Dramatik pur bei Cup-Thriller Horw gegen Gunzwil

Gunzwil (hier gegen Eschenbach) bot zusammen mit Horw ein unvergessliches Spektakel (Archivbild: Daniel Gerber).

Gunzwil (hier gegen Eschenbach) bot zusammen mit Horw ein unvergessliches Spektakel (Archivbild: Daniel Gerber).

Dramatik und Spektakel pur boten die beiden Teams Horw und Gunzwil im IFV-Cup. Am Ende setzte sich Gunzwil verdientermassen im Penaltyschiessen durch. Es war ein Abend welchen die Zuschauer sicher nicht so schnell vergessen werden.

Es war ein Spiel welches alles bot was der Fussball zu bieten hat. Packende Zweikämpfe, schöne Spielzüge, viele Tore, zwei Elfmeter, einen Lattenschuss, zwei Platzverweise und zum Schluss noch ein Elfmeterschiessen! Gunzwil musste dabei, wie schon gegen Sursee, zweimal den Ausgleich mit dem Schlusspfiff hinnehmen und brachte sich durch diese unkonzentriertheiten beinahe selbst um den verdienten Erfolg. Die Michelsämter Anhänger müssen sich aktuell wohl wie im Film „Und täglich grüsst das Murmeltier“ vorkommen. Immer wieder wiederholen sich die Szenen in der Schlussphasen.

Als das Spiel um 20 Uhr von Schiedsrichter Lakic auf dem Horwer Seefeld angepfiffen wurde, ahnte noch keiner was für eine Dramatik sich in den nächsten gut zweieinhalb Stunden abspielen wird. Obwohl die Zeichen schon früh auf ein spezielles Spiel hinwiesen. Den nach nur gerade 30 Sekunden wurde Ramon Stocker im Strafraum zu Fall gebracht und es gab Penalty für Gunzwil. Captain Furrer lief an und traf in der ersten Minute zur frühen Führung für den Favoriten. Und wieder nur eine Minute später brachte Horws Stürmer Blum die Hereingabe nicht im Tor unter, stattdessen küsste er schmerzhaft den Pfosten. Glück hatte dann auch Kronenberg in der 14. Minute als er nach einem groben Foul im Mittelfeld „nur“ die gelbe Karte bekam.

Spiel kippt zweimal in der ersten Halbzeit
Horw war zu Beginn die aktivere Mannschaft und schien ob des frühen Rückstandes wenig beeindruckt. Und so überraschte der verdiente Ausgleich nach 19 Minuten durch Schmid nicht. Der Horwer Captain wurde im Strafraum zuwenig angegangen und schoss zum Ausgleich ein. Und nur sieben Minuten später profitierte der gleiche Spieler von einem Fehler von Torhüter König, welcher einen Ball nicht festhalten konnte. Schmid musste nur noch einschieben. Dieser Gegentreffer schien die lethargisch wirkenden Gäste geweckt zu haben. Gunzwil wurde stärker und drückte auf den Ausgleich. Und in der 33. Minute gab es wieder Penalty, nachdem Nurmi im Strafraum gefoult wurde. Wieder trat Captain Furrer an und versenkte sicher zum 2:2 Ausgleich. Gunzwil zeigte Horw in dieser Phase die Grenzen auf. Zunächst scheiterte Kronenberg mit einem Freistoss noch an der Latte, doch in der 41. Minute wurde Terzimustafic herrlich lanciert und schob alleine vor Torhüter Ming zum 3:2 für Gunzwil ein. Nur eine Minute später gab es wieder das gleiche Duell. Doch diesmal war Torhüter Ming der Sieger. Und eine Minute vor der Pause konnte Ming einen hohen Bogenball von Till Fleischli nicht fangen, der anstürmende Nurmi scheiterte aber bei seinem Abschluss am Horwer Schlussmann. Die Führung zur Pause war mehr als verdient und hätte eigentlich höher sein müssen.

Und schon wieder…
Der Beginn der zweiten Halbzeit war wohl die ruhigste Phase im Spiel. Erst mit dem vierten Gunzwiler Treffer in der 66. Minute durch Kronenberg, nahm das Spiel wieder Fahrt auf. Nur Sekunden nach dem Tor musste König eine schöne Direktabnahme von Vögtli aus der Ecke kratzen. Gunzwil verpasste es in der Folge einen weiteren Treffer nachzulegen und das Spiel zu entscheiden. Und so nahm das Drama seinen weiteren Verlauf. In der 86. Minute sah Gunzwils Schlussmann König die Gelbrote Karte nach einem Foul ausserhalb des Strafraums. Torhüterlegende Lüthi kam so unerwartet zu einem kleinen Mini-Comeback, welches er wohl nicht so schnell vergessen wird. Die 90 Minuten waren bereits um, doch die 8-minütige Nachspielzeit noch lange nicht. In der 92. Minute schöpfte Horw neue Hoffnung nachdem Studer zum 3:4 verkürzen konnte, es waren ja noch sechs Minuten zu spielen. Und dann passierte das, was bereits in Sursee geschah. Mit dem letzten Angriff in der 98. Minute boten die Gunzwiler dem Horwer Bezzola nur Geleitschutz und dieser traf mit einem satten Flachschuss zum 4:4 Ausgleich. Es kam zur Verlängerung.

Brutalo Foul an Torhüter Lüthi
Das Momentum war nun ganz klar bei Horw. In Überzahl spielend und dem späten Ausgleich hätten wohl nicht mehr viele auf die Michelsämter gesetzt. Doch Gunzwil zeigte eine starke Moral und ging in der 95. Minute durch Sergio Ramundo wieder in Führung. Und dann kam die unschönste Szene des Spiels. Bezzola zog ohne Rücksicht voll gegen Torhüter Lüthi durch und traf diesen voll im Gesicht. Dass der Schiedsrichter hier nicht die Rote Karte zückte war nicht nachvollziehbar. Lüthi musste minutenlang gepflegt werden. So wurde die erste Verlängerung nach zehn Minuten beendet. Mit heftig blutender Nase spielte Lüthi aber weiter! Und Gunzwil kämpfte und wollte nun die Entscheidung. Diese schien in der 107. Minute gefallen zu sein, als Kronenberg mit einem herrlichen Weitschuss via Pfosten zum 6:4 traf. Aber das Drama auf Gunzwiler Seite ging weiter. In der 117. Minute war es erneut Bezzola(!), welcher mit gestrecktem Bein gegen Lüthi angeflogen kam und ihm den Ball aus den Händen spitzelte. Aber zum Entsetzen der Michelsämter blieb der Pfiff des Schiedsrichters aus und so stand es nur noch 5:6. Und zu spielen immer noch 8 Minuten! Die Krone aufgesetzt wurde dem ganzen dann in der 124. Minute als nach einem Freistoss gleich 3(!) Horwer Torhüter Lüthi im Fünfmeterraum abräumten und der Ball zum Ausgleich im Tor landete. Unglaublich auch hier blieb der Pfiff aus! Schutz der Spieler, für welchen ein Schiedsrichter auch verantwortlich ist, sieht anders aus! So kam es dann zum ultimativen Showdown: Elfmeterschiessen. Dort konnte aber Kronenberg nicht mehr mittun, er reklamierte zwar zurecht, wurde dafür aber mit Gelbrot vom Platz gestellt.

Gunzwiler zeigen keine Nerven
Im Elfmeterschiessen zeigten die Michelsämter Schützen dann keine Nerven und knallten Torhüter Ming die Bälle nur so um die Ohren. Bei keinem Elfmeter hatte der Horwer Schlussmann eine Abwehrchance. Auch bei Horw schienen die Schützen gute Nerven zu haben, doch der letzte Horwer Schütze Suter scheiterte am Pfosten und so schoss Furrer mit seinem dritten Penalty an diesem Abend Gunzwil doch noch verdient in die nächste Runde. So ging ein dramatischer und an Spannung nicht zu überbietendes Cupspiel zu Ende.

Telegramm FC Horw – FC Gunzwil n.P. 10:11, 6:6 (2:3, 4:4)
Seefeld – 100 Zuschauer – SR Vasko Lakic.
Tore: 1. Furrer (Foulpenalty) 0:1, 19. Schmid 1:1, 26. Schmid 2:1, 33. Furrer (Foulpenalty) 2:2, 41. Terzimustafic 2:3, 66. Kronenberg 2:4, 90.(+2) Studer 3:4, 90.(+8) Bezzola 4:4, 95. Sergio Ramundo 4:5, 107. Kronenberg 4:6, 117. Von Holzen 5:6, 124.(+4) Leyers 6:6.
Elfmeterschiessen: Blum 7:6, Till Fleischli 7:7, Vögtli 8:7, Sergio Ramundo 8:8, Lechner 9:8, Nurmi 9:9, Studer 10:9, Marco Rogger 10:10, Suter schiesst an den Pfosten, Furrer 10:11.
Verwarnungen: 14. Kronenberg (Foul), 24. Ordonez (Reklamieren, Trainer), 44. Heer (Foul), 75. Nurmi (Reklamieren), 79. König (Zeitspiel), 81. Vögtli (Foul), 89. Till Fleischli (Foul), 97. Bezzola (Foul)
Platzverweise: 86. König (Foul, 2. Gelbe), 124. Kronenberg (Reklamieren, 2. Gelbe).
Bemerkungen: Gunzwil ohne Imholz, Hess, Oehen, Iwan Rogger, Luca Fleischli, Dario Bucher, Jurt (alle verletzt), Ricigliano, Isler und Thimo Fleischli (alle abwesend). 38. Lattenschuss Kronenberg. 100. Torhüter Lüthi musste 10 Minuten gepflegt werden, nach brutalem Foul. 1. Halbzeit Verlängerung dauerte 10 Minuten, 2. Halbzeit Verlängerung dauerte 25 Minuten.
Horw: Ming; Heer (46. Suter), Von Holzen, Kaufmann, Arnold (46. Vögtli); Prette (106. Fuhrer), Fallegger (72. Bezzola), Blum, Lechner; Schmid, Leyers.
Gunzwil: König; Marco Rogger, Dominé (46. Cavadini), Furrer, Elia Ramundo; Stocker (64. Sergio Ramundo), Till Fleischli, Kronenberg, Pascal Bucher, Nurmi, Terzimustafic (87. Lüthi).