Der Trainer des 4. Ligisten SC Menzingen, Reto Müller, spricht im Interview mit SCM-Präsident Michael Meyer über die bevorstehende Rückrunde und über Veränderungen im Breitenfussball.
Die Vorbereitung auf die Rückrunde hat bereits wieder begonnen. Blicken wir aber zuerst auf die Hinrunde: Wie beschreibst Du dein erstes Halbjahr als Trainer?
Zufriedenstellend trifft es am besten. Wir haben unsere gesetzten Ziele erreicht. Primär wollten wir uns mit einem verjüngten Kader für die Aufstiegsrunde qualifizieren, dies ist uns gelungen. Weiter konnten wir die Quantität im Kader erhöhen und die Qualität in den Einheiten enorm verbessern, dies stimmt mich positiv für die Zukunft.
Die nahe Zukunft ist die Aufstiegsrunde. Visiert ihr den direkten Wiederaufstieg an?
Natürlich ist auch unser Ziel, die Saison auf einem Aufstiegsplatz zu beenden. Wir sind aber trotz unseres zarten Alters genug realistisch, dass dies eine schwierige Mission wird.
Der Menzinger meint aber: 3. Liga ohne SCM ist ungeniessbar (siehe Titelbild) …
Korrekt, ich teile diese Meinung. Langfristig gesehen gehört für mich der Sportclub Menzingen in die 3. Liga. Wir müssen aber den Tatsachen ins Auge blicken und in Relation betrachten. Auf Teufel komm raus etwas erzwingen erachte ich nicht als richtiges Mittel.
Was hat sich nebst der Ligazugehörigkeit in den letzten Jahren am meisten verändert?
Der Stellenwert des Fussballs im Breitensport hat sich generell verändert. Dies ist aber eine ganzheitlich gesellschaftliche Entwicklung, die nicht konkret mit der Ligazugehörigkeit korrespondiert, uns als Bergverein aber etwas härter trifft.
Glücklicherweise hat jede Medaille zwei Seiten; Diese Entwicklung führt nun dazu, dass wir vehement auf unseren Nachwuchs setzen und unsere kleinen Ressourcen gezielt dort einsetzen, wo wir schon immer stark waren, in der Ausbildung und Förderung unseren eigenen Junioren.
Das tönt alles etwas theoretisch, wie setzt du das um?
Wir sind im engen Kontakt mit den anderen Trainern. Zum Rückrundenstart begrüssten wir nicht weniger als sechs B Junioren, die mit uns trainierten. Auch der Austausch mit der zweiten Mannschaft ist für mich selbstverständlich, dass war nicht immer so. Generell, und ich glaube auch im ganzen Verein, setzen wir auf kurze Entscheidungswege und flache Hierarchien. Ich sehe dies als zeitgemässes und erfolgversprechendstes Modell.
Apropos Hierarchie, mit deinen 30. Jahren bist du der jüngste Faniontrainer der Vereinsgeschichte, wie kann das funktionieren?
Das frage ich mich auch (lacht). Nein, meine Mannschaft und die enge Zusammenarbeit mit den anderen Trainern und Vorstand machen es mir leicht. Und ich erachte die Zeit des autoritären Fussballtrainers als vorbei.
Vielmehr setze ich auf eine natürliche Autorität. Dank des geringen Unterschieds bin ich sehr nahe an der Mannschaft. Mich interessiert, wie die Jungs ticken, habe (teilweise) Verständnis für Probleme und tausche mich oft aus. Dieser wertschätzende und persönliche Umgang verhilft mir eine natürliche Autorität aufzubauen. Zeitgleich fordert und fördert es mich aber auch, da meine Leistung als junger Trainer stärker hinterfragt wird. Deshalb bin ich überzeugt, dass es funktioniert.
Was hat dich dazu bewogen, als aktiver Spieler kürzer zu treten?
Das hatte vielerlei Gründe. Ich war beruflich sowie weiterbildungstechnisch stark gefordert und konnte nicht mehr regelmässig trainieren. Dies führte zu Leistungs- und Fitnesseinbussen. Ich konnte es mit meinem Gewissen und Einstellung zum Fussball fast nicht mehr vereinbaren. Ein unglücklicher Zusammenprall mit einem Gegenspieler in Sins war für mich das Zeichen, okay Reto, jetzt ist genug.
Mit der letztjährigen Anfrage von Mauro Melina, ihn als Assistenztrainer zu unterstützen, fand ich den für mich richtigen Weg, mich als Spieler komplett zurück zu ziehen. Dank der neuen Aufgabe war ich weiterhin ein Teil der Mannschaft, das war mir wichtig und vereinfachte diese Entscheidung.
Ganz losgelassen hat mich das selber spielen aber nicht. In der zweiten Mannschaft kann ich als routinierter Spieler sporadisch noch für Akzente setzen. Das macht mir momentan total Freude, auch wenn ich dort ebenfalls den Druck der Jüngeren bereits spüre. Als letzte Station sehe ich mich in der Seniorenmannschaft, aber dafür fühle ich mich doch irgendwie noch zu jung.
Vielen Dank für Deine Zeit Reto. Wir wünsche Euch für die kommende Rückrunde viel Erfolg und freuen uns auf spannende Spiele auf der heimischen Chrüzegg.