Pascal Bader ist seit dieser Saison U16-Trainer im Kleinfeld. Ein Physiotherapeut half ihm einst beim Vereinswechsel, beim Cupfinal verabschiedete er sich durch die Hintertür und arbeitet nun mit dem prominentesten Co-Trainer des Schweizer Juniorenfussballs.

Lernen das Trainerhandwerk beim SCK. Pascal Bader und sein Assistent, Stephan Lichtsteiner (Bild: SC Kriens).

Pascal Bader, ist «Kampfsau» ein treffender Begriff um deine Spielweise als Profifussballer zu beschreiben?

Beim FCL hat mal einer zu mir gesagt, ich sei auf dem Platz eine «eierlegende Wollmilchsau». Weil ich als Stürmer oder Verteidiger, egal wo ich gespielt habe, immer marschiert bin. An meiner Einstellung hat es nie gelegen. Wenn nur mein Talent gezählt hätte, wäre für mich keine Profi-Karriere als Fussballer möglich gewesen. Ich habe Vieles über den Willen und den Einsatz wettgemacht.

Diese Einstellung hat dir neun Jahre als Fussballprofi in der Schweiz und im Ausland eingebracht.

Immerhin (lacht). Aber ja, zuerst drei Jahre beim FCL, mit dem Aufstieg in die Super League. Danach eine Saison in Aalen.

Wie kommt man von Luzern nach Aalen?

Der Physiotherapeut beim FCL kannte Ludwig Kögl, eine andere Legende beim FCL (schmunzelt). Kögl hatte Beziehungen nach Deutschland, und genoss dort als ehemaliger Bundesligafussballer einen sehr guten Ruf. Er stellte den Kontakt für mich nach Aalen her. Als ich dort unterschrieb, spielten sie noch Regionalliga, hatten aber ein grosses Punktepolster und waren praktisch in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Meine Unterschrift hat dieser Erfolgsserie ein Ende gesetzt (lacht). Nach meiner Unterschrift haben sie kein Spiel mehr gewonnen und stiegen nicht auf, sondern spielten als ich ankam in der neu gegründeten dritten Bundesliga.

«Wir haben noch zwei Tore kassiert und im Elfmeterschiessen verloren. Ich bin durch den Hinterausgang verschwunden.»

Pascal Bader über den Cupfinal mit Vaduz

Es folgte eine turbulentes Fussballjahr in Deutschland.

Ich hatte bei Aalen in einer Saison vier verschiedene Trainer, spielte aber relativ viel. Zuerst war Edgar Schmitt Trainer, dann kam mit Jürgen Kohler ein Deutscher Weltmeister, danach Patrick Sander, die Cottbus-Legende, und zum Schluss noch Rainer Scharinger. Wir sind dann nicht wie geplant auf-, sondern abgestiegen. Mein Vertrag war nicht gültig für die Regionalliga, also habe ich mir etwas Neues suchen müssen und wir wollten nach der Geburt unserer Tochter wieder etwas näher an die Schweiz ziehen, auch wegen der Grosseltern.

Aber du bist im Ausland geblieben.

«Halbes Ausland» zumindest. In Liechtenstein beim FC Vaduz. Vier Jahre habe ich dann dort gespielt.

Und, Cupsieger geworden?

Welcher Vaduz-Spieler nicht? Wobei, peinliche Geschichte. Das eine Jahr, als Vaduz nicht Cupsieger wurde, war ich dabei. Aber, das muss ich jetzt sagen, ich sass verletzt auf der Tribüne beim Cupfinal gegen Eschen-Mauren. Wir lagen 2:0 vorne. Da wechselte der Trainer die Spieler mit wenig Spielpraxis ein. Wir haben noch zwei Tore kassiert und im Elfmeterschiessen verloren. Ich bin durch den Hinterausgang verschwunden.

Nach welchen Kriterien hast du dir deine Vereine ausgesucht?

Ich habe immer nur aufs Geld geschaut, deshalb bin ich nun auch beim SC Kriens. Nein, natürlich nicht. Der Wechsel zu Luzern war damals klar, ich kam vom FC Baden und es war eine tolle Sache zum FCL wechseln zu können – auch wenn wir im ersten Jahr in der Challenge League gespielt haben. Bei Aalen reizte mich das Ausland. Vaduz, weil es ein ambitionierter Verein war und wir näher an der Schweiz wohnten dort. In Vaduz kam auch unsere zweite Tochter zur Welt und das passte dann ganz gut.

Hat sie einen Liechtensteinischen Pass?

Nein, als nicht Liechtensteiner darf man eigentlich gar nicht in Liechtenstein wohnen. Es gibt eine Art «Green Card». Wenn der Verein möchte, könnte er diese für einen Spieler besorgen, das machen sie aber für die Schweizer nicht.

Und dann die letzte Station beim SC Cham.

Kriens wollte mich ja nicht (lacht). Moreno Merenda, den ich in Vaduz kennengelernt hatte und der bis heute ein guter Freund von mir ist, spielte in Cham und hat mich gefragt, ob ich dahin kommen möchte. Mir war es damals lieber, im Alter von 30 Jahren und mit zwei Kindern, in der Arbeitswelt Fuss zu fassen und mit Fussball den Lohn noch etwas aufzustocken, als unbedingt nochmals irgendwo in der Challenge League als Profi zu kicken. Wobei, England war damals auch ein Thema, dort hätte ich gerne gespielt.

Vielleicht mal als Trainer. Hast du diese Ambitionen?

Nach England? Wer weiss. Aber ich möchte irgendwann als Trainer meinen Lebensunterhalt finanzieren können. Das ist schon mein Ziel. Fussball ist das was ich am liebsten mache. Das war schon zu meiner Aktivzeit so, daran hat sich nichts geändert.

Wieso nun U16-Trainer beim SC Kriens?

Ich habe beim FC Sursee die FE14 trainiert und kann nun hier im Kleinfeld wieder 11er Fussball trainieren, das ist schon nochmals etwas anderes. Mehr Tempo, mehr Taktik, von allem etwas mehr. Dazu ist man als SCK-Trainer auch eingebettet in die Zusammenarbeit mit dem FCL, das macht es sicher auch attraktiver hier beim SCK zu arbeiten.

«Ein Trainer hat mir mal gesagt, ich solle mich um meinen eigenen Scheiss kümmern. So will ich zum Beispiel nie sein.»

Pascal Bader über Pascal Bader

Weshalb wolltest du Trainer werden?

Ich habe als Spieler schon daran gedacht, mal als Trainer zu arbeiten. Ich sehe mich aber im Ausbildungsbereich und nicht im Aktivfussball.

Weshalb?

Im Juniorenbereich wollen die Spieler weiterkommen, die Bereitschaft zu lernen ist viel grösser. Wie jetzt hier bei der U16. Auch wenn sie in einem schwierigen Alter sind, es kommt gerade Vieles auf die Jungs zu, mit der Schule, der Lehre, der Freundeskreis verändert sich und trotzdem wollen sich alle verbessern. Sie wollen lernen, sie wollen weiterkommen, sie haben Ziele, das ist im Aktivfussball anders. Die Lern- und Leistungsbereitschaft ist im Amateurfussball nicht so ausgeprägt, kann sie ja auch nicht sein.

Was ist der Unterschied zwischen dem Spieler Pascal Bader und dem Trainer Pascal Bader?

Als Spieler will man unbedingt gewinnen. Immer.

Als Trainer doch auch.

Jein. Auf U16-Level ist es mir lieber, wir verlieren mal und lernen etwas dabei, als dass wir jeden Gegner mit 5:0 weghauen aber in der Entwicklung stagnieren. Daher bin ich als Trainer sicher weniger emotional als ich es als Spieler war, weil ich nun einen etwas anderen Fokus habe. Es wäre für alle Beteiligten auch nicht gut, wenn ich mich als Trainer so aufführen würde auf dem Platz, wie damals als Spieler.

Im Juniorenspitzenfussball gibt es viele Vorgaben an die Trainer. Was und wie sie zu trainieren haben. Wie frei bist du in deiner Arbeit als Trainer?

Ja klar, die gibt es. Vom Verband, aber auch aus dem Team Innerschweiz. An diese Makropläne halte ich mich. Aber es kann vorkommen, dass ich eigentlich geplante Trainingsinhalte um eine Woche verschiebe, weil nach dem Spiel am Wochenende andere Trainingsinhalte wichtiger sind. Auch das Spielsystem muss variabel sein, der Spieler muss Entscheidungen selber fällen können, muss auch mal aus dem System ausbrechen können, gerade in der Offensive.

Was ist dir heute wichtig als Trainer?

Dass die Spieler zuhören, wenn ich etwas sage (lacht). Nein, aber die Disziplin ist natürlich wichtig, nicht nur in Bezug auf den Trainer, sondern auch in Bezug auf die Mannschaftskameraden, auf ein Spielsystem, auf eine Spielidee. Ich möchte die Jungs weiterbringen, damit sie etwas lernen in diesem Jahr. Jeder soll seine Stärken ausleben können, der Kämpfer, der Dribbler, der Schussgewaltige – und an den Schwächen gilt es zu arbeiten.

Wie viel nimmst du in deiner Trainerarbeit mit aus der Profilaufbahn?

Ich hatte unterschiedliche Trainer. Sehr gute, aber auch sehr schlechte. Es hilft mir nun sicher beides. Ich weiss auch, wie ich als Trainer nicht sein möchte. Einer hat mir mal gesagt ich solle mich um meinen eigenen Scheiss kümmern, als ich ein Feedback zu meiner Leistung wollte, so will ich zum Beispiel nie sein.

Stephan Lichtsteiner ist nun dein Assistent bei der U16. Kanntet ihr euch?

Also ich kannte ihn, ich weiss nicht, ob er mich auch kannte. Es ist sehr spannend mit jemandem zusammenzuarbeiten der so viel erlebt und gesehen hat im Fussball wie wohl kein anderer Spieler in der Schweiz. Es ist super mit ihm, es ist ein miteinander und ich denke unsere Jungs können sehr viel profitieren – von uns beiden natürlich (lacht).

Der Beitrag ist erschienen im Clubheft «Kleinfeld» des SC Kriens.