Er läuft und läuft und läuft …

Abdurani Morceli hofft auf Einsätze in der ersten Chamer Mannschaft (Bild: Maria Schmid, Zuger Zeitung).

Abdurani Morceli hofft auf Einsätze in der ersten Chamer Mannschaft (Bild: Maria Schmid, Zuger Zeitung).

Abdurani Morceli, der 18-jährige Flügelstürmer des Zweitligisten Cham II, ist enorm laufstark. Das Ausdauervermögen wurde ihm in die Wiege gelegt. Diese Tugend soll ihn seinem Traum näher bringen.

Abdurani Morceli machte seine ersten fussballerischen Gehversuche als Stürmer der F-Junioren des SC Cham. Anschliessend spielte er in der U14 und U15 des Team Zugerland im zentralen Mittelfeld. Heute, im Alter von 18 Jahren, geht er als Flügelstürmer für die zweite Mannschaft der Chamer auf Torjagd.

Das im vergangenen Sommer in die 2. Liga aufgestiegene Team liegt derzeit auf dem 8. Tabellenrang. Vier Runden vor dem Saisonende beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz 7 Punkte. Abdurani Morceli sagt: «Es ist gut möglich, dass wir den angestrebten Ligaerhalt bereits gesichert haben. Aber rein rechnerisch müssen wir noch den einen oder anderen Punkt einfahren. Ich bin fest überzeugt davon, dass uns dies gelingen wird.» Cham II sei eine verschworene Truppe mit einem unbändigen Siegeswillen. Durch ein ganz spezielles Ritual vor jedem Spiel, das nicht verraten werden dürfe, werde noch zusätzliche Motivation erzeugt.

Der Vater ist Olympiasieger
«Als Kind träumte ich davon, Profifussballer zu werden. Seit ich realistisch denken kann, träume ich davon, in der ersten Mannschaft des SC Cham auf Torjagd zu gehen.» Unrealistisch scheint dieser Traum nicht zu sein. Zum einen, weil Morceli seit fünf Wochen montags mit der ersten Mannschaft trainieren darf, zum andern, weil in seinen Adern von Blut von ehrgeizigen sehr erfolgreichen sportlichen Eltern fliesst. Seine Mutter Patricia ist mehrfache Schweizer Meisterin verschiedener Laufdistanzen. Und sein Vater, der ehemalige algerische Mittelstreckenläufer Noureddine Morceli, wurde 1996 in Atlanta Olympiasieger über 1500 Meter und dreimal Weltmeister über jene Distanz.

Es überrascht deshalb nicht, wenn Abdurani Morceli sagt: «Ich verfüge seit jeher über ein starkes Lauf- und Ausdauervermögen. Diese Fähigkeiten wurden mir sozusagen in die Wiege gelegt.» Er versteht es ausgezeichnet, diese Fähigkeiten zu nutzen. Gepaart mit Kampfgeist hat er sich zu einem Fussballer entwickelt, der unermüdlich läuft und läuft und läuft… Morceli sagt offen: «Ich muss noch lernen, persönlich schwächere Leistungen zu akzeptieren. Ich bin mein grösster Kritiker. Ich ärgere mich masslos, wenn mich nach einem Spiel – egal ob gewonnen oder verloren – das Gefühl befällt, ich hätte mein Maximum nicht abgerufen.» Seine Familie und seine Verwandten, die praktisch immer vor Ort seien, wenn er spiele, würden ihn anspornen und nach Niederlagen Trost spenden. «Ich weiss, dass Niederlagen zum Sport gehören, und ich weiss auch, dass man daraus viel lernen kann, wenn man daraus die richtigen Lehren zieht», sagt Abdurani Morceli.

Früher, erzählt er, sei immer der gerade beste Fussballer sein Idol gewesen. Besonders das Spiel von Cristiano Ronaldo habe er bewundert. Mit leuchtenden Augen erzählt Morceli: «Als Fan von Real Madrid bleibt das Champions-League-Spiel zwischen dem FC Basel und Real in bester Erinnerung. Dieses genoss ich inmitten der spanischen Zuschauer, die den 1:0-Sieg ihrer Mannschaft frenetisch feierten. Die Stimmung im Stadion war einfach fantastisch.» Heute sei Leroy Sané von Manchester City sein fussballerisches Idol.

Ein Lehrer auf und neben dem Platz
Einen grossen Stellenwert im Leben des 18-Jährigen geniessen die Familie und seine Freunde. Er möge es sehr, mit ihnen die Freizeit verbringen zu dürfen, versichert er. Abdurani Morceli sagt: «Ich fühle mich wohl in Gesellschaft meiner Mutter, meines Stiefvaters Andreas Bühler und meiner 17-jährigen Schwester Aishah. Sie und mich freut es, dass unser leiblicher Vater uns mehrmals im Jahr besuchen kommt.»

Die Geschwister, die beide die Fachmittelschule besuchen, verstehen sich ausgesprochen gut. Aishah belegt das Profil Soziales, während sich Abdurani der Pädagogik verschrieben hat. Er betont: «Aisha ist ein seelenguter, hilfsbereiter Mensch. Sie ist genauso willensstark wie ich. Mit ihr zusammen zu lernen macht Freude und Spass.» Abdurani Morceli will Lehrer für Geschichte und Sport werden und mein Wissen und Können an Kinder und Jugendliche weitergeben. Das tut er im Fussball bereits: Als Da-Junioren-Trainer im SC Cham mit Jonathan Schmid.