Altdorfer Gemeinderat sagt Nein zum Kunstrasen

Absage: Auch künftig kein Kunstrasen auf der „Suworowmatte“ in Altdorf (Archivbild: FC Altdorf).

Absage: Auch künftig kein Kunstrasen auf der „Suworowmatte“ in Altdorf (Archivbild: FC Altdorf).

Der Altdorfer Gemeinderat hat am Freitagmorgen informiert, dass der Gemeinderat gegen das Kunstrasenprojekt in Altdorf ist.

FCA-Präsident Yves Althaus bezieht Stellung dazu: „Der Vorstand hat die heutige Medienmitteilung des Altdorfer Gemeinderates zur Kenntnis genommen und wird heute Abend an der ausserordentlichen Generalversammlung dazu Stellung beziehen. Wir werden das weitere Vorgehen diskutieren und die politischen Möglichkeiten erläutern. Wir hoffen auf rege Teilnahme, auch interessierte Nichtmitglieder sind willkommen“. Vertreter der Altdorfer Behörden stehen vor Ort für Fragen zur Verfügung.

Medienmitteilung Gemeinderat Altdorf:

FC Altdorf ist der grösste Altdorfer Sportverein. Es handelt sich um einen Traditionsverein, der sich im Breiten- und Leistungssport, aber auch in der Jugendförderung und in der Integration stark engagiert. Die Arbeit des FC Altdorf geniesst beim Gemeinderat hohe Wertschätzung.

Die Trainingssituation ist nachvollziehbar unbefriedigend. 2012 hat der FC Altdorf den Trainingsplatz Kastelen, Schattdorf, verloren. Als Ersatz wurde damals der alte Fussballtrainingsplatz auf dem Areal des Schwimmbad Altdorf reaktiviert und die Aussensportanlage Feldli für Trainings angeboten. Seit 2012 ist die Situation für den FC Altdorf unverändert geblieben; sie hat sich nicht verbessert, aber auch nicht verschlechtert. Die Gemeinde Altdorf stellt dem FC Altdorf kostenlos vier Naturrasenplätze zur Verfügung: das Hauptspielfeld Schützenmatte (unbeleuchtet), die Suworowmatte (beleuchtet), das Feldli (beleuchtet) und das Moosbad (beleuchtet). Darüber hinaus nutzt der FC Altdorf den Rasenplatz beim St. Josef. Vor allem im Winterhalbjahr stehen Trainingsmöglichkeiten in den Turnhallen der Gemeinde zur Verfügung (insgesamt 22 Stunden pro Woche).

Mit dem Wegfall der vier Fussballplätze in der Kastelen, Schattdorf, hat sich die Situation für die Urner Fussballvereine, insbesondere für den FC Schattdorf, erheblich zugespitzt. 2016 wurde der Regierungsrat mittels einer landrätlichen Motion aufgefordert, dem Landrat eine Kreditvorlage für Beiträge des Kantons zur Umrüstung von Naturrasenfussballplätzen auf Kunstrasenfelder oder zum Neubau solcher Kunstrasenfelder vorzulegen. Im Herbst 2017 wurde das Kantonale Sportreglement abgeändert. Neu gewährt der Kanton an die Umrüstung auf Kunstrasen oder an die Erstellung neuer Kunstrasenfelder einen Beitrag von 50 Prozent oder maximal SFR 500‘000.-.

Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinderat 2017 eine Planungskommission eingesetzt, um den Grundsatzentscheid zur Realisierung eines Kunstrasen-Fussballfeldes vorzubereiten und die zentralen Fragen wie Standort, Abmessung, Ausstattung, Kosten, Finanzierung und Termine zu klären. Gleichzeitig wurde ins Budget 2018 ein Planungskredit über SFR 50‘000.- aufgenommen. Die Planungskommission, der auch zwei Vertreter des FC Altdorf angehörten, konzentrierte sich aufgrund vorangegangener Abklärungen zu verschiedenen Standorten auf die Suworowmatte, vor allem aus Kostengründen. Ferner fällte sie zusammen mit dem Gemeinderat den Grundsatzentscheid, das Bauprojekt für ein Kunstrasenfeld mit der Normgrösse 100x64m auszuarbeiten. Ein neues Feld in der heutigen Grösse könnte aufgrund der Verbandsvorgaben nicht mehr für Meisterschaftsspiele der 2.Liga-Interregio genutzt werden.

Bereits im Jahr 2015 hatte der Kanton eine Machbarkeitsstudie für die Umrüstung von Rasenfeldern auf Kunstrasen veranlasst. Für den Standort Suworowmatte errechnete die Firma Osmoplan, Eich LU, damals Gesamtkosten von SFR 1.7 Millionen. Das nun vorliegende Bauprojekt von Graber Allemann Landschaftsarchitektur GmbH, Altendorf SZ, weist hingegen Investitionskosten von SFR 2.8 Millionen aus. Die Abweichungen zur Kostenschätzung von 2015 sind in der Topographie begründet. Die Verlängerung des Spielfelds macht teure Stützmauern auf der Hellgass-Seite und zur Pferdekuranstalt hin erforderlich. Zudem müssen für die Hangentwässerung am Bannwald grosse Bauwerke erstellt werden, da der Kunstrasen durch die heute regelmässig auftretenden Überflutungen jedes Mal grossen Schaden nehmen würde. Allein für diese Spezialmassnahmen entstehen Kosten von 1 Million Franken. Der Aufwand für die Realisierung eines Kunstrasenprojektes auf der Suworowmatte liegt um rund zwei Drittel höher als bei vergleichbaren Projekten. In Erstfeld betragen die Erstellungskosten für das neue Kunstrasenspielfeld SFR 1.7 Millionen, in Schattdorf 1.65 Millionen.

In Altdorf kann ein Kunstrasenprojekt nicht zu „normalen“ Kosten realisiert werden. Hinzu kommt, dass für den ausserordentlich teuren Kunstrasen auch die zwingend notwendige Minimalbelastung nicht erreicht wird und sehr viel Kapazität ungenutzt bleibt. Ein Kunstrasenfeld kann pro Jahr bis 2‘500 Stunden genutzt werden. Der FC Altdorf rechnet bei heutigem Trainingsaufwand auf einem Kunstrasen Suworowmatte mit 600 Trainings- und Wettkampfstunden pro Jahr, das sind rund 360 Stunden mehr als heute.

Im Endeffekt führen die überdurchschnittlichen Kosten und die schwache Auslastung zu einem sehr unvorteilhaften Kosten-/Nutzen-Verhältnis, das rund viermal tiefer liegt als üblich. Nach Abzug des Kantonsbeitrags und der Kostenbeteiligung des FC Altdorf würden der Gemeinde Kosten von SFR 2.15 Millionen verbleiben. Kosten von SFR 2.15 Millionen für eine mehr oder weniger exklusive Vereinsnutzung hält der Gemeinderat nicht für vertretbar. Er hat deshalb entschieden, dass er im November 2018 kein Kunstrasenprojekt zur Abstimmung bringen wird.

Wie bereits erwähnt, ist der Bedarf des FC Altdorf für zusätzliche Trainings- und Spielmöglichkeiten im Umfang von rund 360 Jahresstunden klar ausgewiesen. Der Gemeinderat ist bereit, Alternativen zum Kunstrasenprojekt zu prüfen. Im Vordergrund stehen dabei Abklärungen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit der bestehenden Naturrasenfelder und zur Verlängerung der Saison, beispielsweise durch Optimierung von Rasenpflege und Unterhalt oder mit Sanierungsmassnahmen. Ferner möchte der Gemeinderat auch klären, ob dem FC Altdorf ein Trainings- und Spielbetrieb auf Kunstrasen auf der Grundlage übergemeindlicher Kooperation ermöglicht werden kann.

Der Gemeinderat hat den Vertretern des FC Altdorf seine Haltung zum Kunstrasenprojekt am 11.06.2018 eröffnet. An dieser Besprechung wurde auch darauf hingewiesen, dass es dem FC Altdorf selbstverständlich frei steht, eine gemeindliche Volksinitiative zu starten, um eine Urnenabstimmung zum Kunstrasenprojekt „Suworowmatte“ zu erwirken.