Samuel Scheidegger über seine ersten Wochen als Präsident der Ersten Liga, seine Absichten – und die Aussicht auf mehr Spiele in der Promotion League.
Samuel Scheidegger, am 10. April wurden Sie zum Präsidenten der Ersten Liga gewählt. Wie waren die ersten Wochen im neuen Amt?
Gut und intensiv. Es kam mir ein bisschen vor, als hätte ich eine zweite Vollzeitstelle angetreten. Ich habe umgehend den Austausch mit Vertretern der anderen Verbandskammern gesucht und unzählige Gespräche geführt, sei es mit Komitee- oder Vereinsmitgliedern. Mir ist die Nähe zu den Leuten wichtig, ich möchte ihren Puls fühlen.
Wie fielen die Reaktionen aus?
Durchwegs positiv. Ich habe den Eindruck erhalten, dass man sich freut, wenn ich für frischen Wind sorge. Das war ja auch gewünscht, sonst hätte man mich nicht gewählt.
Welchen Typ Präsident verkörpern Sie?
Wenn es darum ginge, das Bisherige zu verwalten, wäre ich der falsche Präsident. Ich bin jemand, der anpackt und der verschiedene Möglichkeiten sieht, etwas zu bewirken. Die Erste Liga ist eine coole Kammer mit coolen Vereinen. Mir geht es nicht um Hierarchien, sondern darum, Verbesserungen anzustreben und auch hinzubekommen. Ich sage immer: Ich erledige das, was notwendig ist – selbst wenn es eine unangenehme Arbeit ist. Ein Problem ist da, um gelöst zu werden, idealerweise möglichst schnell. Wenn es die Situation erfordert, investiere ich halt entsprechend viel Aufwand.
Können Sie auch ein unbequemer Präsident sein?
Ich weiss nicht, ob unbequem das zutreffende Wort ist. Hartnäckig finde ich passender. An einem Thema kann ich konsequent dranbleiben, bis ich das Gefühl habe, dass es sich in die richtige Richtung entwickelt. Aber ich bin nicht ein Präsident, der meint, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben. Ich lasse mich gerne inspirieren und mit Argumenten überzeugen, dass man etwas auch anders machen kann.
Wo sehen Sie aktuell am meisten Handlungsbedarf?
Mir ist die Professionalisierung ein Anliegen. Ausserdem ist die offene, transparente Kommunikation wichtig. Und ich setze mich für eine Spielstruktur ein, die der Liga dient, aber auch dem ganzen Verband.
Warum braucht der Schweizer Fussball die Erste Liga?
Eine Übergangsstufe vom Amateur- in den Profifussball ist zwingend. Ausserdem würde es wenig Sinn machen, wenn die U-21-Teams der Super-League-Clubs untereinander eine eigene Meisterschaft austragen würden. Diesen Spielern tut es gut, in der Promotion League oder 1. Liga auch körperliche Herausforderungen meistern zu müssen, sich also mit Arrivierten zu messen, die Wert auf die physische Komponente im Spiel legen.
Allgemein wird von den Promotion-League-Clubs gewünscht, dass die Anzahl der Meisterschaftsspiele erhöht wird.
Das kann ich nachvollziehen. Darum haben wir uns entschieden, den Modus ab der kommenden Saison anzupassen, um so den semiprofessionellen Status dieser Liga zu stärken. Die Anzahl Spiele wird von 30 auf 35 oder 36 aufgestockt.
Allein das belegt, dass Sie ein hohes Tempo anschlagen.
Ja, aber es ist mein Anspruch, etwas zu bewegen. Sonst hätte ich mich gar nicht erst bewerben müssen. Aber das Ganze muss auch Spass machen, ich klebe nicht am Sessel. Ausserdem ist das keine One-Man-Show. Wir kommen nur voran, wenn alle, die ein Interesse an einer starken Ersten Liga haben, mithelfen. Diese Unterstützung spüre ich seit meiner Wahl sehr stark.