Vorschau von Oliver Kraaz*
Jonglieren mit Zahlen, das bringt gar nichts. Ich hatte an der Kanti Alpenquai eine Mathi-Lehrerin aus dem Iran. Die Herkunft tut nichts zur Sache. Beindruckend war aber, dass sie kurz nach den Herbstferien realisierte, wie grottenschlecht wir im Fach Mathematik waren – und das nur ein Jahr vor der Matura. Sie kam in Panik. Fortan stand sie an der Wandtafel mit einer weissen Kreide in der einen und einer Zigarette in der andern Hand. Sie rauchte durch. Stress, Panik. Sie hätte auch eine Bierflasche statt einer Zigarette in der Hand halten können – es half alles nichts.
Auch mir nicht. Ich hatte an der mündlichen Mathi-Prüfung schliesslich eine 2.5. Kein Witz. Die Prüfung war die längste Viertelstunde meines Lebens.
Warum ich das erzähle? Weil wir in Kriens jetzt, fünf Runden vor Ende der Meisterschaft, in Versuchung geraten könnten, auch rechnen zu wollen. Rechnen, wie viele Punkte es noch braucht. Was, wenn wir… und die andern…oder die andern… und wir… – lassen wir das.
Fussball hat mit Mathematik so wenig zu tun wie Bescheidenheit mit der FIFA und der UEFA. Will heissen: Nur als Randphänomen. Als Irrtum der Natur.
Klüger, richtig klüger, ist es nun jedes Spiel auf tutti zu gehen. Gegen alle Widerwärtigkeiten. Das klingt ganz dumm, ich weiss. Ich möchte auch sagen: Das Spiel dauert 90. Minuten oder der Ball ist rund. Jajaja. Stimmt doch alles.
Ich liebe den Abstiegskampf, ich liebe die Konferenzschaltungen im TV mit Tränen auf den Rängen und hohem Blutdruck auf der Trainerbank – aber nur, wenn es mich nicht betrifft.
Daher, bitte, bitte Freunde, die ihr meine Farben in den nächsten Runden vertritt: Haut einfach alles weg, mit Schweiss auf der Stirn und dem Herz in der Hand. Bereits heute um 19 Uhr gegen Lausanne-Ouchy. Ich rauche unterdessen daheim eine weisse Kreide. Come on Kriens.
Vorschau
Wir reisen heute mit allen Mann an Board nach Lausanne. Natürlich, Elia Alessandrini ist nach seiner roten Karte gegen Wil noch gesperrt, sonst aber sind alle Jungs genesen und die Verletzungen ausgeheilt. Gute Voraussetzungen also für den grünweissen Saison-Endspurt und für den ersten Saisonsieg gegen Stade Lausanne-Ouchy.
Für beide Teams ist es heute ein ungemein wichtiges Spiel. Ouchy braucht Punkte um oben dranzubleiben, wir um unten wegzukommen. Anfang April trennten wir uns im Kleinfeld 1:1, seither haben wir in vier Spielen einen Punkt mehr gesammelt, nämlich fünf, als unser Gegner heute.
*Geschrieben von Oliver Kraaz. Geboren am 31. August 1970. Oliver Kraaz ist ein ehemaliger SC-Kriens-Junior. Er lebt mit seiner Familie in Zürich und ist seit über 40 Jahren bedingungsloser SCK-Fan.