
Hildisrieden gewann gestern Freitagabend auswärts mit 3:2. Damit bleibt der HSV weiterhin ungeschlagen auf Platz 1 der Tabelle und steht gleichzeitig bereits mit einem Bein in der Aufstiegsrunde.
Überall dort, wo die junge Mannschaft vom HSV spielt, ist für Spannung und Spektakel gesorgt. Auch gegen Rothenburg sahen die zahlreichen Zuschauer und Zuschauerinnen am Freitagabend, schätzungsweise 150 Fussballinteressierte fanden den Weg auf die Chärnsmatt, eine unterhaltsame jedoch über weite Strecken sehr niveauarme zerfahrene 4. Liga Partie. Der HSV musste auf eine Vielzahl an Spielern verzichten, wodurch sich die Personaldecke äusserst dünn präsentierte. Ein Derby zwischen Rothenburg und dem HSV brachte in der Vergangenheit einige interessante Geschichten hervor. So sollte es ebenfalls dieses Mal sein. Schwungvoll begann der HSV zum Fluchtlichtspiel am Freitagabend. Bereits in der 5. Minute tauchte Adrian Ineichen allein vor FCR Torhüter Zweili auf. Bei der Schussabgabe verliessen ihn allerdings kurzzeitig die Kräfte. Keine ernsthafte Gefahr also für Torhüter Zweili. Rothenburg, mit zwei Spielern aus dem 2. Liga Kader, erhielt in der 9. Minute einen Freistoss zugesprochen. Irgendwie rutschte der Ball an der Mauer vorbei und landete, bedingt durch einen fiesen Aufsetzer, im Netz. Dem verdutzte HSV-Torhüter Betschart blieb keine Zeit zu reagieren. Die Gastgeber versuchten nachzusetzen. Sie tauchten mit beunruhigender Häufigkeit vor dem HSV-Gehäuse auf. Fast jede offensive Aktion war brandgefährlich. Ein Formstarker Torhüter Betschart entschärfte alle Versuche. Die Zuordnung in der Abwehr passte nicht optimal, weshalb Rothenburg genug Räume für ihre Abschlüsse vorfand.
Auf der Gegenseite entwischte Roelvis Contreras mit seiner Schnelligkeit mehreren FCR Spielern. Als er den letzten verbliebenen defensiven Spieler umlief, wurde er mit einem Foul gestoppt Der Unparteiische zeigte dem Rothenburg die rote Karte. Eine sehr harte aber regeltechnisch korrekte Entscheidung. Fortan durfte der HSV rund 75 Minuten in Überzahl spielen. Davon spürte man vorerst rein gar nichts. Rothenburg lieferte die besseren spielerischen Ideen. Es brauchte einen erneut sehr wachsamen Betschart, um eine Grosschance zu entschärfen. Lediglich eine Minute später verpasste ein FCR Stürmer nur um Zentimeter das zweite Tor des Abends. Eigentlich wäre zu diesem Zeitpunkt der Partie das 2:0 längst verdient gewesen. Hildisrieden bekundete Mühe sich in Mittelfeld durchzusetzen. Meist endete die Kreativität nach der Mittellinie. Die Flügelspieler blieben zu grossen Teilen ungewohnt wirkungslos. Ein Freistoss von Rekrut Estermann klatschte in der 33. Minute an den Aussenpfosten. Sekunden später sorgte ein Flankenball für erhöhte Gefahrenstufe in der Rothenburger Box. Der daraus resultierende Schuss von Burri blockte die vielbeinige Rothenburger Abwehr ab. Vor der Pause versuchte es Schmid mit einem Schuss aus grösserer Distanz. Einmal mehr verabschiedete sich der HSV mit einem Rückstand in die Pause. Nichts Neues für die Mannen von Trainer Bosshard und Co-Trainer Koch.
Zuversichtlich legte der HSV zur zweiten Halbzeit los, blieb allerdings weiterhin auf spielerischer Ebene einiges schuldig. Da war definitiv nicht der starke und dominante HSV der letzten Wochen. Die Pässe waren ungenau und meist half der Zufall, um überhaupt irgendwie in Straftraumnähe zu gelangen. Eine der grossen Stärken des HSV ist mit Sicherheit der überragende Teamgeist und die starke Moral. Aufgeben oder den Kopf hängen lassen kennt man beim HSV nicht. Sie ackerten, kämpften und versuchten alles das Spiel irgendwie zu drehen. In der 53. Minute krachte FCR Torhüter Zweili nach einem harmlosen Zweikampf in der Luft zusammen und blieb für wenige Sekunden regungslos liegen. Ein Schockmoment für alle Beteiligten. Glücklicherweise erlange der Rothenburger schnell wieder das Bewusstsein. Vernünftigerweise entschied FCR Trainer Tännler, in Rücksprache mit dem Schiedsrichter, den angenockten Torhüter auszuwechseln. Ein Feldspieler streifte sich das Torhütertrikot über. Das Spiel war deshalb für mindestens fünf Minuten unterbrochen. Kaum fand das Spiel seine Fortsetzung, köpfte Burri zum Ausgleich. HSV-Torhüter Betschart parierte in der 65. Minute einen Abschlussversuch. Inzwischen wog das Spiel hin- und her. Es gab kaum eine ruhige Phase, zuweilen war es überaus hektisch. Rothenburg verteidigte mit einem Mann weniger sehr clever. In der 69. Minute herrschte Konfusion im Mittelfeld.
Ein Rothenburg nützte die Abstimmungsprobleme, setzte sich mit einem Energieanfall durch und schoss den Ball zwischen den Händen von Betschart durch. Ein Strahl eines Schusses, wenn auch nicht ganz unhaltbar. Erneute Führung für die Rothenburger. Nachfolgend stellte Trainer Bosshard das System um. Abwehrdreierkette und einen zusätzlichen Stürmer sollten den Umschwung mit sich bringen. Die Umstellung zeigte Wirkung. Rothenburg war nun pausenlos mit Abwehraufgaben beschäftigt. Röösli, zuvor eingewechselt, legte sich den Ball im Strafraum zurecht und konnte er nur mit einem Foul am Abschluss gestoppt werden. Elfmeter! Burkart behielt kühlen Kopf. 2:2. Definitiv nichts für schwache Nerven. Hildisrieden agierte mit «all-in», stand noch offensiver und wollte unbedingt die drei Punkte.
Tatsächlich belohnten sich die Gäste für den grossen Aufwand. Estermann schob in der 92. Minute den Ball zum 3:2 ein. Ein letztes Aufbäumen von Rothenburg blieb wirkungslos. Abpfiff! Drei wichtige Punkte im Sack, Derby gewonnen und erneut die Leaderposition gefestigt. Fairerweise muss man zugeben; der FCR hätte durch seinen leidenschaftlichen Einsatz sicherlich einen Punkt verdient. Ausserdem lieferte der HSV gewiss keine gute spielerische Leistung ab. Auch in dieser Hinsicht wirkte, zumindest an diesem Abend, der FC Rothenburg einen Tick stabiler und besser. Wie es ohne die rote Karte und ohne den Torhüterwechsel ausgegangen wäre, sei dahingestellt. Vielleicht war es dieses Mal lediglich das Glück einer Spitzenmannschaft, die nach einer sehr beschiedenen Leistung trotzdem den Sieg holte.
Telegramm FC Rothenburg – Hildisrieder SV 2:3 (1:0)
Chärnsmatt Rothenburg; 150 Zuschauer.
Tore: 9. 1:0, 58. Burri 1:1, 69. 2:1, 88. Burkart 2:2, 91. Estermann 3:2.
Bemerkungen: 16. Rote Karte Rothenburg nach Notbremse, 33. Pfostenschuss HSV, 72. Lattenschuss Rothenburg.
HSV: Betschart; Schmid, Müller, Estermann, S. Ineichen, Burri, Burkart, Wicki, A. Ineichen, Krieger, Contreras (Bucher, Hüsler, Gumann, Röösli).
FC Rothenburg: Zweili; Sollberger, Schnider, Müller, von Ah, Glanzmann, Blozern, Müller, Schürch, Zimmermann, Egli (Nadler, Gisler, Huber, Louro Vincente, Roth, Jurt, Thürig).