Einmal mehr geben die Küssnachter Fussballerinnen diese Saison das gallische Dorf in der NLB. Das Team wurde verjüngt und um neue Gesichter auf und neben dem Platz ergänzt. Im Kern bleiben sich die FCK-Frauen jedoch in Mentalität und Teamgeist treu. Am Samstag beginnen die neuaufgestellten Küssnachterinnen in Solothurn den Härtetest – den Kampf um den Ligaerhalt in der zweithöchsten Schweizer Spielklasse.
Am letzten Spieltag der vergangenen Saison gewannen die Küssnachter Fussballerinnen mit einem furiosen Auftritt mit 3:1 gegen den FC Schlieren und sicherten sich so den Klassenerhalt in der NLB. Doch es war ein bittersüsser Erfolg, denn mehrere Spielerinnen, darunter feste Stützen des Teams wie Livia Zimmermann und die Küssnachter Lebensversicherung Andrea Schuler, verliessen im Anschluss an die Spielzeit das Team. Dazu erklärte auch Trainer Remo Zwyssig, dass er nun den Zeitpunkt gekommen sah, einen Schlussstrich zu ziehen und Platz für neue Impulse freizumachen.
New Sheriff in Town
Für diese neuen Impulse soll nun der neue Cheftrainer Marcel Sommerhalder sorgen. Der neue Coach hat als Spieler eine lange FCL-Vergangenheit, durchlief alle Juniorenmannschaften und schaffte es schliesslich auch in die 1. Mannschaft; ein Einsatz war ihm allerdings nicht vergönnt. Nach Zwischenstationen bei Chur, Zug, Cham und Sursee begann er seine Trainerlaufbahn. Vom LSC über Ebikon bis zu den Kickers, die damals in der 1. Liga spielten, hat er bereits an einigen Orten Erfahrung als Coach sammeln können. Allerdings verlor er zwischenzeitlich den Spass am Fussball und legte eine Pause ein. Als seine Tochter beim FC Küssnacht zu spielen begann, erwachte die Leidenschaft wieder, und er trainierte einige Juniorenteams.
Nun übernimmt er nach neun Jahren Remo Zwyssig. Über seinen Vorgänger findet Sommerhalder nur lobende Worte: «Ich kenne Remo, er ist ein super Typ, und er hat das über neun Jahre super aufgebaut, Grossartiges geleistet und sie bis in die NLB geführt.» Er möchte ihn allerdings nicht einfach kopieren, sondern seinen eigenen Stil einbringen. Das Team hat aus der Vorbereitung einen guten Eindruck vom neuen Übungsleiter gewonnen; Captain Vivienne Steiner spricht von einem kompetenten und einfallsreichen Auftreten.
Kollektiv soll Abgänge auffangen
Als wahre Herausforderung gestaltete sich die Kaderplanung: Im Besonderen galt es, Andrea Schuler und Livia Zimmermann zu ersetzen; allerdings gab es eine ganze Reihe an weiteren Abgängen. Dabei gingen die FCK-Frauen bereits letzte Saison personell oft auf dem Zahnfleisch. Deshalb verpflichtete man vier Spielerinnen aus der Schmiede des FC Luzern für die Offensivabteilung und verstärkte sich mit Michaela Fischer und Nubia Rispoli auch punktuell in der Defensive. Die neuen Spielerinnen sollen die Abgänge allerdings nicht 1:1 ersetzen; das soll über das Kollektiv geschehen, erklärt Captain Vivienne Steiner. «Wir wollten sie bei uns integrieren, damit wir das als Team lösen können.» Auch Marcel Sommerhalder sieht das als den Schlüssel: «Wenn der Teamgeist stimmt und alle am gleichen Strang ziehen, kann man im Fussball viel erreichen.»
Intensive Vorbereitung
Die Vorbereitung begann für die Küssnachterinnen bereits am 10. Juli. In den ersten Wochen lag der Fokus vor allem auf der Kondition. «Wir sind viel gelaufen, und dazwischen gab es quasi als Erholung intensive Spielformen. Das war schon anstrengend», erzählt Vivienne Steiner. Die letzten Wochen vor dem NLB-Auftakt feilte das Team dann an den taktischen und spielerischen Feinheiten. In den Testspielen lief es parallel ergebnistechnisch ziemlich durchwachsen, was vom Trainer allerdings etwas relativiert wird: «Wir mussten, was die Resultate angeht, etwas Lehrgeld zahlen, aber insgesamt hat die Leistung gestimmt, und ich bin zufrieden mit der Vorbereitung.»
Ligaerhalt durch Mentalitätsstärke
Das Ziel des Teams ist der erneute Klassenerhalt. «Wenn ich da an etwas anderes glauben würde, wäre ich in Küssnacht am falschen Ort», meint Sommerhalder. Dennoch erkennt er auch an, dass es schwer wird: «Wir haben nicht die Möglichkeiten anderer Teams; unsere Spielerinnen sind alle wegen des Fussballs hier, keine verdient Geld daran.» Doch genau das ermöglicht es den Küssnachterinnen, im Teamgeist ihre grösste Stärke zu entfalten: Ihren Teamgeist. Den Spielerinnen gelang es in den vergangenen Saisons, eine eingeschworene Truppe zu formen, die sich auch nach zahlreichen Rückschlägen nicht unterkriegen liess. Das werden sie wieder versuchen. Wenn das gelingt, wird dieser Zusammenhalt auch in der neuen Spielzeit zum entscheidenden Trumpf werden.
Kleine Spitzengruppe, breiter Abstiegskampf
Die NLB teilt sich traditionell in drei Kategorien: Aufstiegsaspiranten, Abstiegskämpfer und die U21 des FC Zürich. Die Zürcherinnen können nicht in die NLA aufsteigen, spielen aber trotzdem jedes Jahr ganz oben mit. Dazu werden vermutlich der FC Sion nach dem versäumten Aufstieg und NLA-Absteiger Yverdon auf die Aufstiegsplätze schielen.
Die restlichen Teams werden mehr oder minder bis in die Platzierungsspiele zittern müssen. Die Fussballclubs aus Wil, Schlieren und Solothurn waren letzte Saison ziemlich schnell sicher; doch ob sich das wiederholt, wenn die Karten neu gemischt werden, ist fraglich. Wie der FCK musste auch Biel eine Abstiegs-Finalissima am letzten Spieltag überstehen und dürfte vermutlich auch diese Saison um den Ligaerhalt bangen müssen. Dazu gesellen sich schliesslich auch noch die beiden Aufsteiger FC Winterthur und Etoile Carouge, die beide naturgemäss eine gute Saison hinter sich haben und vor Selbstvertrauen strotzen dürften. «Winterthur ist aufgestiegen ohne ein einziges Spiel verloren zu haben, das ist schon eindrücklich», meint Trainer Marcel Sommerhalder. Dennoch: Der Abstiegskampf hat seine eigenen Gesetze, an die sich beide erst einmal gewöhnen müssen.
Es sieht also nach einem ziemlich breiten Feld an «Anwärtern» aus, die in dieser Saison kämpfen werden müssen. Ein erneut spannender Abstiegskampf steht bevor, und der FC Küssnacht wird vermutlich wieder mittendrin sein. Allerdings wäre es unter anderem Kapitänin Vivienne Steiner lieber, wenn diesmal das Damoklesschwert des Abstiegs nicht bis zum allerletzten Spieltag über den Küssnachterinnen baumelt.
Eröffnung in Solothurn
Am nächsten Samstag geht es los; die FCK-Frauen starten die NLB-Saison in Solothurn. Dort hatte man vergangene Saison nicht einen Punkt holen können, was in eine insgesamt relativ schwache Auswärtsbilanz passt. Weder Trainer noch Captain können sich das so wirklich erklären; beide wollen jedoch daran etwas ändern. Einfach dürfte das jedoch nicht werden: «Sie kommen ziemlich stark über die Physis, da müssen wir entsprechend dagegenhalten, dann haben wir eine Chance.» Ob die Küssnachterinnen gleich erste Punkte mit nach Hause nehmen, wird am Samstag um 17.00 Uhr im Stadion FCS in Solothurn entschieden.