Das abstiegsbedrohte Zug 94 gewinnt beim Leader FC Luzern U21 mit 4:3 Toren. Stürmer Petar Ugljesic legt den Grundstein zum Sieg mit einem Doppelpack vor der Pause.
Das Nachwuchsteam des FC Luzern, unangefochtener Leader der Gruppe 2 in der 1. Liga, übernahm von Beginn weg das Kommando. Trainer Gerardo Seoane sah vor allem in der ersten Halbzeit ein spielerisches Übergewicht seiner Schützlinge. Der ehemalige FCL-Spieler befand zu Recht: «Wir hatten viel Ballbesitz. Damit zwangen wir die Zuger zu grosser Laufarbeit. Doch es mangelte uns an der nötigen Durchschlagskraft, um diese Überlegenheit auch in eine Führung ummünzen zu können.»
Dass sich die Luzerner nicht wunschgemäss durchzusetzen vermochten, lag auch am taktisch clever agierenden Zug 94. Trainer Roland Widmer hatte seinen Spielern ein massgeschneidertes, auf den FC Luzern ausgerichtetes Konzept verpasst. «Wir wussten, dass uns die spielstarken Luzerner ab der ersten Minute unter Druck setzen und sie uns nur wenig Torchancen zugestehen werden. Deshalb versuchten wir, defensiv solid zu stehen und schnelle Konterangriffe zu lancieren.»
Schiedsrichterin überstimmt Assistentin
Der taktische Plan des Zuger Trainers ging auf. In der 32. Minute tauchte Petar Ugljesic plötzlich allein vor dem Luzerner Tor auf und knallte den Ball zur Führung in den Netzhimmel. Die Luzerner Abwehrkräfte waren stehen geblieben, weil die SR-Assistentin an der Seitenlinie eine Offsideposition des Zuger Stürmers signalisierte. Doch Schiedsrichterin Staubli überstimmte ihre Assistentin und anerkannte den Treffer. Und weil Ugljesic in der 43. Minute erneut ins Schwarze traf, lag Zug 94 zur Pause plötzlich oder überraschend mit 2:0 Toren vorne.
Sechs Minuten nach der Pause nützte der Luzerner Rrezart Hoxha ein Missverständnis in der Zuger Abwehr eiskalt zum 1:2-Anschlusstreffer aus. In der Folge spielten sich hüben wie drüben strittige Szenen ab. In der 57. Minute legte Daniel Gygax auf den mitgelaufenen Nicola Peter zurück, der das vermeintliche 3:1 für die Gäste erzielte. Der korrekt erzielte Treffer wurde aberkannt, weil die Schiedsrichter-Assistentin an der Seitenlinie – trotz eines Rückpasses – Nicola Peter im Abseits wähnte. Der dritte Zuger Treffer fiel dann in der 74. Minute durch Mirzet Mehidic dennoch.
«Voca deutete beim Schiedsrichterball unmissverständlich an, dass er uns den Ball überlassen werde. Stattdessen knallte er das Spielgerät ins Tor.»
Mentor Latifi, Abwehrspieler Zug 94
Umstrittene Szene nach Schiedsrichterball
Eine weitere strittige Szene bescherte den Luzernern in der 82. Minute den 2:3-Anschlusstreffer durch Idriz Voca. Der Zuger Verteidiger Mentor Latifi meinte nach dem Schlusspfiff empört: «Voca deutete beim Schiedsrichterball unmissverständlich an, dass er uns den Ball überlassen werde. Stattdessen knallte er das Spielgerät ins Tor.» War es ausgleichende Gerechtigkeit, dass die Schiedsrichterin nach einem kleinen Rempler im Luzerner Strafraum an Daniel Gygax auf den Elfmeterpunkt zeigte? Nicola Peter nahm das Verdikt gerne an und verwandelte den fälligen Penalty eiskalt zur Zuger 4:2-Führung. Kenan Fatkic brachte die Luzerner nochmals auf 3:4 heran. Doch den Gästen gelang es mit dem Glück des Tüchtigen, den wichtigen Sieg über die Zeit zu retten. Mit diesem Sieg verschafft sich Zug 94 etwas Luft im Abstiegskampf.
Spielbericht FC Luzern:
Ein Derby voller Turbulenzen und Emotionen! Mit dem FCL-U21-Team, das spielerisch und punkto Ballbesitz deutlich dominierte, dabei aber im Defensivzentrum bei den eher seltenen Gäste-Angriffen mehrmals neben den Schuhen stand. ‚Pfeffer‘ ins Spiel brachte aber in erster Linie die reputierte Schiedsrichterin (Pfiff EM-Halbfinal, an der WM 2015 und den Olympischen Spielen 2016) mit ihren Assistentinnen. Nachdem in der ersten Halbstunde nur wenig lief, lief Gäste-Stürmer Petar Ugljesic (im Winter von Rapperswil-Jona zu den Zugern gekommen) aus deutlichster Offsideposition auf ein hohes, von Arnold abgelenktes Zuspiel in die Tiefe und Richtung FCL-Tor, während die Assistentin, die das Offside signalisierte, sowie die gesamte FCL-Defensive stehenblieben. Der Schweiz-Kroate schob ein – und Staubli zeigte zur Ueberraschung aller zur Mitte.
Diese krasse Unstimmigkeit schien das Schiri-Trio während der ganzen Partie gedanklich zu beschäftigen (und abzulenken), denn nur so ist die Vielzahl weiterer krasser Fehlentscheide erklärbar. Zum Glück waren die ‚Geschenke‘ auf beide Seiten gleichmässig verteilt. Und die beiden Teams respektierten sich – ohne gross Gehässigkeiten auszutauschen. Bei Voca’s Anschlusstor zum 2:3 waren die abstiegsgefährdeten Zuger dann allerdings doch enttäuscht, dass der Luzerner bei einem Schiedsrichterball diesen nicht, wie es üblich ist, den Gästen zuspielte. Umgehend liess sich dann Dani Gygax einen Penalty ‚schenken‘, sodass der dritte (schöne) FCL-Treffer nicht mehr zum Punktegewinn ausreichte. Der FCL-Trost: Auch GC verlor in der dritten Erstliga-.Classic-Gruppe zuhause (gegen Mendrisio), womit ein Achtpunkte-Vorsprung der Luzerner im Fernduell (nur ein Erstliga-Classic-U21-Team kann sich für die Aufstiegspiele qualifizieren – eine weltweite Novität….) drei Runden vor Schluss weiterhin Bestand hat.
Telegramm FC Luzern U21 – Zug 94 3:4 (0:2)
Allmend, LA-Stadion. 500 Zuschauer.- SR: Esther Staubli.
FCL U21: Enzler; Kränzle (69 Binaku), Paglia, Arnold, Sidler; Voca; Ulrich (79. Nguyen), Fatkic, Rüedi (46. Shabani), Riedmann; Hoxha.
Zug 94: Marinis; Weiss, Latifi, Martino, Riedweg; Peter, Mehidic; Burkard (84. Bernet), Gygax, Palatucci (71. Reci); Ugljesic (75. Pestic).
Tore: 32. Ugljesic 0:1, 43. Ugljesic 0:2, 51. Hoxha 1:2, 74. Mehidic 1:3, 82. Voca 2:3, 86. Peter (Penalty) 2:4, 89. Fatkic 3:4.
Bemerkungen: 57. Tor von Peter (fälschlicherweise) wegen Offside aberkannt.