Wie man lernt, eine ausgepresste Zitrone zu sein

Jan Loosli wird voraussichtlich über diese Saison hinaus auf dem Chamer Eizmoos anzutreffen sein (Bild: Christian H. Hildebrand, Zuger Zeitung).

Jan Loosli wird voraussichtlich über diese Saison hinaus auf dem Chamer Eizmoos anzutreffen sein (Bild: Christian H. Hildebrand, Zuger Zeitung).

Jan Loosli, 22-jähriger Mittelfeldspieler des SC Cham, investiert im Sport und im Studium alles, was er zu bieten hat. Eine wichtige Rolle dabei spielt seine Freundin – aber auch eine Enttäuschung.

Jan Loosli, der im Alter von 5 Jahren dem FC Windisch im Aargau beitrat und von der U11 bis zur U21 die Farben der Zürcher Grasshoppers trug, erzählt: «Ich träumte davon, Profifussballer zu werden. Ich hätte noch eine Saison in der U21 von GC spielen können, aber ich wechselte zum Erstligisten FC Baden, um mich weiterentwickeln zu können.» Über den Promotion-League-Club YF Juventus Zürich landete der talentierte Defensivspieler im vergangenen Sommer zum Ligakonkurrenten SC Cham.

Der Traum, seine Brötchen dereinst als Profifussballer verdienen zu können, ist zwar noch nicht endgültig geplatzt. Doch der am 10. Mai seinen 23. Geburtstag feiernde Loosli stellt realistisch fest: «Ich bin nun in einem Alter angereicht, wo ich entscheiden muss, ob ich weiterhin auf die Karte Fussball oder doch eher auf einen herkömmlichen Beruf setzen soll.» Die Tendenz liege auf Letztgenanntem, beteuert er. Das ist nachvollziehbar, zumal er im Sommer seinen Studienlehrgang in Gesundheitswissenschaften und Technologie an der ETH Zürich mit dem Bachelor abzuschliessen gedenkt. Die Chancen stehen also gut, dass der unauffällig, aber äusserst wirkungsvoll spielende defensive Mittelfeldspieler auch in der kommenden Saison für Cham spielen wird.

Deutliche Worte eines Teamkollegen
Der Sportclub hat den angestrebten Ligaerhalt dank dem freiwilligen Abstieg der Old Boys Basel geschafft. Die Leistungen der letzten Partien missfielen allerdings manchmal. Jan Loosli sagt offen: «Unser Pass- und Stellungsspiel und die Entschlossenheit im Abschluss liessen zu wünschen übrig.» Weshalb, sei ihm ein Rätsel. Er sagt: «Die Bereitschaft, sich wie eine Zitrone auspressen zu lassen, ist ein mentaler Prozess, der erst einmal in Gang gesetzt werden muss. Das ist mir am Ende meiner Zeit bei GC bewusst geworden, als ich den Sprung ins Profikader nicht geschafft habe.» Heute sei er vom Willen beseelt, alles in die Waagschale zu werfen, was sein Körper hergebe. Loosli schildert: «Ein Teamkollege sagte mir klipp und klar: «Dass du den Sprung in ein Super-League-Team bisher nicht geschafft hast, liegt im mentalen Bereich.»

Was Jan Loosli (noch) nicht gelang, schaffte sein Bruder Noah (21). Von GC ausgeliehen, ist er über Schaffhausen bei Lausanne-Sport gelandet, wo er auf Anhieb einen Stammplatz in der Verteidigung erobert hat. Wer nun vermutet, Noah wäre Jans Vorbild, der irrt. Der Chamer sagt: «Mein Vorbild war der Brasilianer Ronaldinho. Seitdem er nicht mehr aktiv ist, habe ich kein bestimmtes Vorbild mehr.» Auch die weiteren Geschwister sind sportlich: Während Xenia (14) im FC Windisch dem Ball nachjagt, bestreitet Keilah (10) mit dem Trampolinclub Möriken-Wildegg die Qualifikation zur bevorstehenden Schweizer Meisterschaft.

Die Freundin hält ihn auf Trab
Eine wichtige Rolle im Leben des Jan Loosli spielt seine Freundin Selina Meier. Er erzählt: «Wir gingen zusammen zur Schule. Zwischen uns gefunkt hat es dann vor rund vier Jahren am Ende der Kanti.» Er: «Selina bereichert mein Leben, sie ist meine Antriebsfeder.» Humorvoll fügt er an: «Sie hält mir, wie in Comics dargestellt, eine Karotte vor die Nase, während sie mich mit dem Stock in der Hand von hinten vorwärtstreibt.»

So überrascht es kaum, dass Jan Loosli in seinem Studiengang gut vorankommt, der ihm Spass bereite. «Es ist interessant, Forschungen anstellen zu können, die einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit der Menschheit haben.» Sein Studium beinhalte vorwiegend Theorie, deswegen freue er sich umso mehr auf die Praxis. Er sei selber gespannt, auf welchem Gebiet er sich dereinst spezialisieren werde. Sicher sei einzig, dass er jeden Tag versuche, sein Bestes zu geben.