Die Swiss Football League erteilt dem SC Kriens die Lizenz für die Challenge League. Die Krienser mussten im finanziellen Bereich und in Sachen Infrastruktur ganze Arbeit leisten.

Die drei Promotion-League-Klubs SC Kriens, FC Rapperswil-Jona und Stade Nyonnais haben von der Swiss Football League (SFL) die Lizenz für die Challenge League bekommen. Aus sportlicher Sicht werden Kriens und Rapperswil den Aufstieg unter sich ausmachen. Der Rückstand von Nyon in der Tabelle ist massiv.

Beim SC Kriens zeigt man sich hocherfreut über den positiven Entscheid, nicht aber total überrascht: «Wir haben laufend Feedbacks von der Liga bekommen und wussten ziemlich genau, wo wir stehen», sagt Präsident Werner Baumgartner (54). Und Sportchef Bruno Galliker (53) ergänzt: «Dieser Entscheid ist so etwas wie eine Zertifikation für unsere Arbeit insbesondere im finanziellen Bereich und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»

In drei Jahren Schulden in Millionenhöhe abgetragen
Laut Präsident Baumgartner ist die grösste Herausforderung gewesen, die Ligaverantwortlichen von der finanziellen Stabilität des SC Kriens sowie von einer tauglichen Infrastruktur zu überzeugen. Baumgartner: «Unsere finanzielle Situation wird ja nicht erst seit zwei, drei Monaten beobachtet. Wir waren vor dreieinhalb Jahren ganz unten und haben in beharrlicher Arbeit die Schuldenlast abgetragen» – ein Schuldenbetrag in Millionenhöhe. Zu den Lizenzvorschriften betreffend Infrastruktur sagt Baumgartner: «Wir werden 2018 ein taugliches Kleinfeld-Stadion haben und spielen bis zu diesem Zeitpunkt im Gersag in einem Stadion, das auch schon dem FC Luzern in der Super League als Überbrückungsstätte diente.»

Ein allfälliger Aufstieg würde für den SC Kriens auch eine grosse sportliche Herausforderung darstellen. «Wir wollen in die Challenge League, um dort zu bleiben», sagt Baumgartner, «aber es wird keine finanziellen Abenteuer geben.» Baumgartner weist darauf hin, dass das diesjährige Saisonbudget in etwa eine halbe Million Franken beträgt und dass der Aufsteiger von der Liga rund eine halbe Million «Startgeld» (TV-Gelder, Leistungsprämien) kassieren wird. Nicht mehr schwierig auszurechnen also, in welchem Bereich sich das Krienser Challenge-League-Budget befinden würde, zumal sich die SCK-Verantwortlichen in der zweithöchsten Liga auch noch den Zustupf des einen oder anderen Sponsoren erhoffen dürften. Zudem wird die Zusammenarbeit mit dem FC Luzern für den SCK substanziell sein. «Die besten aktuellen Zentralschweizer Fussballer aus der ganzen Schweiz, die keinen Platz im Super-League-Kader des FC Luzern finden, sollen beim SC Kriens spielen», wünscht sich Baumgartner.

Diese Spieler zu kontaktieren und nach Kriens zu locken, wird die Aufgabe von Sportchef Bruno Galliker sein, sofern dem SCK der Aufstieg gelingt. Galliker wird sich in den nächsten Tagen auch mit FCL-CEO Marcel Kälin treffen. «Der FC Luzern wird uns helfen», glaubt Galliker. Trainer Marinko Jurendic lobt das SCK-Präsidium: «Die erhaltene Lizenz ist eine Anerkennung für die grosse, gute Arbeit, die der Vorstand geleistet hat.» Noch hat Kriens fünf Spiele vor sich, bei zwei Punkten Vorsprung und einem Spiel weniger im Vergleich mit dem ebenfalls aufstiegswilligen Rapperswil. Das am Sonntag verschobene Spiel in Brühl muss Kriens am Mittwoch, 10. Mai (19.30), nachholen. Sportchef Galliker sagt: «Der erste Teil mit der Lizenz ist geschafft. Doch jetzt kommt der viel wichtigere Teil. Unser Team muss bis zum letzten Spiel voll konzentriert auftreten.»

Kommentar Turi Bucher: Klugheit statt Kraftakt
Der SC Kriens hat die letztjährige, in erster Instanz ausgesprochene Lizenzverweigerung gut verkraftet und verarbeitet.

Unabhängig von der sportlichen Entwicklung in den letzten fünf Meisterschaftsspielen darf festgehalten werden: Der Vorstand des SC Kriens funktioniert und hat seine Hausaufgaben gemacht, indem er die Verantwortlichen der Swiss Football League überzeugen und die teils unerbittlichen Lizenzauflagen erfüllen konnte. Die vergangenen Monate haben aufgezeigt: Beim SC Kriens sind fach- und sachkundige Verantwortliche an der Arbeit.

Aber es bleibt keine Zeit, sich auszuruhen. Will der SCK bei einem allfälligen Aufstieg in der Challenge League sportlich überleben, muss eine wettbewerbstaugliche Mannschaft her. Eine Millionenschuld anzuhäufen, wie es die Krienser beim letzten, dreijährigen Challenge- League-Aufenthalt getan haben, das ist ein absolutes Tabu. Und ein sofortiger Wiederabstieg – nochmals: den baldigen Aufstieg vorausgesetzt – im Sommer 2018 ist ebenso tabu. Weil die Krienser dann nämlich ihr neues Kleinfeld-Stadion fröhlich und nicht traurig einweihen wollen. Eine wettbewerbstaugliche Mannschaft, die nicht viel kostet – da ist kein Kraftakt, sondern Klugheit und sportliches Gespür gefragt. Auch das ist den SCK-Verantwortlichen zuzutrauen.

Für seinen ersten Schritt zum Comeback in der Challenge League verdient der SC Kriens Respekt. Nun müssen die Fussballer auf dem Rasen den zweiten Schritt machen.