dem Team nicht wunschgemäss läuft, juckt es mich schon manchmal, ins Spielgeschehen einzugreifen. Aber ich darf nicht mehr», sagt Dusan Ilic. Er hat als Aktiver mehrere Jahre als zuverlässiger Aussenverteidiger für Zug 94 gespielt hat. Ilic (33), der im vergangenen Jahr seine KV-Lehre im Treuhandbüro von Zug-94-Präsident Beat Knoblauch abgeschlossen hat, erklärt: «Als man mich im vergangenen Sommer als Sportchef einsetzte, wünschte der Präsident, dass ich meine Aktivkarriere beende. Er wollte mir genügend Zeit einräumen, um mich voll und ganz meiner neuen Aufgabe widmen zu können.»
Es war ein weiser Entscheid, denn das neue Amt nimmt Ilic voll in Anspruch. Er betont, dass er sehr oft auf dem Trainingsplatz anzutreffen sei, wo er vor allem die Junioren beobachte, die gemäss der Vereinsphilosophie in die Aktivmannschaften integriert werden sollen. Um sich ein Bild von ihren Wünschen und Plänen machen zu können, führe er viele Gespräche mit ihnen.
Leistung zum Wohl des Vereins
Gespräche mit den Spielern des Fanionteams führten letztlich zur Entlassung von Trainer Mark Adams. «Angesichts der prekären Tabellenlage habe ich sie gefragt, was in den letzten eineinhalb Jahren gelaufen sei. Die Meinung überwog, man sei nicht weitergekommen. Die Vereinsleitung gelangte danach zur Überzeugung, handeln zu müssen.» Ilic betont, dass ihm die Entlassung von Mark Adams nicht leicht gefallen sei. Im gleichen Atemzug schiebt er nach, dass er in seiner Funktion als Sportchef keine Rücksicht nehmen dürfe auf ehemalige Verdienste. Alle müssten zum Wohl des Vereins Leistung erbringen.
Ilic ist überzeugt, dass mit dem vormaligen 3.-Liga-Coach des FC Baar, Roli Widmer, der richtige Trainer engagiert worden sei, um den anvisierten Ligaerhalt realisieren zu können. Leicht desillusioniert bekennt er allerdings: «Bislang erbrachte der Trainerwechsel die erhoffte Wende zum Guten noch nicht.» Nach zwei Siegen aus den ersten drei Meisterschaftsmatches setzte es zwei Niederlagen ab – zuletzt 0:2 gegen das Schlusslicht Sursee.
Ilic sei von diesem Auftritt der Zuger «bitter enttäuscht» gewesen. «Die Mannschaft war schlicht und einfach nicht bereit. Manchmal habe ich das Gefühl, dass einige unserer Spieler den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt haben.» Von Zug 94 nahestehenden Personen ist zu vernehmen, dass sich innerhalb des Fanionteams Grüppchen gebildet haben. Die Vermutung liegt nahe, dass nicht alle Spieler die Entlassung von Mark Adams nachvollziehen können, was die Arbeit für Roli Widmer nicht einfach macht.
Der Sportchef will von einer Grüppchenbildung nichts wissen. Er sagt: «Die Stimmung im Team ist nach wie vor gut. Vielleicht will jeder Einzelne einfach zu viel.» Ein Indiz für diese These liefert möglicherweise Daniel Feuchter. Der Vorbildathlet in den Reihen von Zug 94, der hauptberuflich als Personaltrainer arbeitet, scheint seinem Körper zu viel abzuverlangen. Feuchter rackert sich in jedem Spiel ab, aber er läuft seiner Form hinterher. Deshalb kann es durchaus sein, dass er sich nicht immer an die taktischen Vorgaben seines Trainers hält, was Roli Widmer selbstverständlich nicht akzeptiert. Gegen Sursee wurde Feuchter noch vor der Pause ausgewechselt. Zum Wohl von Zug 94 ist zu hoffen, dass alle Akteure bedingungslos umzusetzen versuchen, was der Trainer von ihnen verlangt.
Zu wenig Qualität für spielerische Dominanz
Dusan Ilic erwähnt, dass er das derzeitige Team von Zug 94 nicht zusammengestellt habe. Dennoch glaubt er, viel Potenzial ausmachen zu können. Nicht zuletzt auch, weil in der Winterpause mit Petar Ugljesic und Mentor Latifi zwei effektive Verstärkungen hätten verpflichtet werden können. Zug 94 muss sich angesichts der unbefriedigenden Punkteausbeute bewusst sein, dass die Mannschaft zu unausgeglichen besetzt ist und über zu wenig Qualität verfügt, um mit rein spielerischen Mitteln den Ligaerhalt realisieren zu können.
Die wenigen Häuptlinge und die vielen Indianer im Team von Zug 94 müssen in jedem Spiel auch in kämpferischer Hinsicht über sich hinauswachsen, um Punkte einfahren zu können. Sollten sich innerhalb des Teams tatsächlich Grüppchen gebildet haben, wird es besonders schwer für die Equipe.
Am Sonntag gastiert das zweitletztklassierte Zug 94 beim Schlusslicht Muri (14.30 Uhr, Bachmatten). Dusan Ilic sagt: «Wir haben das bessere Team als der Gastgeber. Aber wir müssen eine taktisch und kämpferisch sehr gute Leistung erbringen, um drei Punkte einfahren zu können.» So oder so steckt der Zuger Sportchef in einer Zwickmühle. Im Hinblick auf die kommende Saison muss er nämlich bezüglich der Kaderzusammensetzung zweigleisig planen – für die 1. Liga oder die 2. Liga interregional. Die zentralen Fragen lauten: Welche Spieler bleiben in Zug, wenn der Ligaerhalt realisiert wird? Und welche Spieler gehen im Falle eines Abstiegs?