Der SC Cham spielt im letzten Heimspiel der Promotion-League-Saison remis. Der Trainer Jörg Portmann blickt mit gemischten Gefühlen auf die Spielzeit und sagt, was besser werden muss.

«Erfüllt? Ja, dieses Wort trifft es ziemlich gut», sagt der Chamer Trainer Jörg Portmann auf die Frage, ob sein Team die Saisonziele – eben – erfüllt hat. Dieses Wort ist in der Schweiz vor allem im Militär geläufig und bedeutet in der Regel ein emotionsloses Hintersichbringen eines Auftrags. Was in Feldgrün das höchste der Gefühle sein mag, ist auf dem grünen Feld nicht wirklich genug. Denn dort zählt das Mitreissende, das Unvergessliche, das Leidenschaftliche. Und davon haben die Chamer in ihrer zweiten Promotion-League-Saison zu wenig geboten.

Gerade gegen die hinteren Teams taten sie sich schwer, verloren als einziges Team beide Vergleiche mit dem Absteiger Tuggen und holten gegen den spielerisch bescheidenen Aufsteiger Bavois nur einen von sechs Punkten. Aber: Sie verbleiben letztlich klar in der dritthöchsten Liga, was das Wichtigste ist.

«Das ist eine Wunde, die immer noch schmerzt.»

Jörg Portmann, Trainer SC Cham

Gestern resultierte im letzten Meisterschaftsheimspiel der Saison ein 2:2 gegen La Chaux-de-Fonds. Die scheidenden Reto Scherer – mit einem Traumschuss – und Pascal Bader erzielten die Chamer Treffer. Die Heimbilanz fällt insgesamt schlecht aus. Nachdem im September die grossartige Serie von 28 Heimspielen ohne Niederlage gerissen war, glückten dem Sportclub nur noch zwei Vollerfolge auf dem Eizmoos, insgesamt sind es lediglich vier. «Wir haben das im Klublokal schon zu hören gekriegt», sagt Portmann, «die Leute waren oft enttäuscht, das wurmt mich.»

Wieder zur Heimmacht zu werden, sei eines der Ziele für die kommende Saison. Eine grosse Herausforderung wird sein, nach den Abgängen von langjährigen Spielern den «Identitätswechsel in der Kabine» (Portmann) zu meistern. Neben den bereits bekannten Scherer, Nussbaumer, Sturzenegger, Christen und Stojanov ist am Freitag auch noch der überraschende Abgang des einflussreichsten Akteurs Bader bekanntgeworden. Der Ex-Profi aus Hohenrain hat die Chance ­ergriffen, als Spielertrainer in Hochdorf anzufangen. Mit Jessy Nimi ist nur noch ein Spieler knapp dienstälter als der Trainer selbst, der seit September 2012 im Sportclub amtet.

Portmann ist fast der Dienstälteste
Als Portmann seinen Vertrag verlängerte, wusste er noch nichts vom Umbruch im Team. Auf seine Entscheidung zurückkommen würde er aus heutiger Sicht dennoch nicht: «Meine Entscheidung, weiterzumachen, hängt in erster Linie von meiner eigenen Situation ab: Ob ich unbedingt mit Cham weiterhin Ziele erreichen will. Und natürlich, ob meine Familie das mitträgt.» Beides sei der Fall, der 40-Jährige ist «giggerig» auf seine sechste Saison und zeigt, dass er bereit ist, neue Wege zu gehen. Auf die infolge Absenzen Liga-unwürdige Sommervorbereitung im vergangenen Jahr reagiert Portmann, indem er seine Spieler eine Woche früher antraben lässt als bisher. Allerdings unterbricht er den Trainingsbetrieb nach drei Wochen, damit die Spieler in die Ferien gehen können – in Begleitung eines individuellen Trainingsplans. «Das machen auch andere Vereine und ist Bestandteil der heutigen Trainingslehre», erklärt der Luzerner, um anzumerken: «Schlechter als letztes Jahr kann es nicht werden.»

Von der erwünschten besseren Fitness zum Saisonstart erhofft er sich einerseits weniger Verwarnungen und andererseits eine längere Konzentrationsfähigkeit der Spieler. Die Auswertung der Matches der laufenden Spielzeit habe nämlich gezeigt, dass es vor allem im Mentalbereich haperte und «selten in der taktischen Ausrichtung». Doch auch was die Ausrichtung der Mannschaft anbelangt, geht Portmann über die Bücher. Der Immer-nach-vorn-Fussball, der den unerschrockenen Aufsteiger vor einem Jahr auf Platz 2 führte, hat sich in der laufenden Spielzeit etwas abgenutzt. Der Trainer überlegt sich, bezüglich des offensiven Pressings zu variieren. «Aber dazu muss ich wissen, wie die Mannschaft zusammengestellt ist», wirft er ein. Der Sportchef Marcel Werder kann noch keinen einzigen Neuzugang präsentieren und spricht von «vielen Fragezeichen».

Das letzte Saisonziel
In der letzten Runde vom kommenden Samstag gastieren die Chamer in Bern bei Breitenrain. Dieses Duell wird es am 31. Mai oder 3. Juni nochmals geben, dann in Cham anlässlich der Cup-Qualifikation. Der Einzug in die Cup-Hauptrunde ist das letzte Ziel in der laufenden Kampagne. Im vergangenen Jahr war Cham direkt qualifiziert und scheiterte peinlicherweise am Zweitligisten Calcio Kreuzlingen. «Das ist eine Wunde, die immer noch schmerzt», sagt Portmann offen. «Die können wir nur schliessen, indem wir es diesmal besser machen», hält er fest. Im Cup immerhin ist Erfüllen gleichbedeutend mit Erfüllung.

Cup-Quali gegen Breitenrain ist fixiert
Am Mittwoch, 31.05 empfängt der SC Cham in der Cup Qualifikation für den Schweizer Cup den FC Breitenrain auf dem Eizmoos. Der Sieger dieser Partie steht in der ersten Hauptrunde des Schweizer Cups und darf auf ein grosses Los hoffen. Anpfiff ist um 19:30 Uhr.

Somit kommt es zum Saisonende gleich zweimal zu dieser Paarung. Am kommenden Samstag in der letzten Runde der Saison 2016/17 auswärts in Bern und dann am folgenden Mittwoch darauf auf dem heimischen Eizmoos. Es bleibt also spannend.

Telegramm SC Cham – La Chaux-de-Fonds 2:2 (1:0)
Eizmoos. – 350 Zuschauer. – SR Huber. – Tore: 22. Scherer 1:0. 59. Wüthrich 1:1. 89. Bader 2:1. 91. Wüthrich 2:2. – Cham: Merlo; Nussbaumer, Elvedi (54. Wüest), Sturzenegger, Balaj; Bader; Christen, Stojanov, Jakovljevic (68. Hammerich), Gasser; Scherer (85. Herger). – La Chaux-de-Fonds: Martinovic; Frossard, Dzeljadini, Pretot (80. Parapar), Tournoux; Halimi (63. Prekazi), Grossenbacher, Demolli, Lo Vacco, Luther- King; Wüthrich. – Bemerkungen: 71. Lattenschuss Christen. 76. Pfostenschuss Stojanov (76.). Cham ohne Nimi und Dätwyler (nicht im Aufgebot).