Der FC Nationalrat hat gestern Abend den FC Kantonsrat Luzern gefordert. Trotz des wohltätigen Zwecks traten die Politiker auf dem Feld so auf wie im Parlament: kämpferisch und bissig. Und für einmal spielte die Parteizugehörigkeit keine Rolle.
Wenn plötzlich ein SVP-Politiker auf dem linken Flügel für Aufruhr sorgt und die Mitte von der SP zusammengehalten wird, dann ist klar: Wir befinden uns hier nicht im Luzerner Kantonsratssaal, sondern beim Wohltätigkeitsspiel im Stade de Suisse in Bern. Der FC Kantonsrat Luzern war gestern Abend gefordert. Denn ihm standen die Politgrössen unseres Landes gegenüber: der FC Nationalrat.
Die Luzerner Politiker reisten jedoch mit breiter Brust nach Bundesbern. «Wir wollen hier gewinnen», sagte Trainer und SVP-Kantonsrat Urs Dickerhof. Aber klar: Der wohltätige Zweck stand im Vordergrund. Im Vorfeld konnten Spender Matchbälle im Wert von 100 Franken erwerben. Dickerhof hoffte, die anvisierte 15000-Franken-Marke geknackt zu haben. Schon 2014 hat der FC Kantonsrat in einem ähnlichen Spiel gegen das Team von PluSport, der Dachorganisation des Schweizerischen Behindertensports, 12222 Franken gesammelt. Mit dem Erlös wollen die Politiker dem Verein Freunde der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL) einen Erlebnisgarten schenken. Eine Geste, welche die mitgereisten Fans der SSBL mit viel Applaus von der Tribüne goutierten.
Ähnliche Eigenschaften in Politik und Fussball
Die Blau-Weissen waren spielerisch überlegen. Spielmacher und SP-Kantonsrat Hasan Candan sorgte während der ganzen 70 Spielminuten für Gefahr. Mit Parteikollege David Roth harmonierte er prächtig. Roths Spielweise ähnelte seinem Auftreten im Kantonsrat: bissig und kampfbereit. Er war aber nicht der einzige, dessen politische Couleur auch auf das Spielfeld durchsickerte. So war Captain Rolf Born (FDP) die Ruhe selbst in der Verteidigung. Sicher und abgeklärt wehrte er jeglichen Angriff der Gegner ab. Und Guido Roos (CVP) behielt die Überhand auf der westlichen Stadionseite. Dort fühlte sich der Geschäftsführer der Region Luzern West offenbar pudelwohl – genauso wie der nimmermüde Andy Schneider von der SP auf dem linken Flügel und FDP-Kantonsrat Georg Dubach Mittte-rechts.
Die individuellen Fähigkeiten der Luzerner reichten gegen die eingespielten Bundesparlamentarier aber nicht aus. Nach gut einer Viertelstunde klingelte es hinter Goalie Urs Marti (CVP). Ihm war es aber zu verdanken, dass der FC Kantonsrat nicht unterging. Dank seiner drei grossen Paraden blieb das Spiel bis zum Ende spannend. Bis zur letzten Spielminute. Ein weiterer Angriff über SVP-Kantonsrat Patrick Schmid, der stets gefährlich von rechts ins Zentrum stürmte, blieb in der nationalrätlichen Verteidigungslinie hängen. Gegenangriff, Tor. 2:0 für die Heimmannschaft.
Enttäuschung kam beim FC Kantonsrat nur kurz auf. Der gemeinsame Auftritt über die Parteigrenzen hinweg währte länger. Zumindest bis nächste Woche. Dann treffen die Politiker wieder im Kantonsratssaal aufeinander – im Anzug statt im Trikot.
Die auffälligsten Spieler
- Der Flügelflitzer: Trotz seines Rücktritts war der ehemalige GLP-Kantonsrat David Staubli eine Stütze im Team.
- Der Filigrantechniker: Hasan Candan (SP) dribbelt sie alle aus. Die klassische Nummer 10.
- Der Abgeklärte: FDP-Ständerat Damian Müller im Dienste des Kantonsrats hielt die Luzerner Abwehr zusammen.
- Der Unermüdliche: SP-Präsident David Roth rannte das Feld auf und ab.
- Der Routinierte: Zwar erst seit 2015 im Kantonsrat, spielte Daniel Piazza (CVP) wie ein abgebrühter Profi.
- Der Trainer: Urs Dickerhof (SVP) hielt die Truppe mit viel Erfahrung zusammen.